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Warum die TU Dresden ein eigenes „Außenministerium“ braucht

Lernen, Lehren und Forschen funktionieren nur, wenn man global denkt und handelt. Was tut die TU für ihre Internationalisierung?

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Wie international die TU Dresden aufgestellt ist, zeigt das Fellowship-Programm.
Wie international die TU Dresden aufgestellt ist, zeigt das Fellowship-Programm. © TU Dresden/Crispin-Iven Mokry

Internationalität ist die Basis für erfolgreiche Wissenschaft. Fiel dieser Satz vor einer Dekade insbesondere in Deutschland eher noch in die Kategorie Wunsch oder im besten Fall erstrebenswertes Ziel, hat sich dies grundlegend geändert. Heute sind internationale Verbindungen die Voraussetzung, um auf dem Gebiet der Spitzenforschung angesichts globaler Herausforderungen mithalten zu können. Für eine Universität wie die TU Dresden, die vor zehn Jahren in den Kreis der deutschen Exzellenzuniversitäten aufgenommen wurde und dort auch weiterhin bestehen will, sind vielfältige internationale Verknüpfungen daher essenziell.

Was aber macht eine Hochschule „international“? Zunächst einmal die Menschen. Im Wintersemester 2021/22 waren an deutschen Universitäten 2,95 Millionen Studierende eingeschrieben. Rund 440.000 davon kamen aus dem Ausland, das sind 14,9 Prozent. An der TUD steigt ihr Anteil seit Jahren. 2021/22 waren über 5300 Studierende mit ausländischer Staatsbürgerschaft an der TUD eingeschrieben. Das sind 17,5 Prozent aller Studierenden an der TUD. Die aktuell noch laufende Einschreibung für das Wintersemester 2022/23 zeigt schon jetzt, dass dieser Trend anhält. Und natürlich gehören auch Lehrkräfte und Beschäftigte ohne deutschen Pass zur akademischen Diversität. Führende internationale Forscherinnen und Forscher mit ihrem Wissen für die TU Dresden zu gewinnen, ist ein wesentlicher Teil der Dresdner Exzellenzstrategie.

Eine internationale Universität muss global vernetzt sein

Zusätzlich muss eine internationale Universität global vernetzt sein, also Austauschprogrammen und Kooperationen angehören sowie an multinationalen Forschungsprojekten beteiligt sein.

Um auf all diesen Gebieten erfolgreich zu sein, braucht es viele Menschen an der TUD, deren wichtigste Aufgabe es ist, das wissenschaftliche Renommee der TU Dresden im Ausland zu mehren und denjenigen Studierenden und Lehrkräften, die nach Dresden ziehen, ein gutes Ankommen,Unterrichten, Lernen und Leben zu ermöglichen.

Einer von ihnen ist Prof. Ronald Tetzlaff, Chief Officer Technologietransfer und Internationalisierung im Erweiterten Rektorat. „Grundsätzlich besteht meine Arbeit darin, an der TUD ein gutes Klima für Akzeptanz und Vielfalt zu schaffen und weltweit für unsere Arbeits- und Studienbedingungen zu werben“, erklärt er. „Wir müssen offene Ohren für den Bedarf haben, uns dazu mit den Verantwortlichen in der TUD abstimmen und gemeinsame Ziele festlegen“, beschreibt Tetzlaff seinen Alltag. Hinzu kommen Abstimmungen mit Entscheidungsträgern in Dresden und Sachsen, in Präsidien und Verbünden. Damit verbunden sind Reisen, Workshops, Vorträge sowie der Empfang und die Betreuung von Delegationen und das Vertreten der Hochschule in internationalen Gremien.

Damit dies planvoll und zielgerichtet geschieht, gibt es an der Universität eine Internationalisierungsstrategie. Sie fußt auf vier Pfeilern: der Internationalisierung des Studien- und Lehrbetriebs, der Internationalisierung der Forschung, dem Schaffen von Rahmenbedingungen für die internationalisierte Lehre und Forschung und der Verbesserung der internationalen Positionierung der TUD. „Ohne eine solche Grundlage wäre die Weiterentwicklung unserer Universität und damit die Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit undenkbar“, betont Tetzlaff.

Englischsprachige Studiengänge sind beispielsweise ein wichtiges Angebot. Ihr Ausbau steigt parallel zur Zahl der ausländischen Studierenden. Umgekehrt werden TUD-Studierenden mit deutschem Pass zahlreiche Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte angeboten. Auch digitalisierte Lehrangebote und die „Globalisierung“ der Promotionsphase durch akademische Grade wie den PhD stützen die Internationalisierung des Lehrbetriebs. Um in der internationalen Forschungslandschaft mehr Gewicht zu erlangen, beteiligt sich die TU Dresden an Forschungskooperationen und Netzwerken und entwickelt sie vor allem mit. Ein herausragendes Beispiel ist die Partnerschaft transCampus, die zwischen der TUD und dem renommierten King’s College in London besteht. „Aus persönlichem Engagement ist über die Jahre ein virtueller Campus mit gemeinsamen Professoren, Dekanen und Strukturen entstanden, der die Stärken beider Universitäten kombiniert“, beschreibt Prof. Tetzlaff die Partnerschaft.

Eine noch junge Facette der globalen Ausrichtung ist die Mitgliedschaft in der Hochschulallianz EUTOPIA, einer Gemeinschaft von derzeit zehn europäischen Hochschulen, die gemeinsame Programme für hybride Lehre sowie Nachwuchswissenschaftler aufbauen. Die Mitgliedschaft soll auch die europaweite Mobilität von Studierenden und Lehrkräften erleichtern. Nicht zuletzt eröffnen gemeinsame Anträge größere Chancen im Wettbewerb um die europäische Forschungsförderung. Gleichfalls hohe Relevanz hat die Einbindung der TUD in die Organisation CESAER, die Conference of European Schools for Advanced Engineering Education and Research. Der Cluster aus 58 ingenieurwissenschaftlich ausgerichteten Universitäten hat zum Ziel, Lehre und Forschung im Ingenieurbereich auf hohem Niveau zu halten und gezielt Innovationen auf dem Kontinent zu unterstützen. Mitte Oktober 2022 treffen sich die CESAER-Mitglieder unter dem Motto „Regional Visions for Global Challenges in Digital Transformation“ erstmals zu ihrer Jahrestagung in Dresden – eine wichtige Gelegenheit, um als gastgebende Hochschule und Stadt zu glänzen.

Bestmögliches Hochschulmarketing gehört längst unbedingt dazu

Denn auch Klappern gehört zum Handwerk. „Die Welt wartet nicht auf uns – um international wahrgenommen zu werden, müssen wir bestmögliches Hochschulmarketing betreiben“, sagt Ronald Tetzlaff. „Rankings und Alumniarbeit sind für die Verbesserung der Sichtbarkeit ebenso wichtig wie die Pflege des Webauftritts, Aktivitäten in Sozialen Medien und jede Art von Netzwerkarbeit, wie beispielsweise über die einzigartige Forschungsallianz DRESDEN-concept.“ Und nicht zu vergessen die stete Verbesserung der Willkommenskultur auf dem Campus und in der Stadt Dresden, damit internationale Studierende und Wissenschaftler bleiben oder gern wieder kommen.

Diese Aufgaben können der Chief Officer und sein Team nicht allein schultern. Sie arbeiten dafür eng mit dem International Office zusammen, früher bekannt als Akademisches Auslandsamt. Das Office kümmert sich um die Bedürfnisse ausländischer Studierender, organisiert Kulturangebote, schult Tutoren, koordiniert Stipendien und Betreuungsprogramme. Auch der Austausch mit Botschaften, Konsulaten und Ausländerbehörden gehört zum Tagesgeschäft.

Das International Office ist das „Außenministerium“ der TUD

„Im International Office kümmern sich 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die lokale und internationale Wahrnehmung der Hochschule. Hinzu kommen Beschäftigte und Studierende aus anderen Bereichen, die sich bei der Internationalisierung engagieren. Sie fungieren quasi als ‚Außenministerium‘ der TUD“, erläutert Peter Rosenbaum, Leiter des International Office. Eine große Verantwortung, sagt er: „Die TUD gehört zu Deutschlands elf Exzellenzuniversitäten, dementsprechend hoch ist das Interesse, mit uns zusammenzuarbeiten. Neben vielen organisatorischen Aufgaben obliegt uns dadurch auch die sogenannte Science Diplomacy“.

Dies bedeutet, dass das International Office in Zeiten zahlreicher Konflikte und Krisen stetig daran arbeitet, den Dialog in der Welt der Wissenschaft zu ermöglichen. „Nur das Einstehen für demokratische Werte und der Schutz der Freiheit von Wissenschaft und Lehre wird die Lösung globaler Probleme ermöglichen“, sagt Rosenbaum. „An einer Universität geht es zwar um Wissen, das wichtigste aber sind die Menschen“. In einer immer stärker globalisierten, aber auch polarisierten Welt ist deren gegenseitiges Verständnis der einzige Weg – weshalb Internationalisierung, wie sie an der TUD gelebt wird, eine Frage des gemeinsamen Überlebens ist.

Hochschulallianz EUTOPIA

Seit 2019 gehört EUTOPIA zu den ersten 17 Hochschulallianzen Europas. Gefördert durch die Europäische Kommission, sollen die Verbünde gemeinsame Lehrprogramme, Forschung und Innovationen voranbringen sowie eine größere Mobilität von Studierenden und Lehrkräften ermöglichen. Ein erfolgreiches Modell: Mittlerweile wurden 27 weitere Allianzen gegründet. Zu EUTOPIA gehören: TU Dresden, Vrije Universiteit Brussel, Universitatea Babeș-Bolyai, Università Ca‘ Foscari Venezia, CY Cergy Paris Université, Göteborgs Universitet, Universidade NOVA de Lisboa, Universitat Pompeu Fabra, Univerza v Ljubljani und die University of Warwick.

eutopia-university.eu

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