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Ausflug in die Druckgeschichte

„Schwarz auf weiß“ aus vier Jahrhunderten ist jetzt im Museum Alte Lateinschule zu sehen – originell präsentiert.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Wissen Sie, was ein Klischee ist? Viele kennen das nur als abgegriffene Aussage. Auch eine Druckplatte wird aber so bezeichnet, zum Beispiel für den früheren Zeitungsdruck. Wenn also Klischees neben Buchstaben in einem Setzkasten liegen und sich daneben ein Druckstock und eine alte Presse befinden, dann ist man in der neuen Sonderausstellung des Museums.

Ein Setzkasten: So wurden die Lettern und die Sonderzeichen geordnet.
Ein Setzkasten: So wurden die Lettern und die Sonderzeichen geordnet. © Klaus-Dieter Brühl
Ein Klischee: Diese Druckplatte heißt „Farben für alle Zwecke“.
Ein Klischee: Diese Druckplatte heißt „Farben für alle Zwecke“. © Klaus-Dieter Brühl
Ein Lithographie-Stein: Er zeigt Großenhain-Motive, dazu Tusche und Werkzeug.
Ein Lithographie-Stein: Er zeigt Großenhain-Motive, dazu Tusche und Werkzeug. © Klaus-Dieter Brühl

„Druckkunst aus vier Jahrhunderten“ ist keine allgemeine Geschichtsabhandlung, wie sie vielleicht Kunsthistorikerin Dr. Susanne Richter in ihrem Museum für Druckkunst in Leipzig zeigt – bei der Ausstellungseröffnung führte sie in das Thema ein. Hat man die groben Eckdaten im Foyer gelesen, wird es gleich großenhainerisch. In der Stadt gab es mit der Tageblattdruckerei – dem späteren VEB Gutenberg Druck an der Gutenbergstraße, Starke und Sachse in der Mozartallee und der Druckerei Weigel in der Schubertallee gleich drei namhafte Betriebe. Nur Letztere hat bis heute durchgehalten. Großformatige historische Fotos lassen erahnen, wie Zeitungen, Formulare oder Bücher früher hier entstanden sind. Ja, auch Bücher. Von „Baumert und Ronge“ am Neumarkt hat man selten gehört. Doch das war die Verlagsdruckerei, die Ex-Lehrling Georg Weigel, Großvater von Heinz-Peter Weigel, 1919 übernahm.

Seltene Stadtansichten

Wie die Kunst des Druckens in Großenhain Widerhall fand, ist außerdem an historischen Stadtansichten abzulesen. Ganz hinten im Sonderausstellungsraum sind etwa ein Dutzend schön gerahmte Stiche aufgehängt – darunter auch Leihgaben. Kaum bekannte Ansichten seien darunter, so Museumsleiter Dr. Schulze-Forster. „Die Druckgrafik nach einer Federzeichnung war damals das einzige Medium für Bilder.“

Die dritte Abteilung schließlich ist den druckenden Künstlern Großenhains gewidmet. Hier beachte man die originelle Wegweisung per Folie auf dem Fußboden. Sie leitet zu Holzschnitten, Siebdrucken, Kupferstichen, Radierungen und Lithografien. Ausstellungsmacher Alexander Stoyan hat sich diese Gestaltung ausgedacht. Ihm sind auch die Schriftbahnen an den Wänden zu verdanken, die sich mit ihrer Lithoschrift optisch wirkungsvoll dem Ausstellungsthema annehmen.

Walter Harras, Heinz Ferbert und Sebastian Bieler sind die Großenhainer Künstler, um die es geht. Während Harras vor 40 Jahren starb und vor allem in der DDR mit seinen Siebdruckarbeiten und Linolschnitten wirkte, sind Ferbert und Bieler heute als bildende Künstler aktiv. Hinzu kommt noch Falk Terrey mit einem Digitalprint, das gedruckt und gemalt ist und aussagekräftig im Eingangsbereich hängt. Die ausgestellten Arbeiten sind nicht nur ästhetisch schön. Sie zeigen zudem die handwerkliche Seite der Herstellung und Vervielfältigung.

Beim Arbeiten zuschauen konnten die Besucher der Eröffnungsveranstaltung Sebastian Bieler. Der junge Berufskünstler erläuterte den Siebdruck, mit dem er mittels Acrylfarbe ein attraktives Foto des Hauptmarktes aus den 70er Jahren auf Papier brachte – zum Mitnehmen. „So lebt die analoge Druckkunst weiter auch im digitalen Zeitalter“, freut sich Susanne Richter. Und nahm ein Plakat der Großenhainer Sonderausstellung mit ins Leipziger Druckkunst-Museum. Dass man sich in Großenhain in einer wirklich sehenswerten kleinen Schau den Meilensteinen der Druckgeschichte widmet, macht sie sichtlich froh.

Bis 7. August im Museum Alte Lateinschule