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So arbeiten die Tierärzte im Zoo

Die Veterinärmediziner Eva Ziemssen und Dr. Dimitri Widmer kümmern sich neben den Tierpflegern um das Wohlergehen der 1.400 Tiere und noch einiges mehr.

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Die Tierärzte Dr. Dimitri Widmer und Eva Ziemssen
Die Tierärzte Dr. Dimitri Widmer und Eva Ziemssen © Foto: Zoo Dresden/Anke Wolten-Thom

Eines ist jeden Tag gleich für die Zootierärzte Dr. Dimitri Widmer und Eva Ziemssen: Jeden Morgen ist „Chefvisite“: ein großer Rundgang mit den Zoologen und dem Inspektor durch den ganzen Zoo, zu allen Revieren, zu allen Tieren. „Hier erfahren wir von den Tierpflegern zum Beispiel, ob ein Tier auffällig ist, etwa wenig frisst oder sich seltsam verhält“, sagt Eva Ziemssen. „Das beobachten wir dann genauer und planen weitere Untersuchungen ein.“ Gut anderthalb Stunden dauert die große Runde, bei der auch nicht-medizinische Themen besprochen werden.

„Die Vielseitigkeitist faszinierend“

Doch damit hört die tägliche Routine für die beiden Veterinärmediziner schon auf. Denn immerhin betreuen die beiden rund 1.400 Tiere aus 240 Arten. „Die Vielseitigkeit ist faszinierend, verlangt aber auch Kreativität und Flexibilität“, sagt die 46-Jährige. Denn wo ein Tierarzt für Haustiere seine Erfahrungswerte zum Beispiel für Behandlungen und Medikamentendosierungen bei Katzen, Hunden und Kaninchen hat, müssen Eva Ziemssen und ihr Kollege oft auch erst einmal selbst recherchieren und andere Zootierärzte in Deutschland oder auch weltweit befragen, wenn es über das eigene Wissen und die Erfahrungen hinaus geht. „Einmal ging es einem unserer Koalas sehr schlecht – da haben wir auch in Australien Kontakt aufgenommen und um Rat gefragt“, sagt die Tierärztin, die bereits seit über 20 Jahren im Zoo Dresden arbeitet. „Ich wollte am liebsten etwas mit ,wilden‘ Tieren machen“, erinnert sie sich an die Zeit nach ihrem Studium, als es um die Frage ging, in einer Kleintierpraxis, Großtierpraxis oder eben im Zoo zu arbeiten. Sie entschied sich für Letzteres und hat es nicht bereut, denn sie mag die täglichen Herausforderungen. „Wir sind schon ein bisschen die Exoten unter den Veterinärmedizinern“, sagt sie dazu noch und schmunzelt ein bisschen.

„Oft denken die Leute, dass wir viel an den Tieren direkt arbeiten, sie anfassen und streicheln. Das ist aber eben bei wilden Tieren nicht so häufig der Fall. Wir beobachten mehr aus der Distanz“, sagt Eva Ziemssen. Auch Geburtshilfe sei in den seltensten Fällen gefragt. „Das regelt die Natur meist selbst, und wir erfahren dann in der Morgenrunde vom Nachwuchs.“ Danach allerdings – mit genug zeitlichem Abstand, damit sich Mutter und Kind(er) erst einmal in Ruhe kennenlernen können – kommen die Tierärzte zum Einsatz. Sie untersuchen das Jungtier, kennzeichnen es und prüfen, wenn möglich, auch schon das Geschlecht. Das wird dann natürlich noch alles genau dokumentiert – ebenso wie alle anderen Auffälligkeiten, Untersuchungen, Befunde, Behandlungen und Eingriffe, genauso wie die Ergebnisse regelmäßiger Kotproben aller Tiere auf mögliche Parasiten. „Die Dokumentation nimmt einen großen Teil unserer Arbeitszeit in Anspruch“, sagt Eva Ziemssen. „Oft stellen wir unsere Daten auch für wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung oder stehen als Ansprechpartner für Doktorarbeiten bereit.“ Zudem betreuen Eva Ziemssen und Dr. Dimitri Widmer Praktikanten aus dem Studium der Veterinärmedizin. Routineeingriffe und Kontrolluntersuchungen werden geplant und täglich nach dem Morgenrundgang durchgeführt. Verlassen Tiere den Zoo in eine andere Einrichtung, stehen sogenannte Transportuntersuchungen an. „Außerdem beraten wir die Zooleitung in veterinärmedizinischen Fragen, also zum Beispiel auch, ob eine bestimmte Tierart krankheitsanfällig ist oder was bei Bauprojekten aus veterinärmedizinischer Sicht zu beachten ist.“

Ein Mandrill wird untersucht.
Ein Mandrill wird untersucht. © Foto: Zoo Dresden/Dr. Dimitri Widmer

Viele medizinische Eingriffe können nur am betäubten Tier stattfinden. Die Narkose wird in der Regel mit dem Blasrohr geschossen oder „gedartet“, wie Eva Ziemssen sagt. Je nach Größe des Tieres und je nachdem, ob ein Transport die Narkosezeit unnötig verlängern würde, können die Behandlungen direkt im Gehege oder in der Veterinärstation im Zoo stattfinden. Hier gibt es einen OP-Tisch, auf dem auch schon mal ein Löwe liegen kann, eine Apotheke mit den wichtigsten Medikamenten auf Vorrat sowie ein kleines Labor für schnelle Blutuntersuchungen und eine Quarantänestation. Ein mobiler Röntgenapparat und ein mobiles Ultraschallgerät können auch direkt in den Gehegen genutzt werden. Nicht zuletzt sind Eva Ziemssen und Dr. Dimitri Widmer auch diejenigen, die Tiere erlösen, wenn ihnen nicht mehr geholfen werden kann. Doch heute ist alles okay: Die zwei kleinen Schildkröten, die in Plaste-Eimern warten, sind gesund. Sie werden nur routinemäßig von Eva Ziemssen untersucht, bevor sie ins Winterquartier ziehen.

Kontakt und weitere Informationen

Zoo Dresden GmbH
Tiergartenstraße 1
01219 Dresden

Telefon: 0351 - 47 80 60
[email protected]
www.zoo-dresden.de

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