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Aus der Traum vom sauberen Diesel?

Die Firma Clean Diesel Ceramics in Großröhrsdorf ist offenbar zahlungsunfähig. Das Vorzeigeunternehmen war 2008 gestartet.

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© Archivfoto: Matthias Schumann

Reiner Hanke

Großröhrsdorf. In der Firma Clean Diesel Ceramics (CDC) kriselte es schon vor drei Jahren. Jetzt steht das ehemalige Großröhrsdorfer Vorzeigeunternehmen vor dem Aus. Es ist zahlungsunfähig. Rechtsanwalt Dr. Franz-Ludwig Danko von der Sozietät Kübler in Dresden wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Ob das Unternehmen eine Zukunft hat, kann die Insolvenzverwaltung derzeit noch nicht sagen: „Wir prüfen, ob eine Fortführung des Geschäftsbetriebs möglich ist.“ sagt Sebastian Glaser, Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters. Die Produktion sei zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags aber schon stark zurückgefahren gewesen. Derzeit seien noch elf Mitarbeiter beschäftigt. Ihre Löhne seien über das Insolvenzgeld bis Ende September gesichert.

Dabei hatte das Unternehmen mit einstmals 25 Beschäftigten mit einer neuen Technologie zur Abgasreinigung bei Großdieselfahrzeugen für Aufsehen gesorgt: für Bau- und Landmaschinen zum Beispiel. Es handelt sich um einen speziellen Rußpartikelfilter aus Keramik. Furios war die Hightech-Firma im vorigen Jahrzehnt damit gestartet und zog 2008 in seinen Großröhrsdorfer Neubau. Es war ein Kind von Wissenschaft und Unternehmergeist. So war der Filter ein Gemeinschaftsprojekt des Fraunhofer-Instituts für keramische Technologien und Systeme in Dresden und der CDC GmbH. Die Dresdner Forscher wurden für diesen Höchstleistungs-Filter aus Keramik 2009 mit dem Fraunhoferpreis geehrt. Das Gemeinschaftsprojekt droht nun zu scheitern.

Mit dieser Keramik-Technik sollen 99,9 Prozent der Schadstoffe aus den Abgasen gefiltert werden können. Nur eine Handvoll Firmen gebe es, die das nötige Know-how hätten solche Filter herzustellen, ließ Geschäftsführer Dr. Thomas Rahn damals wissen. Zugleich Chef der Huss-Group als Muttergesellschaft. Zu der gehört CDC nicht mehr. Huss hatte sich aber als Spezialist für Abgasfilter für Automobile profiliert. Mehr als zehn Millionen Euro flossen wohl insgesamt in den Standort Großröhrsdorf. Sie wurden in die Hoffnung investiert, ein krisenfestes Produkt auf dem Markt zu haben. Die fußte auch in dem Vertrauen auf immer schärfere Umweltgesetze und EU-Abgasnormen.

Unternehmen machte Schlagzeilen

Schlagzeilen machte das Unternehmen mit einem Großauftrag. Schulbusse in New York sollten mit den Filtern ausgestattet werden. Aber es nützte wohl alles nichts. Schon 2013 berichtete die SZ über wirtschaftliche Schwierigkeiten. Aus Mitarbeiterkreisen war zu vernehmen, dass die Produktion auf Sparflamme laufe. Von Kurzarbeit war die Rede. Die Insolvenz ereilte damals bereits die Huss Umwelttechnik in Nürnberg. Auf Großröhrsdorf habe das keinen Einfluss, hieß es. Doch in der Belegschaft gab es schon begründete Zweifel an der Zukunft des Unternehmens im Rödertal.

Dies wies Geschäftsführer Rahn damals zurück. Er räumte allerdings zu diesem Zeitpunkt schon ein, dass das „Marktumfeld für die Nachrüstung von Dieselpartikelfiltern nicht rosig ist“. Er sprach von gravierenden Marktveränderungen.

Die schlechte Nachfrage sei jetzt auch aktuell die Ursache für die Insolvenz. So habe es CDC gegenüber der Insolvenzverwaltung mitgeteilt. Vor gut drei Jahren versuchte CDC noch, mit organisatorischen Änderungen umzusteuern. Huss, so hieß es, habe den Geschäftsschwerpunkt in die USA verlagert, aber den Standort Großröhrsdorf gestärkt und ihm das Europageschäft übertragen. Offensichtlich konnte auch das die Insolvenz nicht verhindern. Die Zukunft des Unternehmens ist offen. Es ist auch ein Rückschlag für den sauberen Diesel.