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Hoyerswerda
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Auf gute Nachbarschaft 

in Bröthen-Michalken  war Zeit für den Neubürgereinkauf.

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Familie Lewa gehört zu den Neubürgern in Bröthen. Das freut auch Ortsvorsteher Lothar Kujasch (rechts).
Familie Lewa gehört zu den Neubürgern in Bröthen. Das freut auch Ortsvorsteher Lothar Kujasch (rechts). © Foto: Silke Richter

Bröthen/Michalken. „Neubürger einkaufen?“ Wie geht das – und was hat das zu bedeuten? Diese Fragen stellt sich so mancher Stadtmensch, wenn er den Begriff erstmals hört. In den Dörfern um Hoyerswerda herum ist diese Tradition dagegen bekannt. Dabei „kaufen“ sich Zugezogene mit einem Obolus in die Dorfgemeinschaft ein, bekunden ihre Bereitschaft, sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen und werden so als vollwertige Bürger aufgenommen.

Einmal im Jahr findet diese Veranstaltung in Bröthen/Michalken mit vorwiegend meist männlichen Alteingesessenen statt. Dafür geben sich die Bewohner, Vereine und der Ortschaftsrat richtig viel Mühe. Ehrenamtliche Helfer bereiteten am Freitagabend den Saal des Bürgerhauses für die Veranstaltung vor und stellten sich hinter den Tresen, um Getränke auszuschenken. Kurz vor halb acht trudeln dann auch die ersten Besucher ein. Wer „neu“ oder „alt“ ist, lässt sich auf den ersten Blick nicht erkennen. Denn in Bröthen/Michalken bleibt ein Neuhinzugezogener nicht lange allein – wenn er die Gemeinschaft sucht und mag.

So ist auch an diesem Freitagabend ein großes Hallo und schnell ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu hören und zu spüren. Thomas Schäffter wohnt schon seit ein paar Jahren in Bröthen. Dem Chef des Modellbauclubs Hoyerswerda gefällt genau jenes Miteinander, die dörfliche Atmosphäre, aber wiederum auch die Nähe zur Stadt. Allerdings sei man auf Grund der momentan nicht vorhandenen Nahversorgung (ausgenommen die hiesige Landbäckerei) oftmals auf Fahrzeuge angewiesen oder von Verwandten abhängig, um einkaufen zu können. Solche Gedanken macht sich Familie Lewa (noch) nicht. Die Eltern und ihre zwei Kinder wohnen seit November 2018 in Bröthen, weil sie das ruhige, idyllische Dorfleben schätzen.

Zu den dörflichen Pflichten gehören die Pflege einer guten Nachbarschaft, aktive Beteiligung bei der Gestaltung des Dorfes und dessen gemeinschaftlichen Lebens; Einhaltung von Normen: Ordnung, Sauberkeit, Schutz vor Feuer und Mitwirkung bei Brandbekämpfung, Liebe für das Heimatdorf und dessen Achtung; Vorbildwirkung auf die Kinder.

24 neue Bürger aus Bröthen/ Michalken haben für Freitagabend eine Einladung zum Neubürgereinkauf erhalten, der mit einem kleinen Programm beginnt: Die Kindertanzgruppe präsentiert ein Programm. Die Jungen und Mädchen im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren zeigen, was im Dorf an sinnvoller Freizeitbeschäftigung möglich ist. Als Mitglieder sind übrigens nicht nur Kinder aus Bröthen und Michalken gern gesehen: „Wir haben beispielsweise auch junge Tänzer aus Hoyerswerda dabei. Wer Lust hat, mitzumachen, kann sich gern melden“, erklärte die Tanzgruppenleiterin. 24 Kinder üben derzeit gemeinsam und bereiten sich auf Auftritte in Bautzen, Crostwitz und Polen vor, um das hiesige sorbische Brauchtum über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus bekannt(er) zu machen.

Es gibt im Doppeldorf Bröthen/ Michalken aber noch weitaus mehr Angebote. So können sich Interessierte unter anderem beim Fußballsport, in den beiden hiesigen Feuerwehren, in den Seniorengruppen, in der Sorbischen Tanz- und Trachtengruppe, im Jugendclub, beim Schützenverein „Heideland“ 1991 und im Dorfclub engagieren. Der nächste Termin im Dorfgemeinschaftsleben steht auch schon fest: Der Ortschaftsrat lädt für den 18. Mai, einen Sonnabend, von 9.30 bis 14 Uhr zum Frühjahrsputz im Naherholungsgebiet rund um den Bröthener See ein. Treffpunkt ist der Rodelberg. Wenn vorhanden, sollen Schubkarren und Rechen mitgebracht werden. Rasenmäher und Motorsensen stellt die Stadtverwaltung Hoyerswerda.