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Auf die Probe gestellt

Für die Rewe-Azubis aus den neuen Bundesländern beginnt eine harte Zeit. Sie müssen über eine Woche lang das Nossener Lager der Kette leiten.

Von Daniel Krüger
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Bis zu vier Tonnen schwer ist das Kommissionierungsgerät, das Sabrina Biedermann (l.) und Michelle Maifarth (r.) mit Lebensmitteln beladen.
Bis zu vier Tonnen schwer ist das Kommissionierungsgerät, das Sabrina Biedermann (l.) und Michelle Maifarth (r.) mit Lebensmitteln beladen. © Claudia Hübschmann

Nossen. Es ist ein riesiger Gebäudekomplex, mitten im Nirgendwo und doch nahe der A 14, ein Gebiet, das tagein und tagaus von Lkws der unterschiedlichsten Speditionen abgefahren wird. Hier lagern sie, die Tiefkühlpizzen, Toilettenpapiere und Mehlpackungen, die Endverbraucher in allen Rewe-Supermärkten von Nordbrandenburg bis Magdeburg finden.

Auch an diesem Mittwoch scheint alles wie immer zu sein. Am Sicherheitseingang müssen sich die Besucher mit Warnwesten einkleiden und einen Bogen ausfüllen, auf dem allerlei abgefragt wird. Uhrzeit der Ankunft, Datum, Unterschrift, Institution. Erst dann darf das riesige Areal betreten werden, das von außen wirkt wie eine überdimensionierte Raststätte.

Es braucht gut eine Viertelstunde, um vom Westeingang zum nördlichen Abschnitt zu gelangen. Hier befindet sich eines der vielen Lager von Penny, dem Discounter der Rewe-Unternehmensgruppe, die 2017 einen Umsatz von etwas mehr als 54 Millionen Euro erwirtschaften konnte und über 320.000 Mitarbeiter beschäftigt.

58 von ihnen wuseln seit Anfang der Woche durch die Regale, schichten Europaletten mit Waschmitteln um, kontrollieren die Warenein- und -ausgänge. Soweit nichts Ungewöhnliches für ein Supermarktlager. Doch die, die da koordinieren und organisieren, sind auffällig jung, selten älter als 19 Jahre, viele erst 16. Sie alle sind Azubis im Bereich der Lagerlogistik und übernehmen im Rahmen eines seit 2014 jährlich stattfindenden Projekts für zehn Tage das Penny-Lager.

„Der Raum hier ist klein und übersichtlich“, sagt Olaf Helmich, Ausbildungsbetreuer des Standortes Mariendorf. Auch aus Oranienburg und Neudietendorf sind die Nachwuchslageristen mit dem Bus nach Nossen angereist. Beworben hat sich jeder Azubi auf eine der üblichen Lagerpositionen. 

Henning Dittrich aus Thüringen etwa war schon letztes Jahr als Abfahrer dabei. Dieses Mal hat der 19-Jährige den verantwortungsvollen Posten des Teamleiters am Wareneingang bekommen, ist für die Kontrolle der gelieferten Lebensmittel und die Organisation der Mitarbeiter zuständig.

„Da lastet schon eine Verantwortung auf meinen Schultern. Ich kümmere mich um alle Fehler, die hier passieren“, sagt Dittrich. Das Unternehmen stelle seine Azubis bei dem Projekt auch infrage, meint er, besonders weil es am Ende der zehn Tage ausgiebige Feedback-Runden gebe. 

Natürlich überlässt Rewe den Nachwuchs nicht einfach seinem Schicksal. Seit November wurden mit den Projektteilnehmern verschiedene Einweisungen durchgeführt, ihnen alle Arbeitsschritte genau erklärt.

Egal ob Kommissionierer, Kontrolleur, Staplerfahrer oder Sachbearbeiter: Bei Problemen sind die Ausbildungsleiter sofort zur Stelle. Am Anfang habe es noch gerumpelt, sagt die 19-jährige Julia Schunke. Aber ab dem zweiten Tag laufe es ziemlich reibungslos. Das hilft auch dem Personalmarketing. 

Die Nossener Ausbildungsleiterin Bianca Jäschke führt Lehrer aus benachbarten Schulen durchs Lager. Ihr Ziel: neue Azubis gewinnen. Obwohl die Bezahlung gut sei, sagt sie, gebe es zu wenige geeignete Bewerber. Vor allem die schlechte Anbindung an den Nahverkehr schrecke ab. Gleichzeitig seien viele Interessierte minderjährig und damit nicht befugt, etwa einen Gabelstapler zu fahren.