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Die Meisterdiebe aus Berlin: Eine Geschichte über die Gebrüder Sass

Die Gebrüder Sass, man nannte sie die Meisterdiebe aus Berlin. Ein Duo, welches in die Kriminalgeschichte der Stadt Berlin eingeht.

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In den „goldenen zwanziger Jahren“ gab es in Berlin zwei Brüder, welche die Bankenwelt in Atem hielten und bei der Bevölkerung äußerst beliebt waren. Auch die Presse erfreute sich an ihren Taten, lenkte alles doch kurz vom damaligen Alltag, und den Meldungen über Massenarbeitslosigkeit und Depression ab. Die Berliner Polizei war diesem Duo fast hilflos ausgeliefert und man fragte sich dort jeden Abend berechtigt, wo werden sie heute wohl „zuschlagen“ und wird es uns gelingen, diese beiden auf frischer Tat zu fassen?

Die Brüder Franz und Erich Sass wohnten mit drei weiteren Brüdern und ihren Eltern in einer kleinen Wohnung im Berliner Stadtteil Alt-Moabit. Schon früh kamen beide mit den Gesetzen in Konflikt und die Polizei war in der Wohnung öfters zu Gast.

Bruch für Bruch

„Das ganz große Ding“ war den beiden noch nicht gelungen, auch scheiterten immer wieder die vielen Versuche, die großen Geldburgen der Stadt um etwas Bargeld und Schmuck zu erleichtern. Das Kuriose an den Diebestouren der beiden war, dass man ihnen zwar immer dicht auf den Fersen war, doch konnte man ihnen nie eine Tat beweisen.

Ganze Serien von versuchten Einbrüchen werden den Sass-Brüdern zugeordnet. So versuchten die beiden am 27. März 1927 in der Berliner Bank von Alt-Moabit an der Werftstrasse, ihren ersten Safe zu knacken, doch mussten sie ihre Arbeit unerledigt lassen, weil sie eine plötzliche große Übelkeit fast ohnmächtig machte. Der damals zur Tat benutzte Schneidbrenner entzog natürlich der Luft den Sauerstoff, was sie anscheinend noch nicht wussten. Somit beendete nicht die Polizei, sondern der Mangel an Sauerstoff den Raubzug. Auch die zukünftigen Meisterdiebe von Berlin mussten also ihr „Lehrgeld“ zahlen!

Der zweite Versuch missglückte ebenfalls, als sie am 4. Dezember 1927 am Savigny-Platz eine Dresdner-Bank „anzapfen“ wollten. Die Polizei entdeckte bereits im Vorfeld ihre Tätigkeit und legte sich auf die Lauer. Dieses taten sie allerdings so ungeschickt, dass die Sass-Brüder nun lächelnd davon Abstand nahmen diese Bank zu plündern.

Anfang März 1928 holten sie erneut zu einem großen Schlag aus. Das Reichsbahngebäude am Schöneberger Ufer, in der Nähe vom Gleisdreieck war ihnen ins Visier gekommen. Sie wollten aus einem Tresor die Lohngelder der Reichsbahn rauben. Die Arbeiten wurden jedoch von Nachtwächtern entdeckt und der Coup somit schon wieder vereitelt. Bei einer Bank am Nollendorfplatz hatten die Brüder wieder kein Glück, obwohl die Polizei sich sehr sicher war, wem dieser Versuch zuzuschreiben ist und die Zeitungen vom neuesten „Ding“ der Gentleman-Ganoven und den Meisterdieben berichteten, hatte man nicht den geringsten Beweis in den Händen.

Das nächste Superding planten die Gebrüder in der Nacht zum 20. Mai 1928 in der Oberfinanzkasse des Landesfinanzamtes Alt-Moabit 145. Hier lagerten im Tresor 9 Millionen Reichsmark, die Rate für Reparationszahlungen an Frankreich. Der Tresor war schon zur Hälfte aufgeschweißt als der Nachtwächter zurückkam und beide störte. Die Sass-Brüder träumten weiter vom großen Bruch mit vielem Geld.

Kleinere Brüche müssen dazwischen immerhin auch einmal gelungen sein, denn die Gebrüder sind meist gut bei Kasse und waren Liebhaber der gehobenen Gastronomie. Eine nicht bestätigte Legende besagt, dass arme Nachbarn im Wohnort Alt-Moabit, öfters größere Banknoten in ihren Briefkästen vorfanden.

Das Meisterstück

Nach dem ermittelnden Kriminalsekretär Max Fabisch gingen die Brüder bei der Planung und Ausführung ihrer Brüche am Anfang meist dilettantisch vor, doch wurden sie von Bruch zu Bruch professioneller. Das Meisterstück gelang dann den beiden schließlich in der Disconto-Bankgesellschaft am Wittenbergplatz.

Die Räuber gruben sich mehrere Tage durch die Erde bis sie schließlich durch einen Luftschacht an die Außenwand des Tresors kamen, die dann mit viel Geschick durchbrochen wurde. Die Gebrüder-Sass waren am Ziel, sie standen nun in einem Tresorraum mit 181 gefüllten Schließfächern für Bankkunden.

Als erstes köpften sie die mitgebrachten Weinflaschen um ihren Bruch zu begießen. Die leeren Weinflaschen werden später von fassungslosen Bankangestellten gefunden. Dann geht es an die Arbeit und sie brechen 179 Schließfächer auf und lassen den Inhalt mitgehen. Welchen Inhalt die ausgeraubten Schließfächer hatten und welche Beute die Sass-Brüder machten, wird nie richtig geklärt werden, es gibt nur Vermutungen. Das Geld, der Schmuck, die Goldbarren - all das lagerte auch deshalb in den Disconto-Schließfächern, um es vor Finanzamt, Gläubigern oder auch vor dem geliebten Ehepartner zu verstecken. Somit werden auch keine „Verlustanzeigen“ bei den zuständigen Behörden getätigt, denn wer wirft schon mit Steinen, wenn er im Glashaus sitzt.

Die Zeitung „B.Z. am Mittag“ titelt: "Die Disconto-Gesellschaft rechnet mit einem Schaden in Millionenhöhe. 10.000 Mark Belohnung sind ausgesetzt." Genau kann die Beute nie beziffert werden, grobe Schätzungen gehen aber von zwei Millionen Reichsmark aus. Nun schlägt die Polizei zu und verhaftet „vorsorglich“ Franz und Erich Sass, doch die Brüder wissen mal wieder von nichts und somit muss sie der ermittelnde Kriminalsekretär Max Fabisch wieder laufen lassen. Beweise hat er keine, doch können die Brüder ab sofort keinen Schritt ohne die Polizeibehörde im Nacken zu haben, mehr unternehmen.

Gleich nach ihrer Freilassung laden die Sass-Brüder zur großen Pressekonferenz in das berühmte Weinhaus Lutter & Wegner ein. Dort wird sich über den Bruch und die Ermittlungen der Polizei, bei Sekt und Wein lustig gemacht. Vom Verbleib der Beute machen sie allerdings keine Angaben.

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Flucht und Wiederkehr

Nach der Machtübernahme Hitlers wird es den Brüdern wohl doch zu heiß unter den Füßen und sie beschließen nach Dänemark zu fliehen. Inzwischen kämmt die Polizei erneut die Wohnung in Alt-Moabit durch, um weitere Hinweise oder gar Beweise zu finden. Dieses hatte Erfolg und es werden in verschiedenen Mauerverstecken, einiges an Werkzeug sowie kleinere Stücke der Beute gefunden.

Die Schlinge zieht sich zu, als den Brüdern auch im sicheren Dänemark die Finger zu jucken beginnen und sie ihre kriminelle Freizeitbeschäftigung weiterführen. Franz und Erich Sass werden von der dänischen Polizei erwischt, verhaftet, verurteilt und eingesperrt. Nach vier Jahren hinter dänischen Gardinen werden sie schließlich 1938 an Deutschland ausgeliefert und kommen auch hier umgehend ins Zuchthaus. Erst nach Moabit, später dann nach Plötzensee. Nach zwei Jahren Haft werden die Brüder am 27. März 1940 in das KZ Sachsenhausen bei Oranienburg gebracht und kurze Zeit später erschossen. Alles ohne Prozess und ohne Urteil.

Wo blieb die Beute?

Dem Kriminalsekretär Max Fabisch ließ der Fall Sass bis zu seinem Tod im Jahre 1963 keine Ruhe, denn die Millionenbeute wurde damals nie gefunden. Nichts ist bekannt bis auf ein Indiz, welches der Kriminalsekretär immer wieder benannte. An der Spitze der kleinen Halbinsel Schildhorn stand seinerzeit eine gleichnamige Gaststätte. Dort will Max Fabisch einst durch Zufall, Erich Sass völlig verdreckt und mit einer Schaufel bewaffnet, aus dem Grunewald kommend, gesehen haben. Von diesem Zeitpunkt an, war der Kriminalsekretär vollkommen überzeugt, dass dort im Grunewald die gesamte Beute vergraben wurde. Die Gaststätte existiert heute nicht mehr aber ein Denkmal aus schlesischem Sandstein von 1845 steht noch immer dort und könnte ein Bezugspunkt zum vermissten Geld und Gold des Bankraubes sein, so vermutete Fabisch. Dieses Denkmal könnte ein Anhaltspunkt zum orientieren sein und dann doch die genaue Richtung zur Beute weisen. Aber von welcher Seite des Denkmales, muss man nun wie viele Schritte, in welche Richtung gehen?

Hobby-Schatzsucher haben sich darüber schon viele Gedanken gemacht und dabei schon so manchen Hektar im Berliner Grunewald umgegraben. Alles umsonst. Die Beute der Gebrüder Sass wurde bis heute nicht gefunden und wartet immer noch auf ihren Entdecker. Die Gebrüder Sass dagegen gingen in die Kriminalgeschichte der Stadt Berlin ein und werden noch immer als Gentleman-Ganoven oder Meisterdiebe bezeichnet.

Text: Reiner Graff / numiscontrol; Fotos/Repros: Angela Graff

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