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Auf zur Millionärs-Rallye

Auto-Restaurator John Rotscher fährt beim wichtigsten Oldtimer- rennen der Welt mit, obwohl sein Wagen eigentlich zu jung ist.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Strehla. Wenn morgen im italienischen Brescia die diesjährige Auflage der Mille Miglia (zu deutsch: Tausend Meilen) beginnt, ist ein Strehlaer mittendrin: Mit seinem Mercedes-Coupé und Freundin Fränze ist Oldtimer-Restaurator John Rotscher unter den Teilnehmern des wohl berühmtesten Oldtimer-Straßenrennens der Welt, das vielfach als „Millionärs-Rallye“ gilt.

Tatsächlich seien bei der Kult-Veranstaltung viele gut betuchte Menschen mit ihren seltenen Schätzen vom Ferrari bis zum Porsche unterwegs, erzählt John Rotscher, der 2008 schon mal im Tross des Spektakels unterwegs war. „Das ist schon verrückt.“ Aber es gebe nicht nur Millionäre.

John Rotschers Wagen rollt im inoffiziellen Teilnehmerfeld des Rennens mit. Was auch an seinem Auto liegt: Der Mercedes geht mit seinen 48 Jahren zwar locker als Oldtimer durch – ist aber für eine offizielle Teilnahme schlicht nicht alt genug. Nur ausgewählte Fabrikate werden von den Organisatoren im eigentlichen Starterfeld geduldet. Dorthin zieht es ihn aber eh nicht, sagt John Rotscher. „Wenn du da mitfährst, ist es richtig anstrengend.“

Gegen andere Teilnehmer hätten die eigentlichen Rallye-Fahrer aber nichts, sagt John Rotscher. Zusammen mit einigen Bekannten will er sich deshalb in einer „Mercedes- und Bugatti-Clique“ hineinmischen ins automobilhistorische Getümmel unter die Sammler, Schönen und Reichen. Dass es trotz Hunderter Oldtimer auf den Straßen und Zuschauern am Seitenstreifen eine entspannte Fahrt wird, davon gehe er aus. Bei der Mille Miglia stehe die Gleichmäßigkeit im Mittelpunkt, nicht der Temporausch.

Neben der Freude an schönen Autos und den vorbeirauschenden Landschaften Italiens geht es für den Strehlaer und Freundin Fränze Logsch am Wochenende auch um Kontaktpflege. Sehen und gesehen werden, das gehört dazu für das Unternehmerpärchen. Nur Zeit müssen die beiden dafür noch finden, denn der Touren-Plan ist straff: Mit Zwischenstopp in Rimini werden die Wagen zwei Tage und Etappen von Norditalien aus auf einer östlichen Strecke gen Rom unterwegs sein, verrät ein Blick in die Route.

Zeit, die Ewige Stadt am Tiber zu genießen, bleibt kaum. Schon am Sonnabendmorgen geht es auf einer westlichen Strecke zurück in den Norden. Einmal wird noch in Parma übernachtet, ehe am Sonntag die Schlussetappe nach Brescia ansteht.

Für den 1 600-Kilometer-Rundtrip über die italienischen Landstraßen sieht sich John Rotscher gut gewappnet. Die Hotels sind gebucht. Mit der Hausnummer der heimischen Werkstatt ist die Startnummer ein Glücksbringer.

Und auch die Technik im Wagen ist fit. „Der hat schon ganz andere Strecken hinter sich“, so der Besitzer über den Mercedes vom Typ W 111. Neben den Tausend Meilen muss das Auto auch die mehr als 2 000 Kilometer bis zum Startort samt Alpenquerung per Landstraße und zurück „auf eigener Achse“ meistern. John Rotscher ist optimistisch: Großer Kofferraum, Klimaanlage, elektrische Fensterheber und im Cockpit viel Platz – in Sachen Komfort stehe der W 111 manch heutigem Wagen in nichts nach. Da kann man nur noch gute Fahrt wünschen.