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Auf der Suche nach Fachkräften in der Pflege

Das sächsische Konzept für die Geriatrie wird weiterentwickelt. Vorschläge liegen auf dem Tisch.

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© dpa (Symbolfoto)

Von Thilo Alexe

Dresden. Gegenseitige Hilfe im Alter ist wohl das wirkungsvollste Mittel gegen Vereinsamung. Anka Velde von der ökumenischen Seniorenhilfe Dresden hat diese Erfahrung gemacht. „Wir haben eine Kochgruppe gegründet“, berichtet die als Expertin Geladene sächsischen Abgeordneten. In der Gruppe entstand Gemeinschaft. Und sie trug dazu bei, wie Velde erzählt, dass die alten Menschen etwas Warmes essen. Altersarmut könne zum Verzicht aufs Kochen führen.

Mehr noch: „Die Koch- wurde zur Selbsthilfegruppe.“ Man kümmert sich umeinander, wer nicht kommt, erhält einen Anruf. „Die Gruppe passt sehr gut aufeinander auf“, sagt Velde.

Nicht alle Probleme bei der Versorgung, Pflege und Betreuung von Senioren lassen sich mit vergleichsweise einfachen Mitteln begegnen, wie aus den Vorträgen von Pflegepraktikern, Wissenschaftlern und Medizinern deutlich wird. Zur Debatte steht bei Anhörung zur Altenpflege vor dem Sozialausschuss des Parlaments am Montag, wie das vor sechs Jahren vorgelegte Geriatriekonzept weiterentwickelt werden soll.

Ein Thema ist die Gewinnung von Fachkräften. Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt. Das Bundesgesundheitsministerium rechnet mit 4,7 Millionen im Jahr 2060, 2013 waren es 2,7 Millionen. Je nach Prognoserechnung könnten im Jahr 2025 bis zu 200 000 ausgebildete Pflegekräfte im gesamten Land fehlen.

Die Chefärztin der Klinik für Geriatrie und Frührehabilitation in Erlabrunn, Katrin Scherf, weist darauf hin, betont mit Blick auf Pflegeberufe: „Man kann nicht von jedem Menschen erwarten, dass er die psychisch und physisch schweren Aufgaben auf sich nimmt.“

Anka Velde forderte – allerdings nicht als direkte Reaktion auf die Ärztin – mehr Selbstbewusstsein in der Pflegebranche. Das „Rumjammern“ solle beendet, stattdessen der Beruf mit seiner Vielfalt anders öffentlich dargestellt werden. Der Zwickauer Professor für Pflegewissenschaften, Jörg Klewer, weist darauf hin, dass es in Sachsen keinen Lehrstuhl für Geriatrie gibt. Geplant sei aber eine Akademisierung der Ausbildung.

Werden alte Menschen in Sachsen schlecht betreut? Martin Wolz ist Chefarzt für Neurologie und Geriatrie im Elblandklinikum Meißen. Er sagt: „Wir haben Patienten, die allein durch die Krankenhauseinweisung in delirante Zustände kommen.“ Das bedeutet, dass sie die ungewohnte Umgebung verwirrt. Zudem gelten alte Patienten, wie es in der medizinischen Fachsprache heißt, als multimorbid. Sie haben mehrere Krankheiten. Stürze sind häufig Folge von Gehproblemen. Es braucht also eine gute Vernetzung von Spezialisten, am besten in einem Ärzteteam. „Es ist ganz wichtig, den besonderen Behandlungsbedarf der alten Menschen zu akzeptieren“, sagt Beate Wätzig vom Klinikum Dresden.

Neben der stationären gibt es auch die ambulante Behandlung – unter anderem in 23 sogenannten ambulant-geriatrischen Abteilungen in Sachsen. Aufgeworfen wird die Frage, ob diese zu kleinteilig organisiert sind. Redner weisen zudem auf Versorgungslücken im ländlichen Raum, unzureichende Fallpauschalen, aber auch boomendes Pflegeangebot Privater hin. Ungehört bleibt das nicht. Der CDU-Abgeordnete Oliver Wehner kündigt Anstrengungen zur Stärkung des ländlichen Raumes und zur Ausrichtung der Krankenhäuser auf Bedürfnisse von Senioren an.