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Aus „Heilige-Geist-Brücke“ wurde „Brücke der Jugend“

Vor 50 Jahren wurde in Zittau eine neue Mandau-Überquerung eingeweiht.

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© Sammlung Dietmar Rößler

Von Dietmar Rössler

Am 7. Juli 1968 wurde in Zittau im Zuge der damaligen „Straße der Jungen Pioniere“, der heutigen Hochwaldstraße, eine neue Brücke in Betrieb genommen. Passend zu ihrem Umfeld erhielt sie den Namen „Brücke der Jugend“. Die bisherige Brücke hatte zwar ein modernes Aussehen gehabt und passte auch gut zum Bauhaus-Stil der „Robur-Schule“ gegenüber. Aber das Bauwerk war aus Holz. Und die Vermutung vieler Zittauer, dass hier wegen der kurz zuvor eingerichteten Offiziershochschule unbedingt eine „panzertaugliche“ Brücke entstehen sollte, ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Heute profitiert der dichter gewordene Verkehr in Richtung Landratsamt und Humboldt-Center zweifellos von dieser 50 Jahre zurückliegenden Entscheidung.

© Sammlung Dietmar Rößler

Ursprünglich hieß diese Mandau-Überquerung „Heilige-Geist-Brücke“. Wann und wie sie einst zu diesem Namen gekommen war, lässt sich schwierig rekonstruieren. Pescheck erwähnt in seiner „Geschichte von Zittau“ eine uralte Siecheiche, daneben das Siechhaus und eine „Kapelle zum heiligen Geist“. Die genaue Lage dieser Landmarken, die in den Hussitenkriegen vernichtet wurden, kannte Pescheck nicht. Zu seiner Zeit, also Anfang des 19. Jahrhunderts, stand das Siechhaus „Zum heiligen Geist“ an der Stelle der späteren Mandau-Kaserne. Der Chronist Morawek erwähnte fünfzig Jahre später allerdings, dass es einen Plan einer Mandau-Begradigung vom „Heiligen-Geist“ bis zur Mündung gäbe. Tatsächlich beschrieb die Mandau seinerzeit einen weiten Bogen rund um die Mandau-Kaserne, beginnend in der Gegend der heutigen Brücke. Ein starkes Indiz dafür, dass hier der Name „Heiliger Geist“ eine Rolle spielte.

Als beim Wachsen von Zittau die Feldstraße (heute Hochwaldstraße) ausgebaut wurde, erinnerte man sich wahrscheinlich daran. Deshalb dürfte diese Brücke nicht wie die anderen Mandaubrücken nach Mitgliedern der Sächsischen Königsfamilie, sondern nach dem „Heiligen Geist“ benannt worden sein. Die Vorgängerbrücke der „Heilige-Geist-Brücke“ hatte übrigens auch schon einen ungewöhnlichen Namen. Sie hieß „Dreizipfliger Steig“.

Dagegen ist genaugenommen unklar, wie die Brücke heute offiziell heißt. Aber wir leben jetzt wohl in einer Zeit, wo kaum jemand nach Namen von Brücken fragt …