Von Maik Brückner
Geising. Geising ist nicht nur schön, sondern auch ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen. Eine Tour, die Geisings Gästeführerin Angelika Woida gern empfiehlt, ist die Wanderung zum Geisingberg. „Sie ist familienfreundlich und hält Überraschungen bereit“, sagt sie. Deshalb ist der Berg nicht nur bei Einheimischen beliebt, sondern auch bei Osterzgebirgsurlaubern wie Sven und Bettina Bauer, die mit ihren Kindern Helena und Mika aus Limburg angereist sind. Auch wir folgen Angelika Woidas Rat und machen uns auf den Weg.
![Ganz in der Nähe befindet sich der Tiefenbach-Wasserfall, der 1954 künstlich angelegt wurde und frei zugänglich ist.](https://image.saechsische.de/784x441/0/0/00iuo8fudu7dbhmpdcbnphl9wrt7gh2i.jpg)
Von Geising aus gesehen wirkt der benachbarte, 824 Meter hohe Basaltkegel imposant und – besonders hoch. Wir starten am Geisinger Bahnhof und folgen dem Kammweg. Dieser zertifizierte Wanderweg, der das Osterzgebirge mit dem Vogtland verbindet, beginnt in Geising. Wir folgen den weiß-blau-weißen Schildern mit dem Kürzel Kamm. Nach ein paar Hundert Metern legen wir eine Pause ein und genießen den Blick auf eine kleinteilige Landschaft mit Wiesen und Baumgruppen. Im Tal liegt Geising, dessen Gründung auf den Bergbau zurückgeht. Bereits 1453 erhielt ein Teil des heutigen Gebietes – nämlich Altgeising – Stadtrecht. Weiter geht es durch den Wald, entlang an Wiesen und Feldern. Rechter Hand haben wir wenig später einen guten Blick auf das Elbtal.
Dann erreichen wir eine kleine Quelle, an der wir uns auffrischen und mit einer der bekannten Sagen vertraut machen können, der von der Grünen Frau im Geisingberg. Sie sei schon vielen begegnet, zuletzt wohl einem Kuhhirten, lesen wir. Dieser fand eine weiße Lilie. Weil er sie schön fand, pflückte er sie. Plötzlich stand die Grüne Frau vor ihm. Sie nahm seine Hand und führte ihn in das Innere des Geisingberges. Dort zeigte sie ihm aufgestapelte Schätze. Er könne alles haben, sollte aber beim Wiederkommen nicht das Beste vergessen, sagte sie. Als der Kuhhirte den Berg verließ, verlor er vor lauter Freude das Beste, die weiße Lilie. Der Berg schloss sich, und der Hirte hörte nur noch das Jammern der Grünen Frau: „Nun muss ich wieder hundert Jahre auf Erlösung warten.“ Da nicht überliefert ist, wann sich das Ereignis zutrug, schauen wir uns die anderen Leute genauer an. Doch auf den letzten Metern bis zum Geisinggipfel treffen wir leider keine Grüne Frau. Dafür werden wir auf dem Gipfel für die Mühe entschädigt. Dort steht der 18 Meter hohe Louisenturm. Von dem haben wir eine gute Aussicht auf das Osterzgebirge mit Geising und Altenberg, sowie auf die Sächsische Schweiz und das Elbtal. Die rund 130 Kilometer weit entfernte Schneekoppe im Riesengebirge sehen wir heute leider nicht. Die Eindrücke unserer Wanderung verarbeiten wir bei einer Einkehr in der Geisingbergbaude. Das kleine Lokal, das von der Familie Klein bewirtschaftet wird, besteht aus einer urigen Baude und einen Biergarten mit schattigen und sonnigen Plätzen. Es bietet Hausmannskost an. Nach der Stärkung steuern wir Altenberg an, das in Sichtweite liegt.
Ausflugsziele in der Nähe
Hätten wir mehr Zeit mitgebracht, würden wir uns auch das Bergbaumuseum anschauen. Es liegt auf dem Weg Richtung Geising und dokumentiert die Geschichte des Bergbaus in der Gegend rund um Altenberg. Wir wandern den Hinweisschildern folgend in Richtung Geising zurück und erreichen nach wenigen Minuten einen der größten Wasserfälle Sachsens: den 1954 künstlich angelegten Tiefenbach-Wasserfall. Unsere kleinen Mitwanderer sind begeistert und schauen auf das Wasser, das in zwei Stufen 40 Meter tief fällt. Von hier aus sind es nur 15 Minuten bis Geising. Fazit: Die Wanderung ist familientauglich und lässt sich in drei Stunden schaffen. Einziges Manko: Zwischen dem Bergbaumuseum und dem Wasserfall muss man ein paar Meter auf der Staatsstraße laufen.