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Arbeitslose bauen Holzeisenbahn

Eine Kindertagesstätte in Barnitz erhält neues Spielzeug. Die Gemeinde kostet das keinen einzigen Cent.

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© Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller

Käbschütztal/Hirschstein. Für die Mädchen und Jungen der Kindertagesstätte Barnitz ist am Dienstag ein großer Tag. Noch ist sie mit einer Plane verhüllt, aber jetzt kommt sie weg. Darunter verbirgt sich eine neue Holzeisenbahn auf dem Spielplatz. Und das Schönste ist: Dieses Spielzeug wird weder die Einrichtung noch die Gemeinde irgendetwas kosten. Denn gebaut und aufgestellt wurde sie von den Sozialen Projekten, der Gesellschaft für Soziales und Umwelt.

Diese Gesellschaft wurde vor etwa 15 Jahren in Bahra (Gemeinde Hirschstein) gegründet und hat jetzt ihren Sitz in Riesa. „In unserer Gesellschaft wird langzeitarbeitslosen Menschen der Einstieg ins Arbeitsleben erleichtert“, sagt der Technische Anleiter Frank Antusch, der am Montag mit fünf Leuten die alte, verschlissene Eisenbahn in Barnitz ab- und die neue aufgebaut hat. Seine Mitarbeiter sind nicht einfach nur Langzeitarbeitslose, sondern sie haben noch ein anderes Problem: Sie sind drogen- und alkoholabhängig. In der Gesellschaft für Soziales und Umwelt werden sie für ein halbes Jahr beschäftigt, eine Verlängerung bis zu einem Jahr ist möglich. Täglich wird vier Stunden von 8 bis 12 Uhr gearbeitet. Dafür gibt es einen Stundenlohn von 1,50 Euro, gefördert von der Arbeitsagentur.

„Es ist ganz wichtig für diese Leute, dass sie sich wieder an einen geregelten Tagesablauf gewöhnen. Dazu gehört auch zeitiges Aufstehen“, sagt Antusch. Doch die Gesellschaft für Arbeit und Soziales kümmert sich auch um andere Anliegen ihrer Mitarbeiter, die teilweise auch straffällig waren. Sie werden zu Ämtern begleitet, bei der Wohnungssuche unterstützt, Arzttermine für sie vereinbart. „Manche sind durch unsere Hilfe seit Jahren erstmals wieder beim Zahnarzt gewesen“, sagt der Technische Anleiter.

Nur ein Problem kann die Gesellschaft nicht lösen: die Suchtproblematik. „Wir legen aber größten Wert darauf, dass die Leute nüchtern zur Arbeit kommen. Wer unter Drogen oder Alkohol ankommt, wird nicht etwa nach Hause geschickt, darf aber nicht mit raus auf die Baustellen“, sagt Falk Antusch. Die schwerste Bewährungsprobe haben die Mitarbeiter noch vor sich - eine Alkohol- oder Drogenentwöhnung und die anschließende Therapie.

Was die Kinder in Barnitz bekommen, ist reinste Handarbeit. In der Gesellschaft gibt es keine Maschinen. Holzspielzeug herzustellen, ist nur eine Aufgabe. Die Gesellschaft hat auch Fahrradwerkstätten in Meißen und Riesa, macht viele Gartenarbeiten, hat sich jetzt sogar zehn Kaninchen angeschafft. Auch einen Traktor haben die zwölf Mitarbeiter schon einmal restauriert. „Es ist wichtig, dass die Leute ein Ziel haben und das Gefühl, gebraucht zu werden“, so Antusch.

Gebraucht wird auch die Holzeisenbahn in Barnitz dringend. „Hätten wir sie bei einer Firma kaufen müssen, so hätte das wohl zwischen 3 000 und 4 000 Euro gekostet“, sagt Simone Leupold, die Leiterin der Einrichtung, die seit 53 Jahren besteht. Sie bietet Platz für bis zu 67 Kinder. 60 Plätze davon sind derzeit belegt. Betrieben wird die Kindertagesstätte von der Johanniter Unfallhilfe.

Zustande gekommen ist der Kontakt zur Gesellschaft für Arbeit und Soziales über die Mutter eines Kindes, das in der Einrichtung betreut wird. Falk Antusch hat noch eine Überraschung. Zusätzlich bekommen die Kinder noch ein Geschicklichkeitsspiel. Auch das marode Dach des Rutschhäuschens wird erneuert. Außerdem haben die Mitarbeiter Holzfiguren zum Bemalen für die Kinder angefertigt.