"Abwechslung ist wichtig für die Tiere"
Während des Lockdowns hat der Zoo Dresden auf seiner Facebookseite jede Menge Beschäftigungsangebote für die Tiere gepostet. Es gab Schneemänner für die Löwen, Fernsehen bei den Orang-Utans und die Erdmännchen freuten sich über gefüllte Pappkartons. Wir haben deshalb einmal bei Kurator Matthias Hendel näher nachgefragt.
Frage: Die Tierpfleger lassen sich ja jede Menge für Ihre Schützlinge einfallen. Haben Sie sich das im Lockdown extra ausgedacht?
Matthias Hendel: Vielleicht hat man im Lockdown an bestimmten Stellen, um das Fehlen der Besucher zu kompensieren, etwas mehr gemacht. Sprich den Fernseher für die Orang-Utans oder Musik für die Giraffen eingeschaltet. Aber eigentlich sind die Zootierpfleger fast täglich damit beschäftigt, Abwechslung in das Leben ihrer Schützlinge zu bekommen.
Können Sie das näher erklären?
Im zoologischen Fachjargon nennen wir das Enrichment oder Bereicherung beziehungsweise Beschäftigung. Das meint, den Tieren ein Umfeld zu schaffen, um verschiedene Verhaltensweisen zu fördern oder auszulösen. Es beschränkt sich nicht nur auf Basteleien, in denen man Futter versteckt oder verschiedene Darreichungsformen der Futtermittelgabe. Wichtig ist auch die Gehegegestaltung und dass sich daran ab und an mal etwas ändert. Zum Beispiel neue Bepflanzung, Substrate, Einbauten … Und wenn man noch weiter schaut, gehört dazu auch, die Tiere in eine Zuchtsituation zu bringen. Fortpflanzung, Jungtieraufzucht und Revierverteidigung sind ganz natürliche Beschäftigungen beziehungsweise Verhaltensbereicherungen. Hinzu kommt der vertrauensvolle Umgang der Pfleger mit den Tieren plus das tägliche Training.
Training für die Tiere?
Damit Tiere in einer ungewohnt stressigen Situation ruhiger reagieren, werden täglich Trainings durchgeführt. Im besten Fall gehören eher ungewöhnliche Situationen für das Tier dann zur Routine. Beim sogenannten medical training werden die Tiere an geplante medizinische Maßnahmen wie Blutabnahmen, Abtasten oder Medikamentengaben gewöhnt. Im täglichen Pfleger-Tierkontakt geht es vor allem um „normale“ Abläufe, wie das routinemäßige Einstallen der Tiere, um die Anlage zu reinigen und Futter aufzufüllen.
Musik für die Giraffen, Bewegung fürs Trampeltier
Wie die Tierbeschäftigung in der Praxis aussieht, zeigen drei Beispiele: Für die Löwen gibt es Lavendel und Fußball, bei den Giraffen Musik und das Trampeltier geht spazieren:
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