- Kommentar vom Städtischen Bestattungswesen Meißen -

Wer aus mangelndem Selbstbewusstsein Notlügen benutzt, wird sich darin verstricken, bis man sich eine lebensfremde eigene Welt konstruiert hat. Damit entfällt auch die eigene Entscheidung, die Wahrheit sagen zu dürfen.

Maßgeblich ist doch worüber und wie lange wir den Gegenüber täuschen. Der richtige Maßstab zwischen Wahrheit und Lüge erreicht man nur, wenn man Frieden mit anderen und sich selber schließt. Solange die Situation stimmt, fühlen sich alle wohl. Es ist auch weniger die Persönlichkeit, sondern das Umfeld, was die Ehrlichkeit beeinflusst. Wer selbstbewusst in der Welt steht, muss niemanden mehr etwas beweisen. Er hat es geschafft. Angeblich soll Alter sogar weise und ehrlich machen. Doch das ist eher ein Trugschluss, weil das Selbstbewusstsein im Alter auch nicht unbedingt am Ansteigen begriffen ist. Reichtum allein wird immer eine Sicherheit verleihen. Spätestens wenn man sich alles kaufen kann, hat man plötzlich keine Bedürfnisse mehr. Wozu noch lügen.

Die Bereitschaft sich den Wertvorstellungen einer Kleingruppe anzuschließen, hat große Krisen ausgelöst. Auf der Jagd nach dem Geld, wenn Schwindel, Betrug, Gier und die eigenen Egoismen einen besonderen Stellenwert einnehmen und das Umfeld diese Eigenschaften als positiven Wert beschreibt, hat die gemeinschaftliche Wahrheit keine Chance. Die moralische Identität der Verantwortlichen ist auf einem extrem niedrigen Stand, auch wenn das Verhalten von den Umgebenden und Kollegen nicht in Frage gestellt wird. Schuld und Schamgefühle sind auch nach dem Bekanntwerden der Lüge nicht zu erwarten.

Es ist das Umfeld, Familie, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Kommilitonen, das einen Mikrokosmos für die Lüge bereitstellt. Doch man lügt zumindest instinktiv und nicht, indem man darüber schon nachgedacht hat.

Je höher der Zeitdruck, desto größer ist das Lügenpotential. Wer länger nachdenkt, liegt immer näher an der Wahrheit. Deswegen wird in den modernen elektronischen Briefen mehr geschwindelt, als in einem handschriftlichen oder ausgedruckten Brief. Warum trotzdem viele auf einer elektronischen Datenübermittlung bestehen, wird ein Rätsel bleiben.

Doch wie soll man sich verhalten, wenn man vermutet, dass der Gesprächspartner die gesagte Wahrheit missbraucht? Man kann hier nur als Wissender entscheiden, wie viel man preisgeben möchte. Doch genau hier streift man schon die Dimension des Geheimnisverrats.

Jede Lüge hat auch ihren Preis. Das ist der zukünftige Vertrauensverlust. Man muss nur aufpassen, dass das gute Gefühl nach einer Lüge nicht von anderen ausgenutzt wird.

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