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Auf den Spuren Karl Valentins

Patrick Weißig sucht Zittauer Verwandte des Münchner Komikers. Er erhofft sich so manche interessante Information.

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© Rafael Sampedro

Von Jan Lange

In seinen Regalen stapeln sich die Bücher, DVDs und CDs von und über Karl Valentin. Patrick Weißig kann man ohne Frage als einen Kenner des bayerischen Humoristen bezeichnen. Vor zehn Jahren habe er im Fernsehen einen Valentin-Sketch gesehen, erzählt der 35-Jährige. Für ihn die erste Begegnung mit dem bekannten Münchner Komödianten. Seine Sammelleidenschaft wurde dann so richtig geweckt, als in einer Radio-Reportage über Valentin die Stadt Zittau erwähnt wurde.

Der als urbayrischer Komiker geltende Karl Valentin soll Wurzeln in Zittau haben – das fand Patrick Weißig überaus interessant. Stück für Stück vergrößerte er seine Sammlung. Und wurde auch über Valentins Verbindungen zu Zittau fündig. Bekannt ist, dass dessen Mutter, Johanna Maria Schatte, am 3. Januar 1845 in der Oberlausitzer Kleinstadt geboren wurde. Sie entstammte einer bekannten Bäckersfamilie. Ihr Vater, Carl Eduard Schatte, war Oberältester der Weißbäckerzunft. Auch ihrem Ehemann Johann Valentin Fey, Karls Vater, hatte sie in der Oberlausitz das Ja-Wort gegeben. Zwar nicht in Zittau, dafür aber ganz in der Nähe in Mittelherwigsdorf. Beide wollten sich evangelisch trauen lassen, um bewusst derselben Zeremonie im erzkatholischen München zu entgehen. Gelebt hat die Familie aber in der bayerischen Landeshauptstadt, wo 1882 auch Karl Valentin das Licht der Welt erblickte.

Nach dem Tod des Vaters und dem Bankrott der familiären Speditionsfirma zieht der Komiker im Winter 1906 mit seiner Mutter nach Zittau. Hier wohnten sie in der Humboldtstraße, wie das „Zittauer Adressbuch“ jener Zeit verrät. Für Karl Valentin bleibt es ein kurzes Gastspiel in Zittau. Er hat hier Probleme, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Der Komiker kehrt bereits im Frühjahr der Heimatstadt seiner Mutter wieder den Rücken, geht auf Tournee und landet schließlich wieder in München. Dort erlebt er 1908 endlich seinen Durchbruch. Noch im selben Jahr holt Valentin seine Mutter aus Zittau zu sich nach München, wo sie 1923 mit 78 Jahren stirbt.

Valentin gehört also tatsächlich zu jenen Prominenten, die eine Beziehung zu Zittau haben. „Mich interessiert, welche Spuren es hier noch gibt“, sagt Valentin-Fan Patrick Weißig. Seit gut einem Jahr forscht er nun schon danach. Immerhin ist dabei ein Stammbaum der Verwandtschaft mütterlicherseits, vom Münchner Komiker 1927 selbst zusammengestellt, in die Hände gefallen.

Bei seinen Recherchen ist er auch auf den Namen Ernst Franz gestoßen. Dessen Großmutter und Karl Valentins Mutter waren Schwestern. Franz hatte viel Material über seinen Großneffen gesammelt und in den 1980er Jahren auch eine Valentin-Ausstellung im Karasek-Museum in Seifhennersdorf organisiert. Selbst fragen kann Patrick Weißig ihn leider nicht mehr, da Ernst Franz bereits verstorben ist. Und so ist bisher auch unklar, was aus der umfangreichen Valentin-Sammlung wurde.

Aufschluss darüber erhofft sich Weißig von Ernst Franz‘ Nachfahren. Es soll wohl noch Töchter und Enkel geben. Sie ausfindig zu machen, ist Patrick Weißig allerdings bisher nicht gelungen. „Ich wäre sehr glücklich, wenn sie sich bei mir melden“, sagt er. Und nicht nur er. Auch Sabine Rinberger vom Valentin-Museum in München ist an Informationen interessiert, was aus der Valentin-Sammlung von Ernst Franz geworden ist. Das Museum im Isartor, etwa 700 Meter vom Marienplatz entfernt, zeigt zahlreiche persönliche Gegenstände, Originaldokumente, Fotografien und Postkarten von Karl Valentin. Patrick Weißig war vor zwei Wochen dort zu Besuch. Auch über Zittau finden sich in der Ausstellung Hinweise. Dennoch erhofft sich die Museumsdirektorin durchaus auch neue Erkenntnisse von dem gesammelten Material des Großneffen.

Patrick Weißig liegt es sehr am Herzen, Karl Valentin auch etwas nach Zittau zu holen und hier über den 1948 mit 65 Jahren verstorbenen Komiker zu informieren. Dazu könnte er sich gut eine Ausstellung über seine Zittauer Wurzeln vorstellen. Er selbst schreibt auch Texte, so beispielsweise für den Großhennersdorfer Karnevalsverein, und werde bei dieser kreativen Arbeit teilweise auch von Karl Valentin beeinflusst.

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