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Aus für die „Spezialitäten-Schmiede“

Tino Knauthe muss seinen Laden an der Dresdner Straße schließen – dabei fehlt es ihm nicht an Ideen.

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© Andreas Weihs

Freital. Die Regale und die Kühltheke sind leergeräumt. Sie stehen zum Verkauf. Auf dem Stehtisch blüht noch eine Pflanze. „Ich habe sie zur Ladeneröffnung im Dezember bekommen und jeden Tag gegossen“, sagt Tino Knauthe. Nachdenklich rückt er die Schiebermütze zurecht. Zum 30. Juni hat er seine „Spezialitäten-Schmiede“ an der Dresdner Straße in direkter Nachbarschaft zum Rathaus Deuben geschlossen. Jetzt löst er die Firma auf. Der Grund: „Ab April hatte ich zunehmend weniger Kunden. Nicht nur hier im Freitaler Geschäft, vor allem auf den Märkten“, erklärt Knauthe.

Als Existenzgründer fing der Freitaler vor zweieinhalb Jahren mit seiner „Spezialitäten-Schmiede“ an. Herzstück seiner Firma war die klassische Räucherkammer, die zunächst in Dohma bei Pirna stand. Damit entwickelte Tino Knauthe seine Spezialitäten. Künstliche Farb- und Aromastoffe sowie Geschmacksverstärker ließ er weg. Statt Nitritpökelsalz verwendete er Salz ohne Zusatzstoffe. Seine Renner waren der „Hähnchenschinken“ aus Hähnchenbrust, die vielfältigen geräucherten Käsesorten sowie die geräucherten Zwiebeln. „Sie konnten sogar als vegetarischer Speck-Ersatz für die gute Küche verwendet werden“, betont Knauthe.

Bis vorigen Dezember bot er seine Waren zunächst ausschließlich mit seinem Verkaufswagen auf Märkten der Region an. Im Dezember 2015 zog er dann in eine einstige Fleischerei an der Dresdner Straße 210 in Freital um. In dem gemieteten Laden konnte er auch die Wirtschafts- und Lagerräume nutzen.

Dort ließ er eine neue Räucherkammer einbauen, die er für seine Zwecke noch optimierte. Hinzu kam, dass im Laden auch Waren regionaler Selbsterzeuger erhältlich waren. Bis März stieg die Zahl der Kunden. „Die Ladenadresse hatte sich herumgesprochen. Außerdem war es wohl noch die Zeit der guten Vorsätze“, sagt Knauthe und ergänzt: Auf Märkten würden auch andere Händler seit etwa April einen Umsatzrückgang spüren.

„Die Menschen sind nicht mehr so gut drauf. Sie sind verunsichert, wohl auch unbewusst. Es liegt sicher an der wirtschaftlichen und politischen Lage“, meint Knauthe. Da er seine Betriebskosten decken und auch von der Firma leben musste, habe er den Schlussstrich gezogen. „Die Vernunft musste siegen, auch wenn es traurig ist.“ Für die Zeit ab September habe er wieder viele lukrative Angebote für Märkte bekommen, sogar eine Anfrage vom erzgebirgischen Weihnachtsmarkt in Bonn. „Doch dazu hätte ich die Zeit bis zum Ende des Sommerlochs überbrücken müssen. Das Risiko für einen neuen Versuch war zu groß“, sagt Knauthe.

Als experimentierfreudiger Hobbykoch hatte sich der heute 51-Jährige für seine Arbeit profiliert. „Ich hatte noch jede Menge Ideen. Sie werde ich jetzt nur hobbymäßig weiter nutzen“, sagt er und resümiert: „Es war eine viel zu kurze, aber schöne Zeit. Ich danke meinen Kunden und wünsche ihnen, dass sie auch weiter bewusst einkaufen.“