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Träumen statt naschen

Viertklässler aus See lernen im Nieskyer Rewe-Markt Schokobons lutschen und staunen über Zuckerberge.

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© SZ/Carla Mattern

Von Carla Mattern

Niesky. Geschnippelte Möhre, Kohlrabi, Tomate, Gurke und eine Scheibe dunkles Körnerbrot arrangiert Celina auf dem Teller zu einem Pferdegesicht. Mit viel Fantasie. Mäusegesichter gehen einfacher. Oder die Vorstellungskraft ist größer? Na egal. Mit Essen spielt man nicht und deshalb sind die Brote von Celina und ihrer Mitschülerin Diana auch ruckzuck weg. Aufgefuttert. So geht es allen Fantasiegebilden auf den Tellern der Mädchen und Jungen aus der vierten Klasse der Grundschule Hermann C. J. Fölsch aus dem Nieskyer Ortsteil See.

Sie sitzen an diesem Mittwochvormittag im Eingangsbereich des Nieskyer Rewe-Marktes, tragen alle eine knallrote Schürze mit einem Bärchen. Marktleiterin Annett Leßke hatte schon vor den Sommerferien eine Einladung an die Schule geschickt. Zur Schnittchenmanufaktur und Einkaufs-Rallye sind die Viertklässler von See nach Niesky gewandert. Eine gute Grundlage, um nicht nur mit Spaß, sondern auch etwas Appetit und einem vom Markt bereitgestellten Kindermesser aus Kohlrabivierteln und Tomatenhälften ruckzuck ein leckeres zweites Frühstück zu zaubern.

Wobei lecker eher zweitrangig ist. Gesund soll es sein. Die Petz Rewe GmbH aus dem rheinland-pfälzischen Wissen hat eine Studie des Robert-Koch-Instituts zum Essverhalten von Kindern und Jugendlichen animiert, aktiv beim Gegensteuern zu helfen. Denn laut dem Institut essen nur knapp elf Prozent der Kinder und Jugendlichen regelmäßig Obst und Gemüse. „Wir möchten mit dieser Aktion das Thema gesunde Ernährung durch praktische Erlebnisse für die Kinder bei uns im Markt unterstützen und ein Bewusstsein für eine gesunde Lebensweise schaffen“, sagt Annett Leßke. Die Rewe-Mitarbeiterinnen Renate Wegner, Ute Paul und Dajana Verständig haben deshalb bereits um halb acht begonnen, Tische und Bänke hinzustellen, das Gemüse vorzubereiten, Früchtetee zu kochen und Wasser heranzuschaffen. Während die Kinder an den Tischen sitzen, versorgen sie sie und auch die Klassenlehrerin Heike Stransky und Sachkundelehrerin Ute Rybka. Im Auftrag der Rewe Petz-Gruppe ist Ernährungsberaterin Andrea Haase dabei. Sie staunt, wie gut die Kinder bei der Sache sind und lobt ihre Disziplin. „Sie wussten schon viel, sind richtig gut informiert und aufmerksam“, sagt die Ernährungsberaterin. Ute Rybka wundert das nicht. „In allen Klassen laufen bei uns solche Aktionen und die Ernährungspyramide gehört zum Unterrichtsstoff“, sagt die Lehrerin und erinnert an den gelungenen Kräutertag, den die Grundschule See im vergangenen Jahr zum Nieskyer Stadtjubiläum beigesteuert hatte. Anders als beispielsweise in Nordrhein-Westfalen stehe in Sachsen „Gesunde Ernährung“ auch auf dem Lehrplan, sagt die Ernährungsberaterin. Trotzdem haben die Kinder auch Aha-Effekte. Zum Beispiel zeigt ihnen Andrea Haase, wie schnell 22 Zuckerstückchen zusammenkommen in Nahrungsmitteln, denen das gar nicht zugetraut wird.

Und dann stellt die Ernährungsberaterin die Viertklässler und ihre Lehrerinnen auf eine harte Probe. Sie nimmt sie mit auf eine Schokoladentraumreise. Und das geht so: Bequem sitzen, tief durchatmen, entspannt die Augen schließen – und ein Schokobon langsam auswickeln, daran riechen und lecken, es im Mund von der linken in die rechte Backe und wieder zurückschieben ... Die Kinder stöhnen vor Anstrengung und stellen dann, zurückgekehrt aus dem gedanklichen Schokoladenland, fest, dass sie normalerweise schon drei oder vier Schokobons in dieser Zeit genascht hätten. Aha!