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Rettung für Altenberger Haus

Das historische Gebäude soll bei Wilsdruff an einem besonderen Platz wieder entstehen.

Von Egbert Kamprath
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Mit Baujahr 1692 war das Gebäude an der Anton Unger Straße eins der ältesten Altenberger Gebäude.
Mit Baujahr 1692 war das Gebäude an der Anton Unger Straße eins der ältesten Altenberger Gebäude. © Egbert Kamprath

Leer stand es schon lange, das kleine, alte Haus am Ende der Anton-Unger-Straße in Altenberg. Gebaut um 1692 war es eines der ältesten im Ort, die die Zeit bis heute überdauert hatten. Es überstand unbeschadet die schweren Kriegszerstörungen im Ort als eines von wenigen im Zentrum. Doch der nahende Zinnbergbau schien schließlich sein Schicksal zu besiegeln. Ein Haus nach dem anderen wurde wegen der sich vergrößernden Pinge abgerissen. Doch dann kam das abrupte Ende des Bergbaus. Das kleine Häuschen in Privatbesitz direkt neben dem Pingenzaun stand unbeachtet und am Ende viele Jahre unbewohnt da. Eigentlich war es nur noch eine Frage der Zeit, bis es in sich zusammengefallen wäre. Ein Teil des Dachs hatte sich bereits gesenkt und eine Hausecke fehlte. Doch der Zufall kam dem Abriss zuvor.

Wilsdruffer Verein als Retter

Beim Wilsdruffer Verein zur Förderung der ländlichen Baukultur in Sachsens Mitte mit seinen gegenwärtig rund 20 Mitgliedern bekam man Wind von dem historischen, unter Denkmalsschutz stehenden Gebäude und nach einem Vorort-Termin fiel die Entscheidung, dass es eine Zukunft für das Gemäuer geben wird oder besser für die besondere Fachwerkskonstruktion. Seit Jahren gibt es die Idee, ein Freilichtmuseum in Sachsens Mitte zu errichten, als Ergänzung zu Heimatmuseum und Geopark.

Historisch wertvolle Gebäude sollen dazu abgebaut und auf einem Areal bei Limbach originalgetreu wieder errichtet werden. So hat der Verein bereits 2019 in Bärenstein eine alte Scheune abgebaut sowie zwei Gebäude bei Hilbersdorf und Chemnitz.

Kay Arnswald (re.) und Moritz Eggert bereiten die Balkenkonstruktion für die Demontage mit dem Kran vor.
Kay Arnswald (re.) und Moritz Eggert bereiten die Balkenkonstruktion für die Demontage mit dem Kran vor. © Egbert Kamprath
Sorgsam beschriftet wie diese Holznägel gehen die Einzelteile auf die Reise.
Sorgsam beschriftet wie diese Holznägel gehen die Einzelteile auf die Reise. © Egbert Kamprath
Blick ins Gebäudeinnere während der Abrissarbeiten.
Blick ins Gebäudeinnere während der Abrissarbeiten. © Egbert Kamprath

Kay Arnswald aus Helbigsdorf ist erstaunt, wie gut die Holzkonstruktion des Altenberger Hauses trotz des langen Leerstandes noch erhalten ist. Zusammen mit seinen Vereinskollegen ist der Zimmerermeister seit Tagen damit beschäftigt, das Gebäude Stück für Stück abzutragen. Relevante Teile werden akribisch genau beschriftet, damit man sie später passend wieder zusammenfügen kann. Kay Arnswald ist immer wieder begeistert, wenn er die Konstruktion mit den alten Holznägeln betrachtet. Metall war damals wertvoll und wurde nur wenn unbedingt nötig eingesetzt. „Ich glaube nicht, dass es sich um ein Bergmannshaus handelt, dafür sind die Zimmerdecken zu hoch. Ich vermute eher einen Händler. Unter den Verkleidungen haben wir noch die alten Originaldecken gefunden.“

Mithilfe eines Krans wurden die einzelnen Balken auf einen Transporter geladen und nach Wilsdruff gebracht. Trotz einiger Fördermittel für die Demontage ist die Arbeit der Denkmalschützer ehrenamtlich. Wie die Teile der übrigen Gebäude landet aber auch das demontierte Altenberger Gebäude vorerst im Depot, denn bis zum geplanten Museum ist es noch ein weiter Weg.

Limbach als Kultur- und Erlebnisstandort

Seit 2017 gibt es bei engagierten Bürgern und bei der Stadt Wilsdruff Ideen für die Schaffung eines neuen Kultur- und Erlebnisstandortes für die Region in Sachsens Mitte. Den Anstoß gaben viele alte Gebäude, die dem Verfall preisgegeben waren. Mit ihrem Verschwinden verlor die Region aber auch einen Teil ihrer Geschichte. Anliegen des Vereins ist das Bewahren dieser Historie. Die Ideensuche mündete schließlich in der Errichtung eines Freilichtmuseums, für das als Standort Limbach vorgesehen ist. Hier sollen die gesicherten Häuser originalgetreu wieder aufgebaut werden.


Im Innern sind Ausstellungen geplant, die über Baukultur und Alltagsleben der Menschen in der Region informieren. „Eine Schau dieser Art gibt es in der Region bislang nicht und sie wäre sicher eine Bereicherung. Wir haben nicht nur Gebäude gesichert, sondern auch jede Menge Sachzeugen und historisches Arbeitsgerät“, sagt Kay Arnswald. Allerdings wird es bis zur Umsetzung des Projekts noch einige Jahre dauern. „Die Umsetzung der Bausubstanz können wir Dank Fördermittel ganz gut realisieren. Eine ganz andere Sache ist der dauerhafte Museumsbetrieb. Dafür müssen laufend Gelder zur Verfügung stehen, ob für die Rasenpflege oder den Einlass an der Kasse. Wer das am Ende finanziert, da sind wir noch am Suchen.“ Er hofft aber, dass in den nächsten Jahren Stück für Stück das Projekt entstehen kann.