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Archäologen gehen später in die Tiefe

Der alte Burgbrunnen ist vom Landesamt für die weiteren Arbeiten freigegeben. Auf 20 Metern bleibt er geheimnisvoll.

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Von Heike Heisig

Leisnig. Der nächste Schritt ist getan, den Burgbrunnen auf Mildenstein für die Besucher erlebbar zu machen. Am 14. Februar haben Bauleute unter einigem Medienrummel und im Beisein mehrerer Höhlen- und Karstforscher des gleichnamigen Dresdener Vereins die Abdeckung aufgenommen (DA berichtete). Still und leise hat dagegen Christof Schubert, leitender Grabungstechniker vom sächsischen Landesamt für Archäologie, in dieser Woche am Brunnen gearbeitet. Ohne das Amt kann an Denkmälern, wie die Burg Mildenstein eines ist, so gut wie nichts erneuert oder verändert werden. Weil das aber mit dem Brunnen geplant ist, hat sich Schubert nach Leisnig aufgemacht.

„Aufgabe war, den vorgefundenen Zustand zu dokumentieren“, erklärt Dr. Christoph Heiermann, der beim Landesamt für Archäologie Sachsen das Referat Organisation und Öffentlichkeitsarbeit leitet. Von den Steinen, die zur Brunnenfassung gehören, seien die Aufmaße genommen worden. Die kommen zur Dokumentation der Brunnenanlage.

Der Leisniger Burgbrunnen ist nach Einschätzung der Dresdener Höhlenforscher einer der ältesten in Sachsen. Belegt sind Reparaturen im 14. Jahrhundert. Angelegt wurde er nach bisherigen Erkenntnissen von Bergleuten, die der Nachwelt an dieser Stelle ein Meisterwerk der Handwerkskunst hinterlassen haben. Das zumindest behaupten die Höhlenforscher, die sich schon einmal einen Großteil des Brunnenschachtes anschauen duften.

Der Brunnen wurde 1810 mit einer Ziegelschicht verschlossen. 1993 gab es eine Erkundungsgrabung in die Richtung, wo der Brunnen vermutet worden ist. Durch eine kleine Öffnung durften nur eine Lampe und eine Kamera in die Tiefe gelassen werden. 2001 bekamen die Dresdner Forscher dann die Erlaubnis, sich in die Brunnenröhre abzuseilen. Sie legten eine Fotodokumentation an, drehten Videos. Danach wurde der Brunnen wieder verschlossen. Es entstand eine Aufstellung mit den gesammelten Daten.

Nun soll der Brunnen mit der Fassung nach historischen Vorgaben wieder hergestellt werden. Im Laufe des Jahres sollen Besucher 42 Meter in die Tiefe schauen und sich vorstellen können, wie beschwerlich es war, täglich Wasser für Hunderte Bewohner zu schöpfen. Später, so wünschen es sich der scheidende Burgchef Bernd Wippert und auch seine Nachfolgerin Susanne Tiesler, sollten weitere Grabungen folgen. Immerhin gibt es noch ein Geheimnis zu lüften: Womit sind die letzten Meter bis zur Brunnensohle in wahrscheinlich 60 Meter Tiefe verfüllt? Lange Zeit war sogar angenommen worden, dass der Brunnen bis oben hin verfüllt ist. Das konnte schon 1993 widerlegt werden.

Diese Neugier vieler Beteiligter teilt Christoph Heiermann nicht. Seinem Amt gehe es um die Sicherung und Dokumentation, ehe durch Bauarbeiten etwas verändert wird. „Wo keine Notwendigkeit zu einem Eingriff besteht, sind wir immer noch der Auffassung, dass alles dort bleiben sollte, wo es Jahrhunderte überdauert hat“, so der Sprecher der Behörde.