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„Digitalisierung ist der Hebel für alles andere“

Wie bekommt die Digitalisierung in Sachsen den dringend nötigen Schub? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Roundtable-Gesprächs, zu dem die Initiative „Digitales Bürgernetz“ der Deutschen Glasfaser jetzt nach Dresden eingeladen hatte.

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Der Breitbandausbau ist die Basis der Digitalisierung. In der Praxis hemmen noch oft Bürokratie und unzureichende Kapazitäten den schnellen Fortschritt. Die neue Digitalstrategie für Sachsen soll Abhilfe schaffen.
Der Breitbandausbau ist die Basis der Digitalisierung. In der Praxis hemmen noch oft Bürokratie und unzureichende Kapazitäten den schnellen Fortschritt. Die neue Digitalstrategie für Sachsen soll Abhilfe schaffen. © Foto: PR

Sie ist die Basis der wohl größten wirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Transformation der Gegenwart – die Digitalisierung. Ohne sie – da sind sich Wissenschaftler, Politiker und die Praktiker vor Ort einig – kann die Zukunft nicht gelingen. Warum aber geht es auch in Sachsen beim Auf- und Ausbau der digitalen Infrastruktur oft eher schleppend voran? Wie können Genehmigungsprozesse beschleunigt werden? Warum scheitern innovative Ideen an Verwaltungsvorschriften? Und wie kann man diese Hürden endlich effektiv aus dem Weg räumen? Um diese und viele weitere Fragen ging es jetzt bei einer ganz besonderen Premiere in Dresden. Auf Einladung des Digitalen Bürgernetzes, eine Initiative von Deutsche Glasfaser, trafen sich mitten in der historischen Altstadt Experten, Entscheidungsträger und Multiplikatoren am Roundtable „Digitale Zukunft@Sachsen“.

Die Diskussionsrunde war Teil der Initiative „Digitales Bürgernetz“, die die Deutsche Glasfaser ins Leben gerufen hat, um die wichtigsten Fragen der Digitalisierung dort zu diskutieren, wo sie ganz konkret wichtig sind – vor Ort in den Bundesländern, in Städten und Gemeinden. „Schnelles Internet ist Daseinsvorsorge“ brachte es Thomas Kralinski, Staatssekretär im Sächsischen Wirtschaftsministerium, auf den Punkt. Er eröffnete die Runde, an der auch Ulf Heinemann, Landessprecher des Branchenverbandes Bitkom und Geschäftsführer der Robotron Datenbank-Software GmbH, Christoph Neuberg, Hauptgeschäftsführer der IHK Chemnitz, Christof Sommerberg, Bereichsleiter Public Affairs bei der Deutschen Glasfaser, sowie Philipp Wilimzig, Geschäftsführer des Unternehmens Smart Village Solutions SVS GmbH, teilnahmen. „Wirtschaft in Sachsen“ war Medienpartner der Veranstaltung.

Staatssekretär Thomas Kralinski eröffnete die Gesprächsrunde.
Staatssekretär Thomas Kralinski eröffnete die Gesprächsrunde. © Foto: Ronald Bonss

Neue Digitalstrategie beschlossen

Sachsen hat erst vor wenigen Wochen eine Digitalstrategie beschlossen. Sie soll dem Freistaat den dringend benötigten Schub in Sachen Glasfaserausbau geben. Denn noch immer gibt es vor allem im ländlichen Raum weiße Flecken in Sachen schnelles Internet, haben Schulen Nachholbedarf bei der digitalen Ausstattung und stoßen Unternehmen bei eigenen Initiativen zu oft auf einen Wust an Bürokratie. Thomas Kralinski machte mit Verweis auf die Strategie, die explizit auch den ländlichen Raum, die Förderung von Frauen in der IT und den Fachkräftemangel in den Fokus rückt, deutlich, dass sich die Probleme nur gemeinsam lösen ließen. „Staat, Privatwirtschaft und Kommunen“ müssten ihre Perspektiven ebenso wie die vorhandenen Expertisen bündeln. Dann könne Sachsen vielleicht gemeinsam mit den anderen neuen Bundesländern sogar einen „Vorsprung Ost“ in Sachen Digitalisierung auf den Weg bringen.

Bis dahin, da waren sich alle Beteiligten einig, wird aber noch einiges zu tun sein. „Willensbekundungen reichen nicht“, betonte Ulf Heinemann. Als Bitkom-Sprecher für Sachsen und Chef der Robotron Datenbank-Software GmbH weiß er genau, woran es hakt in Sachen Digitalisierung. Es mangele in der Regel nicht an Wissen, wohl aber an der Umsetzung, so der Fachmann, der Sachsen gleichsam ein Lob für „die richtigen Schwerpunkte“ der Digitalstrategie aussprach. Dass diese nun dringend in die Praxis umgesetzt werden müssten, sei auch mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit des Freistaates unabdingbar. „Digitalisierung ist der Hebel für alles andere“, so Heinemann und meint damit auch die Verwaltung, die sich noch zu oft eher als Hemmschuh für die digitale Transformation erweist.

So werde aus dem von Thomas Kralinski kurz zuvor erwähnten „Land der Tüftler und Ingenieure“ zu oft ein „Land der Verwaltung“, warnte auch Christof Sommerberg. Der Bereichsleiter Public Affairs bei der Deutschen Glasfaser erlebt täglich, woran es beim Internetausbau in Deutschland im Allgemeinen und in Sachsen im Besonderen hapert. Oft habe gerade die Politik nicht im Blick, dass eine flächendeckende Digitalisierung auch Kapazitäten brauche – materiell wie personell. Und dass es zuerst immer darum gehen müsse, die besten Rahmenbedingungen für den Ausbau zu schaffen. Das schließe zum Beispiel auch die Frage nach den nötigen Frequenzen für den Wlan-Ausbau ein.

Nach den Impulsbeiträgen folgte eine rege Diskussion zu den angesprochenen Fragen.
Nach den Impulsbeiträgen folgte eine rege Diskussion zu den angesprochenen Fragen. © Foto: Ronald Bonss

Den Mittelstand und die Schulen im Blick behalten

Der Fachkräftemangel – er trifft die Praxis auch dort, wo es ganz konkret darum geht, die Bedingungen für alle zu verbessern. Glasfaserkabel brauchen Arbeiter, die sie in die Erde bringen. Firmen brauchen fähige IT-Experten, die fit sind in Sachen Cybersicherheit. Schulen brauchen Administratoren, die dabei helfen, die Digitalisierung dort umzusetzen, wo die Fachkräfte von morgen lernen. Die Schulen – daran ließen die Experten keinen Zweifel - sind ein entscheidender Schlüssel, wenn es um die digitale Zukunftsfähigkeit geht. Aber auch den in Sachsen besonders heterogenen Mittelstand, die vielen kleinen Handwerksbetriebe, die Soloselbstständigen, die Macher vor Ort im Erzgebirge oder in der Lausitz, gelte es, im Blick zu haben. So betonte Christoph Neuberg, wie wichtig es sei, die Firmen bei der Umsetzung einiger Digitalisierungspläne zu unterstützen. Der Hauptgeschäftsführer der IHK Chemnitz weiß aus eigener Erfahrung, dass Theorie und Praxis hier oft recht weit auseinanderliegen, der gewünschte und versprochene Fortschritt oft eher schleppend erfolge.

Mit dem App-Baukasten zur Vernetzung im ländlichen Raum

Dass es auch anders geht, zeigte indes ein ganz besonderes Praxisbeispiel am Roundtable. Philipp Wilimzig stellte vor Ort die Smart Village App vor, die er gemeinsam mit seinem Team entwickelt hat. „Eigentlich ist es eher ein App-Baukasten“, so der Geschäftsführer der Smart Village Solutions SVS GmbH. Das Prinzip ist schnell erklärt: Gemeinden können sich über die App unkompliziert mit ihren Einwohnern vernetzen. Diese erfahren mit wenigen Klicks, wann die Müllabfuhr das nächste Mal kommt, wo sich die Feuerwehr zur Übung trifft und welcher Verein gerade welche Aktivität plant. Weil Nachbarn so auch untereinander oft wieder schneller Kontakt finden, habe die App neben der lebenspraktischen auch eine gesellschaftliche Relevanz. Digitalisierung im ländlichen Raum – sie kann manchmal eben auch einfach sein, wenn die beteiligten Akteure rasch ins Handeln kommen. Mehr als 30 Kommunen bundesweit nutzen die Smart Village App bereits – bisher ist noch keine aus Sachsen dabei. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ein Anfang – und auch darin bestand Einigkeit am Roundtable in Dresden – ist auf jeden Fall gemacht. Nun müssten freilich Taten folgen, im Idealfall deutlich schneller als in der Vergangenheit. Die Zukunft beginnt heute, das gilt für die Digitalisierung als Basis der großen Veränderungen unserer Zeit ganz besonders.

Alle an einen Tisch: Auf Initiative von Deutsche Glasfaser trafen sich mitten in der historischen Dresdner Altstadt Experten, Entscheidungsträger und Multiplikatoren am Roundtable „Digitale Zukunft@Sachsen“.
Alle an einen Tisch: Auf Initiative von Deutsche Glasfaser trafen sich mitten in der historischen Dresdner Altstadt Experten, Entscheidungsträger und Multiplikatoren am Roundtable „Digitale Zukunft@Sachsen“. © Foto: Ronald Bonss

Innovationen rund um das digitale Landleben bietet das Digitale Bürgernetz: https://www.deutsche-glasfaser.de/blog/