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Die Rettung des Neptunbrunnens

Zum Tag der Restaurierung präsentieren Denkmalpfleger das Ergebnis der Erneuerung.

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© Sven Ellger

Von Johannes Baumert

Die hohe Mauer an der Wachsbleichstraße schirmt den Park des Städtischen Klinikums Friedrichstadt ab. Nur ein kleines Schild verrät, dass sich auf der anderen Seite einer der bedeutendsten barocken Brunnen Dresdens befindet. Erst, wenn man durch die schmale Tür in den Park der Klinik tritt, sieht man den Neptunbrunnen. Zum ersten europäischen Tag der Restaurierung am 14. Oktober will das Landesamt für Denkmalpflege das sanierte Bauwerk der Öffentlichkeit präsentieren. Denn seit 2009 wurde das Werk restauriert, aber erst in diesem Jahr konnten die Arbeiten abgeschlossen werden.

Arndt Kiesewetter, Restaurator beim Landesamt für Denkmalpflege, hat die Restaurierung des Brunnens begleitet. „Unser Ziel war es, möglichst viel von den Originalen zu erhalten. Das war restauratorisch sehr schwierig“, sagt er. Denn einzelne Steinelemente fielen von den Skulpturen des 1744 gebauten Wasserspiels. Der gesamte Brunnen bröselte auseinander. Nach und nach wurden der Stein gesäubert und die Schäden an dem 40 Meter breiten Bauwerk beseitigt. Das Wasserbecken wurde wieder dicht gemacht. Anfang des Jahres ist außerdem der Platz davor neu gestaltet worden. Bildhauer, Steinkonservatoren und Metallgestalter waren daran beteiligt, das Werk des italienischen Bildhauers Lorenzo Mattielli zu erneuern.

„Es ist schon großartig, was hier die Leute geleistet haben“, sagt Kiesewetter. Die letzte Restaurierung ist nämlich schon eine ganze Weile her. In den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts soll der Sandsteinbau das letzte Mal erneuert worden sein, bevor er verfiel. Das rächt sich nun auch finanziell. Rund 1,8 Millionen Euro hat es gekostet, den Brunnen wieder aufzufrischen. Dabei kam Geld von der Stadt, dem Land und der EU. Aber auch viele Privatspender haben geholfen.

Schon seit Ende der Neunzigerjahre gab es Pläne, den Brunnen zu restaurieren. Auch die Möglichkeit, ihn abzubauen und ihn im Park des japanischen Palais aufzubauen, wurde diskutiert. „Das war aber völlig unrealistisch“, meint Kiesewetter. „Der Brunnen hätte das in seinem Zustand nie überlebt, zudem hätte es fünf bis sechs Millionen Euro gekostet.“ Für den Denkmalschützer war die Restaurierung also die einzige Möglichkeit, das Denkmal zu retten. „Jetzt müssen wir sehen, dass wir den Hintergrund neu gestalten“, sagt Kiesewetter. Er hätte gerne Bäume hinter dem Brunnen, um die Häuserblocks auf der anderen Straßenseite zu verdecken.

Inzwischen wurde auch für die Instandhaltung des Neptunbrunnens eine Lösung gefunden. Damit es nicht erneut zu hohen Sanierungskosten kommt, hat der Verein der Freunde des Krankenhauses Dresden-Friedrichstadt eine Stiftung gegründet. Sie soll die Pflege des Brunnens finanzieren. Kiesewetter schätzt, dass das nur etwa 1 000 Euro pro Jahr kosten wird.

Der Denkmalpfleger will den Brunnen in der Stadt bekannter machen. Am 14. Oktober, dem ersten europäischen Tag der Restaurierung, wird er deshalb Interessierten in einer Führung das Ergebnis der Instandsetzung präsentieren. Er ist erleichtert, dass der einst so verfallene Brunnen im letzten Moment wiederbelebt wurde. Denn viel mehr Zeit hätte man sich nicht lassen dürfen. „Eigentlich war es schon fünf nach zwölf“, sagt Kiesewetter.

Vortrag und Führung von Arndt Kiesewetter, 14. Oktober, 11, 12.30, 14 Uhr, Festsaal Marcolini-Palais, Friedrichstraße 41. Anmeldung unter: (0351) 48430 421