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Hexenprozesse: Augsburg im Jahre 1654

Eine weitere Geschichte über einen Hexenprozess im 17. Jahrhundert, bei dem eine Unschuldige angeklagt und zum Tode verurteilt wurde.

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- Ein Kommentar vom Städtischen Bestattungswesen Meißen -

Der 27-jährigen Maria Bihlerin erscheint auf dem Nachhauseweg der Teufel in der Gestalt eines gut gekleideten Schneiders. Er gibt sich als der Liebhaber aus, mit dem Maria schon seit längerer Zeit eine „innige Freundschaft“ pflegte. Daher schöpfte sie auch keinen Verdacht und ließ sich von ihm bis zu den Toren ihrer Stadt begleiten. Was die beiden auf dem Weg dorthin „mit einander verübt“, hatten, „hat auß jhr zwar nit mögen gebracht werden“ aber kurze Zeit nach dem Spaziergang mit dem angeblichen Schneider verhält sich die Frau merkwürdig: Sie wird oft traurig und unmutig, ist verängstigt, zittert oft am ganzen Körper und spricht kein einziges Wort mehr.

Bald darauf wird sie, völlig geschwächt und verwirrt, zu ihrer Schwester gebracht, wo sie ein Pfarrer begutachten soll. Er legt ihr verschiedene Heiligtümer auf Hals und Brust, um sie so wieder zum Sprechen zu bekommen. Daraufhin will man beobachtet haben, wie ihr Hals anschwoll und sie die Augen verdrehte. Sie gibt erst Ruhe, als man die Heiligtümer wieder vom Brustkorb entfernt. Für den Pfarrer steht fest: Maria Bihlerin ist vom Teufel besessen.

Es folgen einige Tests, um auch die anderen Geistlichen der Stadt von dieser Tatsache zu überzeugen. Zunächst bringt man sie in die Gruft eines heiligen Bischofs. Dort wirft sie sich sofort auf den Boden und krümmt sich vor angeblichen Schmerzen. Als sie vor einen göttlichen Altar gestellt wird, färbt sich ihre Hand daraufhin schwarz. Der Teufel macht ihr die Augen so klein, dass sie fast verschwinden. Ein paar Tage später reißt sie ihren Mund auf und aus ihm kriechen Tausende von Spinnen. Man versucht ihr mit allen Mitteln den Teufel auszutreiben, doch es hilft alles nichts. Eines Tages geht die Magd, die sich um Maria kümmert und ihr Essen und Trinken bringt, zu den Priestern und behauptet, die Bihlerin habe ihr gestanden, dass sie eine Hexe sei. Sie persönlich hätte nämlich Maria und noch zwei weitere Frauen nachts auf einem Besen durch die Nacht reiten sehen. Die Priester beauftragen daraufhin zwei Mägde damit, Maria eine giftige Suppe einzuflößen. Unter Qualen gesteht Maria den Geistlichen ihre Schandtaten und stirbt kurz darauf an dem Gift. Ihre angeblichen Komplizinnen Anna und Barbara werden in einer Gerichtsverhandlung zum Tode verurteilt, vor ihrer Hinrichtung mit glühenden Zangen gezwickt und anschließend gemeinsam enthauptet und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Die letzte dokumentierte Hinrichtung einer Hexe in Mitteleuropa fand im Jahr 1793 in Südpreußen statt.

Sachsen gehörte nicht zu den Schwerpunkten der Hexenverfolgung, die in Süd- und Südwestdeutschland, Westpolen und im Grenzgebiet zwischen Frankreich und Luxemburg lagen. Von den 904 Angeklagten wurden 284 unschuldig zum Tode verurteilt.

Dafür lässt sich leider in Sachsen beobachten, dass die Hexenjagden explizit nicht von den Herrschenden unterstützt wurde. Die Untertanen wollten es. „Man müsse es eben selbst in die Hand nehmen.“, beschreibt eine Quelle. Es war also eine Verfolgung, die unter aktiver Bevölkerungsteilnahme stattfand. Das letzte Mal brannte in Sachsen 1689 ein Scheiterhaufen.

… und es bewahrheitet sich immer wieder: Zur Hinrichtung erscheinen fast alle.

Denken Sie wenigstens einmal über die beschriebenen Hexenprozesse nach, wenn sie andere Menschen ohne Prüfung verurteilen oder ihnen gar nur eine Lehre erteilen wollen.

Die Scheiterhaufen brennen schließlich immer noch. Sie sind heutzutage in den sozialen Netzwerken zu finden und man kann nur hoffen, dass kein Funke in die reale Welt überspringt.

Lesen Sie hier über weitere Hexenprozesse:

Hexenprozesse in Nördlingen in 1589

So liefen viele Hexenprozesse in Europa im 16. und 17. Jahrhundert ab

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120 Seiten, 20. geänderte Auflage
120 Seiten, 20. geänderte Auflage © Autoren: Jörg Schaldach, Kristina Ruppert

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