Ein Krebs, der sein Haus selber trägt

Auf dem Weg zu den Koalas werden sie von den Besuchern leicht übersehen: die „Krabbeltiere“, die in kleinen Wandterrarien im Prof. Brandes-Haus leben. Dabei repräsentieren sie den mit Abstand größten Stamm im gesamten Tierreich; 80 Prozent aller bekannten Arten sind Gliederfüßer, also Insekten, Tausendfüßer, Krebse und Spinnen. Wirbeltiere machen dagegen nur ganze fünf Prozent aus, und nicht mal ein Zehntel davon gehört zu den im Zoo stark vertretenen Säugetieren.
„In unseren Terrarien möchten wir wenigstens einen Querschnitt der Gliederfüßer zeigen“, sagt Tierpflegerin Stefanie Silbermann. „Je nach Lebensdauer wechselt die Besetzung in unregelmäßigen Abständen.“ Im Moment sind Tiere aus acht verschiedenen Arten zu sehen. Bei ihrer Haltung, so die Tierpflegerin, gebe es zwar eine Reihe von Ähnlichkeiten. „Aber man muss schon die speziellen Bedürfnisse jeder einzelnen Art kennen.“
Die größten Ansprüche ans Terrarium haben derzeit die Kurzscheren-Landeinsiedlerkrebse, denn laut Stefanie Silbermann brauchen sie genügend Bodengrund, um sich zum Häuten eingraben zu können. Das ist auch eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen sie das Schneckenhaus ablegen, das sie zum Schutz ihres weichen Hinterleibs sonst immer mit sich herumtragen. „Sie können damit auch erstaunlich gut klettern“, sagt die Tierpflegerin. Die aus Südostasien stammenden Krebse fressen sowohl Pflanzliches als auch Tierisches – „am liebsten leicht verrottet“.

Rein „vegetarisch“ ernähren sich die Dschungelnymphen, auch Malaiische Riesengespenstschrecken genannt. „Die Weibchen gehören zu den größten und schwersten Insekten der Erde“, sagt Stefanie Silbermann. „Sie können bis zu 65 Gramm auf die Waage bringen und sind definitiv was fürs Auge.“ Wegen der Dornen an Körper und Gliedmaßen, die in der Natur Fressfeinde abschrecken sollen, fasst die Tierpflegerin die Dschungelnymphen allerdings nur mit Handschuhen an.

Ebenfalls „Hingucker“ sind die Südamerikanischen Riesenheuschrecken, deren Flügelspannweite bis zu 25 Zentimeter erreicht. „Die Weibchen legen Eipakete, aus denen oft erst nach mehreren Monaten Larven schlüpfen“, berichtet Stefanie Silbermann. „Wir nehmen die Eier aus der Schauanlage heraus und brüten sie hinter den Kulissen aus.“ Als typische Laubfresser bekommen die relativ pflegeleichten Riesenheuschrecken im Zoo vor allem Brombeerblätter.

Als Meister der Tarnung sind die Rotflügeligen Stabschrecken oft nicht auf den ersten Blick erkennbar. „Die Besucher müssen schon etwas genauer hinschauen“, sagt die Tierpflegerin. „Doch es ist ein schöner Überraschungseffekt, wenn sich der vermeintliche Zweig dann als Insekt entpuppt.“ Ihre namensgebenden winzigen Flügel breiten die Stabschrecken nur dann aus, wenn sie sich gestört fühlen oder potenzielle Feinde abschrecken wollen. Die bis zu 14 Zentimeter langen südostasiatischen Insekten ernähren sich ebenfalls von Laub.
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