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„Uhren sind Erinnerungen – und ich kümmer‘ mich gern darum!“

Als Kind hat Sandro Schubert mit seinem Opa alte Uhren auseinandergeschraubt. Heute ist er Uhrmachermeister – und macht kaputte Schätze wieder ganz.

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Uhrmachermeister Sandro Schubert
Uhrmachermeister Sandro Schubert © Foto Handwerkskammer Dresden André Wirsig

Wer in das Innere einer traditionell gefertigten Uhr schaut, sieht ein wahres Orchester aus Zahnrädern, Schräubchen, Federn und anderen Teilen, die ineinandergreifen und nur gemeinsam das Kunstwerk vollbringen, Sekunden- und Minutenzeiger im richtigen Tempo voranzutreiben. Für solch eine technische Meisterleistung braucht es Geduld, geschickte Hände, und die richtige Ausbildung - so wie Sandro Schubert, der in Glashütte seine dreijährige Lehre zum Uhrmacher absolviert hat.

Für den heute 28-Jährigen war früh klar, dass er ein Handwerk erlernen wollte. „Ich komme aus einer handwerklichen Familie. Meine Eltern, Geschwister und Cousins arbeiten alle in unterschiedlichen Gewerken. Daher fühlte es sich richtig an, dass ich auch etwas mit meinen Händen machen wollte“, erzählt er. „Als Kind habe ich mit meinem Opa einfache, alte Uhren auseinandergeschraubt, aber dann nicht mehr zusammenbekommen. Ich wollte das unbedingt lernen. Da sagte mein Opa: Werde doch Uhrmacher. Das klang gut und dann kam eins zum anderen.“ Sandro Schubert machte ein Schülerpraktikum bei einer Firma in Glashütte, schnupperte in die Welt der weltberühmten Werkstätten hinein. „Diese Präzision und die Fähigkeiten, die es braucht um aus ein bisschen Metall eine Uhr herzustellen, haben mich begeistert“, erinnert er sich. Er bewarb sich um einen Ausbildungsplatz und bekam ihn.

„Wir sehen uns in der Meisterschule!“

Von großen bis zu kleinen Uhren erarbeitete er sich in drei Jahren das Wissen um Aufbau, Funktionen, Material und Design der Zeitanzeiger. Mucksmäuschenstill war es da nicht immer: „Am Anfang haben wir oft auch unter den Werktischen gelegen und nach Teilen gesucht, die uns heruntergefallen sind. Aber Feinmotorik und Konzentration sind ein Stück weit Trainingssache und je mehr man übt, umso normaler wird das alles,“ sagt Sandro Schubert. Seine Begeisterung wuchs mit dem Erlernten. Als sein Berufsschullehrer am letzten Ausbildungstag sagte: „An alle, die noch mehr wissen wollen: Wir sehen uns in der Meisterschule!“, fühlte er sich angesprochen. Zunächst arbeitete er jedoch einige Jahre in der Produktion einer Glashütter Firma. „Aber ich merkte, dass ich fachlich weiterkommen und weg aus der reinen Uhrenfertigung wollte.“

Er wechselte in ein Uhrmachergeschäft in Frankfurt/Main, verkauft nun Uhren, wartet und repariert sie – und kommt mit den Kunden in Kontakt und ins Gespräch. Dort erfährt er, welche Emotionen damit verbunden sein können: „An einem Erbstück vom Vater oder der Uhr, die man zur Jugendweihe oder Kommunion geschenkt bekam, hängen Werte dran, die nicht immer im Material begründet liegen. Es sind Erinnerungen, und ich kümmer‘ mich gern darum. Wenn ich die Uhr repariert zurückgeben kann und sehe, wie sich der Besitzer freut, dann gibt es mir das schöne Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben“, sagt Sandro Schubert.

„Eine fachlich und persönlich lehrreiche Zeit“

Oft sprachen ihn Kunden schon als Meister an, doch diesen Titel erarbeitete sich der gebürtige Erzgebirger erst noch. So, wie es sein Berufsschullehrer angekündigt hatte, entschied er sich ganz bewusst für nochmal drei anstrengende - weil berufsbegleitende, mit Pendelei und wenig Freizeit verbundene - Jahre als Meisterschüler in njumii - das Bildungszentrum des Handwerks in Dresden. „Es war nicht nur fachlich, sondern auch für mich persönlich eine unglaublich lehrreiche Zeit“, resümiert er wenige Wochen nach Erhalt seines Meisterbriefs.

Der Kontakt zu seinen Kolleginnen und Kollegen in der Uhrmachermeisterklasse, die aus ganz Deutschland und sogar Belgien nach Sachsen kamen, aber auch der Austausch mit anderen Handwerkern im gemeinsamen Unterricht der betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Themen empfand Sandro Schubert als Bereicherung. So entstanden Teamgeist, Freundschaften und Ideen. Für sein Meisterstück, eine modifizierte Schiffsuhr, hat ein Tischler aus seinem Meisterjahrgang das perfekte Gehäuse entworfen und angefertigt und dafür wiederum einen Glaser ins Boot geholt. Der repräsentative Marine-Chronometer ist heute als Ausstellungsstück im Neubau von njumii - das Bildungszentrum des Handwerks zu sehen.

In seinem Meisterstück hat Sandro Schubert Familiengeschichte und Faszination für das Uhrmacherhandwerk vereint. Grundlage ist eine Schiffsuhr: ein original russischer Marine-Chronometer, den er u. a. mit einer Tag-Nacht-Anzeige modifiziert hat. Mit der Uhr verbindet er seine Affinität für Maritimes (entstanden durch seinen Opa, der Werftarbeiter war), mit präzisem Handwerk.
In seinem Meisterstück hat Sandro Schubert Familiengeschichte und Faszination für das Uhrmacherhandwerk vereint. Grundlage ist eine Schiffsuhr: ein original russischer Marine-Chronometer, den er u. a. mit einer Tag-Nacht-Anzeige modifiziert hat. Mit der Uhr verbindet er seine Affinität für Maritimes (entstanden durch seinen Opa, der Werftarbeiter war), mit präzisem Handwerk. © Foto: Werbeagentur Haas
Ein Tischler, den Sandro Schubert in einem anderen Teil der Meisterausbildung kennengelernt hatte, unterstützte beim Bau des Gehäuses aus edlem Holz und Glas, damit das Werkstück besser zu Geltung kommt. Auch Zifferblatt und Zeiger wurden selbst erstellt. Die Beschläge sind aus Messing.
Ein Tischler, den Sandro Schubert in einem anderen Teil der Meisterausbildung kennengelernt hatte, unterstützte beim Bau des Gehäuses aus edlem Holz und Glas, damit das Werkstück besser zu Geltung kommt. Auch Zifferblatt und Zeiger wurden selbst erstellt. Die Beschläge sind aus Messing. © Foto: Werbeagentur Haas

Der frisch gebackene Meister ist stolz darauf und auch dankbar: „Auch das macht das Handwerk in so vielen Fällen aus: Dass verschiedene Gewerke sozusagen Hand in Hand ineinandergreifen und zusammen etwas erschaffen“, sagt Sandro Schubert. Fast wie in einem Uhrwerk!

Weitere Informationen

njumii – Das Bildungszentrum des Handwerks
Handwerkskammer Dresden

Am Lagerplatz 8
01099 Dresden

Kundenberaterin Peggy Unglaub
Tel.: 0351-4640114
[email protected]

Hier gelangen Sie zur Unternehmenswelt von njumii - das Bildungszentrum des Handwerks.

Weitere Informationen zur Meisterausbildung im Uhrmacherhandwerk gibt es hier.