Von Frank Korn
Waldheim. Florena und Waldheim – die Geschichte des Unternehmens, das heute zur Beiersdorf AG gehört, und der mittelsächsischen Kleinstadt ist untrennbar miteinander verbunden. Unter dem Titel „Körper/Kult/Geschichte – Made in Waldheim“ ist deshalb am Freitagabend die Ausstellung über den Waldheimer Unternehmer Adolf Heinrich August Bergmann und seine Zahnseife sowie über die Entwicklung der Marke mit den blau-weißen Cremedöschen im Stadt- und Museumshaus eröffnet worden. Die Ausstellung ist der zweite Teil der Waldheimer Stadtgeschichten. Gestartet ist das neue, thematisch geordnete Museumskonzept im November mit der Entwicklung der Waldheimer Textilindustrie seit 1810, die ihren Ursprung im heutigen Stadt- und Museumshaus hat.
„Adolf Heinrich August Bergmann war ein sehr umtriebiger Unternehmer. Zudem war er sehr belesen und weltoffen. Er hielt unter anderem Kontakt zu Alexander von Humboldt und Justus von Liebig“, gibt Katja Treppschuh, die Leiterin des Stadt- und Museumshauses, einen Einblick in die Firmengeschichte. Bergmann entwickelte unter anderem künstliche Düngemittel. Dabei kam er auf die Idee, was gegen Ackerschädlinge hilft, könnte doch auch bei Menschen wirken. So erfand er 1851 die Zahnseife, die er ab 1852 in seiner „Waldheimer Parfümerie- und Toilettenseifenfabrik“ produzieren ließ. Bergmann selbst konnte seinen Erfolg nur ein paar Jahre auskosten, er starb 1858. Jedoch hatte er den Grundstein für ein Unternehmen gelegt, das von seinen Nachfahren zu einer weltbekannten Firma entwickelt wurde.
„Im Jahr 1897 war die Firma ein florierendes Unternehmen mit 800 verschiedenen Artikeln im Sortiment, von der Zahnpasta bis zum Taschentuchparfüm, von der Toilettenseife bis zur Sommersprossenmilch“, so Katja Treppschuh. Zum 50. Firmenjubiläum 1902 arbeiteten 75 Personen auf 2000 Quadratmetern. 1904 wurden erstmals zwei Produktbezeichnungen offiziell als Markennamen eingetragen: Rosodont und Brunodont. 1920 wurde der Produktname Florena als eine „blumig-liebliche Wortschöpfung für moderne Pflegemittel“ entwickelt.
Das Urprodukt Zahnseife half dem Unternehmen auch über schwierige Zeiten wie beide Weltkriege oder die Weltwirtschaftskrise hinweg. Im Jahr 1946 wurde die Familie Bergmann enteignet, der Betrieb hieß bis 1970 Rosodont-Werk Waldheim, danach Florena. Auch nach der Wende bestand Florena fort, 2002 wurde das Unternehmen eine Tochtergesellschaft der Beiersdorf AG.
„Bei der Suche nach den historischen Ausstellungsstücken und in der Erarbeitung der Geschichte haben uns ehemalige Florena-Mitarbeiter mit ihrem Fachwissen und einige Waldheimer Einwohner auch mit Leihgaben geholfen“, erklärt die Museumsleiterin. Einige spätere Produkte aus der Florena-Zeit seien doppelt und dreifach eingegangen. Ein Exponat hat es Katja Treppschuh besonders angetan. „In den 1960er-Jahren gab es eine Werbefigur Florena. Ich wusste gar nicht, dass die auch als Puppe vertrieben wurde. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass wir eine davon hier ausstellen können“, so Treppschuh.
Geöffnet ist das Museum dienstags bis sonntags, jeweils von 10 bis 17 Uhr.
An diesem Wochenende gibt es am Sonnabend und Sonntag um 14 Uhr Sonderführungen.