Merken

Aufräumen nach dem Brand – Zukunft des Stallhofes ungewiss

Am Tag nach dem Feuer fordern Dresdner, den historischen Markt im Schloss zu erhalten. Der Freistaat will zunächst denSchaden begutachten.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Alexander Schneider

Goldschmied Helmut Adamski hat der Brand im Stallhof am Montagmorgen besonders hart getroffen. Wie sehr, darüber hat er noch gar nicht nachgedacht. Dazu war keine Zeit, einmal davon abgesehen, dass das ganze Ausmaß bei ihm noch nicht wirklich angekommen ist. Immerhin, er hat seine Sprache wieder gefunden.

Zwei Tage hat der Mann aus Oldenburg in den verkohlten Resten seines Besitzes gewühlt – die Finger in dünnen Gummihandschuhen. Adamski und seine Frau hatten den Stand „Edles Geschmeide“ auf dem historischen Weihnachtsmarkt im Stallhof. Der wurde mit den Gelassen fünf weiterer Händler von dem Feuer am Montagmorgen total zerstört. Während bei den Nachbarn meist nichts zu retten war, konnte Adamski noch einigen Schmuck bergen. Ketten, Ringe, Ohrstecker – selbst Entworfenes, selbst Gefertigtes und Eingekauftes. Vieles war stark verformt. „Es muss über 800 Grad heiß gewesen sein“, sagt er. Der Schaden geht in die Tausende, so viel sei klar. Das wertvolle Metall wird er wieder einschmelzen.

Wie es jetzt mit ihm weitergeht? Adamski schweigt, dann sagt er „Ich würde gerne nächstes Jahr wieder hier herkommen. Ich war zum ersten Mal da. Dieser Markt ist etwas ganz Besonderes.“ Seit 20Jahren ist der Mann auf Märkten unterwegs. „Auf Dresden hatte ich mich unglaublich gefreut – und bis Montag war es toll.“

Nichts zu retten war am Kleiderstand von Nachbarin Caterina Other. Die Arbeit der vergangenen Monate zerstört, doch die erzielten Einnahmen werden für die nächsten Monate, dem Beginn der kommenden Marktsaison, nicht reichen. Ein Dilemma für die Schneiderin, die ihre Werkstatt im Schloss Nickern hat. Wie Adamski hofft sie auf die Versicherung des Marktbetreibers Heureka-Leipzig. Die frohe Botschaft von der Versicherung erfuhren die Geschädigten bei einem Abendessen in der City-Herberge am Montagabend, wo viele Händler übernachten. Der Wirt hatte das Essen spendiert – aus Solidarität.

Viele SZ-Leser meldeten sich bis gestern zu Wort und erklärten ihr Bedauern über das Unglück. „Was haben diese Menschen jetzt nur für ein schlimmes Weihnachtsfest?“, fragte eine Frau. Neben dem Erhalt des historischen Marktes fordern die Dresdner, für die Opfer zu sammeln. Das passiert bereits. „Schon am Montag haben viele Händler deutschlandweit ihre Solidarität erklärt. Die Mittelalter-Szene ist eine echte Gemeinschaft“, so der Marktmeister, Heureka-Chef Heiko Guter. Eine Szene-Zeitschrift wolle die Sammlung nun koordinieren.

Bleibt die Frage nach der Zukunft des historischen Marktes im Stallhof. Die Antwort ist ungewiss, solange Ursache und Ausmaß des Schadens nicht bekannt sind.