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Amtsstube aus Kaisers Zeiten

Das Rabenauer Rathaus feiert am Sonnabend sein 125. Jubiläum. Eine Ausstellung zeigt die Geschichte des Gebäudes.

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© Andreas Weihs

Von Hauke Heuer

Rabenau. In Rabenau wird am Sonnabend ein ganz besonderes Jubiläum begangen. Das Rathaus der Stadt wird 125 Jahre alt. Seit der Einweihung am 10. April 1893 beherbergt der dreigeschossige gelbe Ziegelbau die Rabenauer Verwaltung, das Büro des Bürgermeisters und nicht zuletzt den Ratskeller.

Das Bild zeigt das Rathaus am Tag der Einweihung.
Das Bild zeigt das Rathaus am Tag der Einweihung. © Repro: Andreas Weihs

Der Bau des Gebäudes fällt in die Amtszeit des ersten hauptberuflichen Bürgermeisters Karl Hermann Wittig, der die Rabenauer Geschicke von 1891 bis 1918 lenkte. Wittig kaufte im September 1891 kurz nach seinem Amtsantritt die Wirtschaft des Schuhmachers Bernhard Hünig am Markt 3 für 19 200 Mark. Die alten Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurden abgerissen. Am 4. Mai 1892 erteilte die Königliche Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt eine Baugenehmigung für das Grundstück. Die Grundsteinlegung erfolgte am 9. Juni des selben Jahres.

Wittig war auch der erste Bürgermeister, der nach der Einweihung in die Amtswohnung in den oberen Etagen zog. Auch der Stadtwachtmeister Ernst Pietzsch fand hier eine Unterkunft. Erster Pächter des Ratskellers war Moritz Hauptvogel.

Stilistisch fügt sich das Rathaus in den damals üblichen „altdeutschen“ Stil der Gründerzeit ein, der Ende des 19. Jahrhunderts bei vielen repräsentativen Gebäuden im Deutschen Kaiserreich Eingang fand. Die Mischung aus neoklassizistischen und neobarocken Einflüssen insbesondere in der Fassadengestaltung passte damals wie heute nicht zu den übrigen Gebäuden in der Umgebung, verströmt aber einen gewissen piefigen Charme und verleiht dem Markt einen pittoresken Charakter.

In den folgenden Jahren wurde das Gebäude immer wieder modernisiert. So musste die Einzelofenfeuerung 1918 einer Zentralheizung weichen. Bereits 1917 zog damals moderne Technik in die Rabenauer Verwaltung ein: Mit Johanna Schneider wurde die erste Maschinenschreiberin eingestellt.

Die letzten großen baulichen Maßnahmen wurden 1993 durchgeführt. „Das Gebäude wurde umfassend saniert und den neuen Erfordernissen angepasst. So musste Platz für das Meldewesen geschaffen werden, das zu DDR-Zeiten von der Polizei übernommen wurde“, erklärt der heutige Bürgermeister Thomas Paul (CDU), der 2009 sein Büro im ersten Obergeschoss bezog. Unter seiner Verantwortung wurde im vergangenen Winter die Dachdämmung des Hauses erneuert. Im kommenden Jahr soll das Gebäude endlich barrierefrei werden. Auf der Ostseite wird ein Fahrstuhl installiert. Darüber hinaus erhält das Rathaus neue Türen, die den neuesten Brandschutzvorschriften entsprechen.

Die Geschichte des Rabenauer Rathauses kann am Sonnabend in einer Ausstellung, bestehend aus mehreren Schautafeln, im Ratskeller des Rathauses besichtigt werden. Gezeigt werden zahlreiche Bilder und Dokumente aus der Anfangszeit des Gebäudes. Doch die Rabenauer wollen am Sonntag vor allem feiern. Entsprechend wurde ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt.

Die Feierlichkeiten auf dem Marktplatz starten um 11 Uhr mit einem gemeinsamen Mittagessen. Dazu spielt die Blasmusik-Combo „Charlies Mannen“. Um 13 Uhr versteigert der Bürgermeister persönlich alte Gegenstände, die in dem Rathaus keinen Platz mehr haben, wie Lampenschirme, Zinnartikel und Teller mit Motiven der Stadt Rabenau. Kinder waren in den vergangenen Monaten aufgerufen, das Rabenauer Rathaus zu malen. Die schönsten Bilder werden um 16 Uhr prämiert. Darüber hinaus beteiligen sich die Schüler der DPFA-Regenbogenschulen Rabenau und der Grundschule Oelsa mit musikalischen Beiträgen an dem Festprogramm. Wer sich weiterführend über die Geschichte des Rathauses informieren möchte, kann ab 17 Uhr einem Vortrag zum Thema in der St. Egidien Kirche lauschen. Die Höhepunkte des Festes sind die Technikschau der Feuerwehr von 13 bis 17 Uhr sowie der Auftritt der Damen-Rockband „Vorsicht Weiber“ um 19 Uhr auf dem Marktplatz.

Das komplette Programm gibt es auf www.rabenau.net