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Aus der Komfortzone ins Landleben

Die Siebtklässler aus Leipzig sind im Camp angekommen. Dafür legten sie 108 Kilometer an zwei Tagen mit dem Rad zurück.

Von Sylvia Jentzsch
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17 Siebtklässler aus der Freien Oberschule Gohlis in Leipzig sind mit dem Fahrrad nach Zschaitz gefahren. Hier werden sie bis zum Freitag kommender Woche das Landleben erkunden.
17 Siebtklässler aus der Freien Oberschule Gohlis in Leipzig sind mit dem Fahrrad nach Zschaitz gefahren. Hier werden sie bis zum Freitag kommender Woche das Landleben erkunden. © Dietmar Thomas

Zschaitz. Die 18 Schüler der Freien Oberschule im Leipziger Stadtteil Gohlis sind im Zschaitzer Sportlerheim angekommen. Am Montag starteten sie mit dem Fahrrad und zwei Betreuern zunächst in Richtung Grimma. Dann ging es am Dienstag bei Regen weiter nach Zschaitz. Insgesamt liegen 108 Kilometer hinter ihnen. Die erste Strecke sei zwar länger, aber die zweite anspruchsvoller gewesen, so die Schüler. Muskelkater oder andere Wehwehchen – Fehlanzeige.

Im Sportlerheim haben die Schüler Quartier bezogen. Der Gastraum dient als Stützpunkt für Absprachen und die Verpflegung. Drei Mädchen schlafen sogar in einem Zelt. Die Siebtklässler sehen ihre Unterrichtsausfahrt als ein Abenteuer, wollen das Landleben erkunden, jede Menge Wissen einsaugen und auch zupacken.

„Mich interessiert, was auf dem Land im Gegensatz zur Stadt fehlt, wie die Leute ohne Läden im Dorf zurechtkommen“, sagte Jessica. Thalia interessiert, ob die Leute, die auf dem Dorf gelebt haben und in die Stadt ziehen etwas in ihrem Leben vermissen und Luis will die Unterschiede zwischen Dorf und Stadt herausfinden. Auf jeden Fall gefallen ihnen nach eigenen Aussagen das Ländliche, die Natur, die netten und freundlichen Menschen, die sie bisher trafen und deren Humor. 

Nun werden die Schüler bis zum 30. März die Region erkunden. Vorgaben haben sie von ihrem Lehrer Stefan Posselt, der seit einigen Jahren in Goselitz lebt, nicht erhalten. Die Schüler können einzeln oder in Gruppen die Region erkunden. Sie wollen Pferde- und Bauernhöfe besuchen, in Auterwitz Brot backen oder mit dem Fahrrad in die Große Kreisstadt fahren. Jeden Abend werten sie ihre Erkundungen aus. Erzählen den Mitschülern, was sie Spannendes und Beeindruckendes erlebt haben, was andere auch sehen sollten. 

Ihre Erlebnisse halten die Schüler auf Fotos und in einem Tagebuch auf einer extra eingerichteten Homepage fest, sodass auch Eltern, Freunde und Interessierte verfolgen können, was die Großstädter auf dem Land unternehmen. Nach dem Camp soll es eine Präsentation an der Schule geben, um anderen Lust auf eine Expedition aufs Land zu machen.

„Wir haben das Projekt zu Beginn des Schuljahres durchgesprochen. Die Klasse hat Pläne gemacht, wo es hingehen könnte und wie sie das Geld dafür sammeln kann“, so der Lehrer. Nach einigen nicht umsetzbaren Vorschlägen brachte er Zschaitz ins Spiel und stieß damit auf das Interesse der Schüler. Sowohl für das Essen als auch die Unterkunft wollen die Schüler selbst bezahlen. Um das Geld für die Reise aufzutreiben, startete die Klasse verschiedene Aktionen. Sie veranstalteten einen Dinner-Abend, bauten Vogelhäuser und Gartenmöbel, halfen in der Nachbarschaft, wuschen Autos oder unterstützten Betriebe wie eine Käserei und eine Autowerkstatt. Immerhin kamen so etwa 3 500 Euro zusammen.

Und auch vor Ort wollen die Schüler versuchen, etwas Geld zu verdienen, indem sie auf Bauernhöfen oder in anderen Einrichtungen fragen, ob sie mitarbeiten können. Wer die Schüler unterstützen will, etwas Besonderes auf dem Land kennenzulernen, kann sich gern bei Stefan Posselt unter Tel. 0152 02941273 melden. Da die Jugendlichen im Alter von 13 Jahren mit dem Fahrrad ihre Ziele erreichen wollen, ist eine Entfernung von etwa zehn Kilometern realistisch.

Tagebuch unter www.unsere-reise.eu