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Wir Sachsen halten zusammen!

Jetzt sehen wir, dass wir die Infektionen nicht mehr nachverfolgen können. Daher braucht es die weiteren Maßnahmen.

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NEU!
Ministerpräsident Michael Kretschmer
Ministerpräsident Michael Kretschmer © PR

Liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Sachsen!

Wir sind in den Sommermonaten in Sachsen unseren eigenen Weg gegangen. Das konnten wir, weil das Infektionsgeschehen sehr niedrig war. Ich habe mich damals mit vielen Menschen beraten. Im Ergebnis haben wir im Freistaat mit weniger Restriktionen für die Kultur, die Wirtschaft und gegenüber dem gesellschaftlichen Leben ganz allgemein gearbeitet. Wir haben mehr ermöglicht als viele andere Länder. Das war unter den damaligen Umständen verantwortlich und hat gut funktioniert. Mit dem Ende des Sommers und dem Beginn der kühleren Jahreszeit hat sich die Situation dramatisch verändert: Corona ist nach wie vor präsent und breitet sich mit aller Macht wieder aus.
Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir sprechen miteinander und suchen den Kontakt - beim Kaffee oder Bier am Rande einer Veranstaltung. Ob in Restaurants und Kneipen, in Fitnessstudios und Sportvereinen, in Theatern und Kinos, in Kosmetiksalons und Saunen – überall wurden in den vergangenen Monaten mit viel Kreativität und Engagement Hygienekonzepte erarbeitet und umgesetzt. Für diese Arbeit habe ich allerhöchste Wertschätzung und möchte Ihnen sagen: es war keinesfalls vergebens. Wir werden diese Maßnahmen und Konzepte auch weiterhin brauchen.
Wir haben jetzt aber eine Situation erreicht, in der das Einhalten von Hygienekonzepten nicht mehr ausreicht, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu kontrollieren. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt seit einigen Wochen rasant an. Die Gesundheitsämter stoßen an ihre Grenzen und sind angesichts dieser hohen Zahlen nicht mehr in der Lage, Infektionsketten umfassend nachzuverfolgen. Aktuell kann nur noch bei rund 25 Prozent der Fälle zurückverfolgt werden, wo die Infektionen stattgefunden haben. Dieser Befund bedeutet, dass das Virus dabei ist, sich unkontrolliert auszubreiten. Die Folgen werden bereits spürbar. Die Zahlen der Covid19-Patienten und dabei auch die Zahlen der intensivmedizinisch behandelten Patienten in den sächsischen Krankenhäusern steigen rasant und liegen aktuell schon über dem Höchststand des Frühjahrs. Auch die Testkapazitäten werden an einigen Stellen knapp. Wenn sich das Infektionsgeschehen so weiterentwickelt, wird das unsere Möglichkeiten der medizinischen Versorgung absehbar überfordern. Das müssen wir auf jeden Fall verhindern.

Die Lage ist sehr ernst. Wir müssen handeln. Jetzt!

Der Rat der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Nationalen Akademie der Wissenschaften – Leopoldina sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz- Gemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft ist eindeutig: Wir müssen die Kontakte zwischen den Menschen deutlich reduzieren, um zurück in eine Situation zu kommen, in der die Nachverfolgung von Infektionen und Kontakten wieder flächendeckend gewährleistet ist. So schwer es uns auch allen fällt: Es ist entscheidend, dass wir die Kontakte zu anderen Menschen außerhalb der Angehörigen des eigenen Hausstands für eine begrenzte Zeit auf ein absolut nötiges Minimum beschränken und auf nicht notwendige private Reisen und Besuche – auch von Verwandten – verzichten. Mir ist bewusst, dass uns das allen sehr viel abverlangt, aber es ist dringend notwendig. Wir tun das für uns, für unsere Familien und Freunde.
Für mich hat bei allen erforderlichen Maßnahmen absolute Priorität, dass Schulen und Kitas offenbleiben und das Wirtschaftsleben am Laufen bleibt. Freizeiteinrichtungen und Gastronomiebetriebe zu schließen sowie Veranstaltungen zu untersagen sind harte Einschnitte und bittere Entscheidungen. Sie sind aber angesichts der Lage unumgänglich, wenn wir den Anstieg der Neuinfektionen stoppen wollen.
Wer von den begrenzten Schließungen ab 2. November betroffen ist, erhält staatliche Unterstützung. Der Bund wird betroffene Unternehmen, Betriebe, Selbständige, Vereine und Einrichtungen, die direkt schließen müssen, unterstützen und die bis Ende November ausfallenden Umsätze zum Großteil ersetzen. Andere Hilfsmaßnahmen für Unternehmen werden verlängert. Um diese Hilfen haben wir in den Beratungen mit der Bundeskanzlerin gekämpft und sie waren für mich die zwingende Voraussetzung, um den Beschränkungen zustimmen zu können.
Liebe Bürgerinnen und Bürger, gemeinsam haben wir es im Frühjahr schon einmal geschafft, das Infektionsgeschehen einzudämmen und Schlimmeres zu verhindern. Jetzt ist erneut eine große gemeinsame Kraftanstrengung nötig. Lassen Sie uns zusammenhalten mit Disziplin, Solidarität, Verantwortung und Nächstenliebe und auch diesen schwierigen Weg gemeinsam gehen.
Viele schlaflose Nächte und sehr gründliches Überlegen liegen hinter mir und meinen Kolleginnen und Kollegen in der Staatsregierung. Und wir haben uns die Entscheidungen nicht leicht gemacht. Ich bitte Sie um Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen.
Wir müssen diesen Weg gehen, um Schaden von Sachsen abzuwenden und die Menschen, die uns lieb und teuer sind, zu schützen. 

Michael Kretschmer