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Ausgebranntes Panzerfahrzeug als Exponat

17 500 Besucher kamen zur Museumsnacht. Renner war das Depot mit Panzern und Raketen. Aber es gab auch leise Konzerttöne im Freien.

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© Norbert Millauer

Von Bettina Klemm

Ausgebrannt und rostig steht der gepanzerte Laster vom Typ Mungo im Depot des Militärhistorischen Museums. Im Oktober 2008 wurde in Kabul neben dem Fahrzeug ein Sprengsatz gezündet. Zwei deutsche Soldaten starben. „Wir haben mehrere Exemplare vom Einsatz in Afghanistan“, erläutert Oberstleutnant Sebastian Bangert. Nach dem Spruch, heute ist morgen schon Geschichte, sammelt das Museum alles, um es für die Nachwelt zu bewahren.

Mehrere Hundert Fahrzeuge und Raketen stehen dicht nebeneinander in der zweigeschossigen Tiefgarage des Depots an der Königsbrücker Straße. In der Mehrzahl sind es Fahrzeuge und Geräte aus der Zeit der beiden Weltkriege, Militärtechnik der USA, des Warschauer Vertrages sowie von Bundeswehr und Nationaler Volksarmee. Das älteste Exponat – ein sächsischer Schmiedewagen – stammt von 1791.

Mehr als fünf Jahre war das Depot für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Zur Museumsnacht am Sonnabend wurden die Exponate auf der 18 000 Quadratmeter große Lagerfläche erstmals wieder gezeigt. Anders als in einem Museum gibt es an den Exponaten nur spärliche Informationen. Die Besucher störte das nicht. Einige kannten sich bestens aus, andere gewannen einen Eindruck über die 60-jährige Geschichte der Bundeswehr. Wer Näheres wissen wollte, erhielt Auskunft von Fred Koch. Der Leiter der Militärtechnik hatte zudem etwa 20 Mitarbeiter ins Depot geholt.

Seit Dienstag gibt es dort ein ganz besonderes Stück der Militärgeschichte: eine US-amerkanische Wasserstoffbombe. Bis 2011 galt sie als die gefährlichste Kernwaffe der USA. Sie hätte eine Sprengkraft von 9 000 Kilotonnen TNT gehabt. Die auf Hiroshima abgeworfene Atombombe hatte 13 Kilotonnen TNT. Die Bombe wird künftig auf der Festung Königstein gezeigt.

Das Interesse der Dresdner und zahlreicher Touristen an der Militärgeschichte war extrem groß. Schon vor der Eröffnung hatte sich vor dem Depot eine Menschentraube gebildet. Am Ende wurden exakt 5 944 Besucher gezählt.

Die gesamte Museumsnacht war in diesem Jahr sehr erfolgreich. „Wir hatten rund 17 500 Besucher, rund 6 000 mehr als im Jahr zuvor“, sagt Martin Chidiac vom städtischen Kulturamt. 50 Museen haben teilgenommen. Fast alle boten extra Führungen oder Veranstaltungen. Zu den besonders schönen Ereignissen am Abend gehörte das Kammerkonzert im Kraszewski-Museum. Die Ausstellung belegt in vielfältiger Weise, wie Polen und Sachsen miteinander verbunden sind. An die Zeit, als August II. und August III. polnische Könige waren, erinnerten die Ensembles „Michaelis Consort“ aus Leipzig und „Musicarius“ aus Poznan. Das gemeinsame Kammerorchester führte Musik aus dem 18. Jahrhundert auf der Wiese vor dem Museum auf, beispielsweise von Johann Adolph Hasse und Johann Gottlob Harrer. Beide Komponisten sind heute fast vergessen. Damals waren sie Stars an den Höfen in Dresden und Warschau. Zur Museumsnacht zeigten Leiterin Joanna Magacz und ihre Mitarbeiter nicht nur ihr Haus, sie boten den Besuchern auch polnische Spezialitäten an. Seit 2009 organisiert das Kraszewski-Museum übrigens die Polnischen Kulturtage in Dresden.

Martin Chidiac bereitet schon die nächste Museumsnacht am 17. September 2016 vor. Künftig soll sie immer im September stattfinden.