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Die Bedeutung von Ostern für die Sorben und deren Bräuche

Ostern ist vor allem im sorbischen Volk ein besonderes Fest und mit zahlreichen Bräuchen verbunden. Welche Bräuche es gibt und wo deren Ursprung liegt, erfahren Sie hier.

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Für Sorben steckt viel mehr hinter den verzierten Eiern als hübsch anzusehende Osterdeko. Für sie ist das Verzieren ein wichtiges Stück Tradition, das es zu bewahren gilt.
Für Sorben steckt viel mehr hinter den verzierten Eiern als hübsch anzusehende Osterdeko. Für sie ist das Verzieren ein wichtiges Stück Tradition, das es zu bewahren gilt. © Adobe Stock

Ostern ist für die sorbische Bevölkerung nicht nur ein Fest der Familie, sondern ein tief verwurzelter Ausdruck ihrer Identität und ihres Glaubens. Es ist eine Zeit, in der die Gemeinschaft sich vereint, um die Wunder des Lebens und die Kraft der Auferstehung zu feiern.

Dabei ist das Osterfest eng mit dem Frühlingsbrauchtum verknüpft. Das Frühjahr ist und war die brauchtumsreichste Zeit, natürlich auch wegen der wichtigen Bedeutung für die Landwirtschaft. Da es eine Zeit der Hoffnung und Freude ist, sind die meisten Frühlingsbräuche fröhliche Bräuche. Das erkennt man zum Beispiel an der Farbenpracht.

Grundsätzlich wurden viele der sorbischen Bräuche in ganz Europa zelebriert. Vieles, was andernorts nicht mehr gelebt wird, hat sich in der Lausitz jedoch bis heute gehalten.

Die sorbischen Bräuche zu Ostern

Sorbische Ostereier

Diese kunstvoll verzierten Eier sind nicht nur Symbole des Osterfestes, sondern auch Ausdruck von Kreativität, Tradition und sorbischer Identität. Die beeindruckenden Eier-Kunstwerke sind über die Lausitz hinaus bekannt und auch bei Touristen ein beliebtes Mitbringsel aus ihrem Urlaub in der Lausitz.

Wie ist es überhaupt möglich, einen so winzigen Gegenstand so aufwendig zu verzieren? Tatsächlich gibt es vier traditionelle Grundtechniken, um ein sorbisches Osterei zu gestalten. Jedes Ei ist ein Unikat, das mit liebevoller Handarbeit gestaltet wird und oft traditionelle sorbische Motive wie Blumen, Tiere und geometrische Muster zeigt. Einige sind komplizierter, andere auch für Anfänger geeignet. Das Sorbische Museum Bautzen / Budyšin bietet jährlich zur Osterzeit Workshops an, bei denen die teils kniffligen Techniken unter fachkundiger Anleitung erlernt werden können.

Doch wie kam es überhaupt zu diesem Brauch? Ursprünglich schenkten Patenkinder ihren Paten die Eier als sogenanntes Patengeschenk zu Ostern, inzwischen werden die Patenkinder selbst und manchmal auch andere Familienmitglieder beschenkt. Ganz gleich, wer sich am Ende über die Ostereier freuen darf, in einem sind sich alle einig: Der Brauch ist etwas Familiäres und darf zu Ostern nicht fehlen.

Eierschieben auf dem Protschenberg in Bautzen

Auch das Eierschieben in Bautzen auf dem Protschenberg zählt zu den bekannten Bräuchen und ist inzwischen auch ein Touristenmagnet. Die Geschichte in Bautzen blickt hier auf 400 Jahre zurück. Früher ließen wohlhabende Kinder Eier und andere Gegenstände den Hang hinabrollen, die von ärmeren Kindern am Fuß des Hügels aufgefangen wurden. Mit der Zeit wurden nicht nur (hartgekochte) Eier, sondern auch Nüsse, Äpfel, Apfelsinen, Gebäck und andere annähernd runde Objekte den Berg hinuntergeschickt.

Heutzutage werden bunte Plastikbälle den Berg hinuntergerollt, die dann gegen Preise eingetauscht werden können. Der sogenannte "Eierjokel", historisch gesehen ein Straßenhändler in zerschlissener Kleidung, fungiert als Moderator und Spielleiter bei den Aktivitäten auf dem Protschenberg.

Osterreiten in Bautzen

Das Osterreiten ist nicht nur schön anzusehen und zu einer festlichen Tradition für Touristen und Einheimische geworden, sondern blickt auch auf eine jahrhundertelange Geschichte bis ans Ende des 15. Jahrhunderts zurück. Der genaue Ursprung ist nicht bekannt, aber er liegt womöglich im heidnischen Umreiten der Felder im Frühjahr, welches die Saat und die Ernte schützen sollte.

Zwischen Hoyerswerda und Wittichenau fand vermutlich das erste Osterreiten statt. Seit der Reformation wird diese Route aber nicht mehr beritten, stattdessen findet das Osterreiten nun zwischen Wittichenau und Rabitz statt. Dieses Osterreiten ist das wohl größte Osterreiten, welches jährlich tausende Besucher anzieht.

Karklappern

Das Karklappern wird vor allem in den katholischen Kirchenorten praktiziert. Dabei ziehen Jungen und heute teils auch Mädchen mit Klappern von Kreuz zu Kreuz und beten das Angelusgebet.

Ostersingen

Das Ostersingen in den evangelischen Dörfern ist gerade wieder etwas bekannter geworden, war aber lange beinahe verschwunden. Dabei ziehen Mädchen, heute auch Frauen in der Passions- und Osterzeit singend durch das Dorf.

Osterwasser

Das Osterwasser wurde am frühen Ostermorgen aus einem Gewässer in der Nähe geschöpft, meist von unverheirateten jungen Frauen. Dabei durften die Frauen auf dem Weg zur Quelle nicht reden. Das Waschen mit dem Wasser sollte für ewige Schönheit sorgen. Dieser Brauch wird heute eher selten noch gepflegt.

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Warum werden Eier zu Ostern bunt gefärbt?

Das Eierfärben zu Ostern gehört dazu wie das Baumschmücken zu Weihnachten. Doch warum werden die Eier eigentlich bunt gefärbt? Tatsächlich steht hinter dieser Aktion ein praktischer Grund, der weit in der Vergangenheit liegt.

Denn während der Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern dürfen traditionell weder Fleisch noch Eier verzehrt werden. Damit die Eier in der Zwischenzeit nicht verdarben, wurden sie bereits im Mittelalter durch Kochen haltbar gemacht. Um später noch unterscheiden zu können, wann welches Ei gekocht wurde, färbte man sie unterschiedlich ein.

Generell gilt das Ei als Fruchtbarkeitssymbol, doch im Christentum steht es auch für die Auferstehung von Jesu Christi. Die Segnung von Eiern und anderen Osterspeisen führte die katholische Kirche allerdings erst im 12. Jahrhundert ein.

Viele Bräuche geraten in Vergessenheit

Einige der Bräuche geraten aufgrund des fehlenden Bezugs zur Landwirtschaft oder zur Religion allmählich in Vergessenheit.

Andrea Pawlikowa/Paulik, Kuratorin im Sorbischen Museum in Budyšin/Bautzen, dazu: "Jede Generation muss Bräuche und Traditionen neu für sich erschließen. Manche Bräuche verschwinden für eine Weile, sind dann aber wieder im Kommen. Gesellschaftliche oder wirtschaftliche Ereignisse können ebenso zu Veränderungen führen. Die Pandemie hatte hier zuletzt großen Einfluss. In den vergangenen zwei Jahren konnten viele Bräuche nicht gelebt werden. Nicht alle Menschen haben diese jetzt wieder aufgenommen."

Jedoch müssen Bräuche nicht ausschließlich in der Öffentlichkeit stattfinden, sondern werden häufig auch Zuhause gepflegt. Ostern ist eine Zeit des Beisammenseins und der Familie - warum also dieses Jahr nicht mal einen traditionellen Osterbrauch durchführen und die gemeinsame Zeit noch besonderer machen? Wir wünschen Ihnen frohe Ostern und eine schöne Zeit!

„Sorbisch? Na klar.“ ist die Kampagne der Sächsischen Staatsministerin für Kultur und Tourismus.