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Arbeitslose sollen Demenzkranke betreuen

Berlin. Langzeitarbeitslose sollen künftig Demenzkranke in Pflegeheimen betreuen. Sie sollen die geistig verwirrten Menschen füttern, ihnen vorlesen und mit ihnen spazieren gehen, sagte am Wochenende der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Klaus Vater.

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Berlin. Langzeitarbeitslose sollen künftig Demenzkranke in Pflegeheimen betreuen. Sie sollen die geistig verwirrten Menschen füttern, ihnen vorlesen und mit ihnen spazieren gehen, sagte am Wochenende der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Klaus Vater. Benötigt wurden 10000 Betreuer.

Das mit der Bundesagentur für Arbeit verabredete und in der Gesundheitsreform festgelegte Programm soll am 1. September starten. Vater, sagte, auf diese Weise solle den Demenzkranken ein humanerer Alltag ermöglicht werden. Der Bedarf sei da. Zu Pflegeleistungen würden die Langzeitarbeitslosen nicht hinzugezogen, da dafür eine spezielle Ausbildung nötig sei. Sie erhielten nur Betreuungsaufgaben. Die Pflegekassen würden die Kosten tragen. Die Höhe der Kosten konnte Vater nicht nennen. Der Sprecher wies darauf hin, es gebe rund 15000 arbeitslose Pfleger.

Der Münchener Pflegeexperte Claus Fussek kritisierte: „Man kann nicht jeden in so einen Beruf schicken.“ Die pflegepolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Elisabeth Scharfenberg, sagte: „Man muss sich für diesen Beruf entscheiden und kann nicht hinein-entschieden werden.“ Kritik kam auch von der FDP. „Allein der Umstand der Arbeitslosigkeit ist keine Qualifikation für einen Pflegeberuf. Die Pflege alter und kranker Menschen ist zu wichtig für eine solche arbeitsmarktstatistische Scharlatanerie“, sagte Generalsekretär Dirk Niebel. Sachsens Arbeitsminister Thomas Jurk (SPD) sagte, viele engagierte Pflegerinnen und Pfleger hätten nur Arbeitsverträge über wenige Stunden. Zunächst sollte dieses Potenzial genutzt werden.

Die Arbeitslosen sollen offenbar nur eine Kurzausbildung bekommen, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete. Ein Entwurf des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung, der dem Blatt vorliegt, sieht in vier Wochen 160 Stunden Unterricht und einige Praktika vor. Vergleichbare Lehrgänge in der Vergangenheit hätten einen Umfang von 900 Stunden Schulung (etwa ein halbes Jahr) gehabt, sagte ein Sprecher der Deutschen Alzheimergesellschaft.

Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) bedauerte, in die Debatte habe sich „Misstrauen und Arroganz gegenüber den Arbeitslosen eingeschlichen“. Das hätten Langzeitarbeistlose nicht verdient. Viele seien sehr sozial engagiert und hätten gute Vorkenntnisse im pflegerischen Bereich. (AP/dpa)

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