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Auszeit von der Bundesliga

Die Floorballer des UHC Döbeln nehmen eine Spielklasse tiefer neuen Anlauf. Max Thomas wird dann nicht dabei sein.

Von Dirk Westphal
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Floorballer Maximilian Thomas fühlt sich wohl in Döbeln und will seiner Heimatstadt treu bleiben. Ein Vereinswechsel ist deshalb für ihn keine Option, auch wenn er dem UHC Döbeln zumindest vorerst nicht zur Verfügung stehen wird.
Floorballer Maximilian Thomas fühlt sich wohl in Döbeln und will seiner Heimatstadt treu bleiben. Ein Vereinswechsel ist deshalb für ihn keine Option, auch wenn er dem UHC Döbeln zumindest vorerst nicht zur Verfügung stehen wird. © André Braun

Wenn der UHC Döbeln 06 am Sonntag bei den Unihockey Igels Dresden nach 13 Jahren ununterbrochener Bundesligazugehörigkeit seine Abschiedsvorstellung aus der 2. Bundesliga Süd/Ost gibt, ist auch für Maximilian Thomas vorerst Schluss mit Floorball. Denn während die Mannschaft kommende Saison einen neuen Anlauf in der Regionalliga Ost startet, nimmt sich der 22-Jährige, der in den vergangenen 16 Jahren nicht nur Spieler war, sondern sich auch als Kapitän und Trainer einbrachte, erst einmal eine Auszeit.

„Das wollte ich eigentlich schon vergangene Saison, denn ich habe den Eindruck, mich nicht weiter zu entwickeln. Mit dem Abstieg hat das nichts zu tun“, sagte der Kaufmann Büromanagement. Er hat gerade seine Ausbildung beendet und will mit seiner Freundin in Döbeln bleiben. Deswegen steht für ihn ein Wechsel zu einem anderen Verein nicht zur Debatte.

Maximilian Thomas hat mit sechs Jahren in der Arbeitsgemeinschaft der Grundschule Döbeln Nord mit dem Floorball begonnen. Bald wechselte er zum UHC Döbeln 06, wo Max seitdem spielte und sogar ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvierte. Obwohl sein Vater, Stephan Müller, jahrelang in der Landesliga zu den Stützen des Döbelner SC gehörte, war Fußball nie ein Thema für ihn. „Mit fünf Jahren war ich da mal beim Training gewesen, aber die waren mir zu aufgedreht“, sagt er und gibt zu: „Klar, freizeitmäßig mit Kumpels habe ich schon gekickt. Wie man es dann so macht.“ Umso mehr freut er sich, dass ihn sein Vater beim Floorball immer unterstützte, von 2012 bis 2017 als UHC-Vorsitzender und bis 2019 als Hallensprecher fungierte. In den 16 Jahren durchlief der 22-Jährige die Nachwuchsabteilung des Vereins und sammelte bereits mit 14 Jahren die ersten Erfahrungen im Männerbereich. So hat er einen dritten Platz bei der Deutschen U15-Meisterschaft ebenso in seiner sportlichen Vita stehen wie den Einzug ins final4 des Deutschen Floorballpokals. „Ich war stets der Kleinste und Schmalste, hatte aber immer gute Laune und war etwas lockerer“, sagt Max Thomas und fügt an: „Allerdings war und bin ich auch sehr ehrgeizig. Wenn ich einen Sport im Spielbetrieb ausübe, dann will ich auch gewinnen.“ So nervte es ihn schon, als seine Kumpels Martin Roßberg und Robin Spörrer zur U19-Nationalmannschaft fuhren. Er aber nicht. „Das hat mich so sehr gewurmt, dass ich erst mal gar keine Lust mehr hatte“, sagt er und mutmaßt: „Dadurch habe ich mir vielleicht auch viel verbaut.“ Der Ehrgeiz kehrte erst später zurück. Und so wurde er von Uwe Wolf als ganz junger Kerl in die Bundesligamannschaft geholt und erlebte an der Seite der gestandenen Döbelner Kämpen die größten Erfolge im Döbelner Floorball mit. „Ich war wer weiß wie aufgeregt, als ich das erste Mal mittrainieren durfte. Nachdem wir vorher immer zugeschaut haben“, so Thomas. Nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga zeichneten sich in den vergangenen Jahren im Verein immer deutlicher sportliche und personelle Probleme ab. Max Thomas und sein Jahrgang mussten in neue Rollen wachsen, Verantwortung übernehmen. Er spielte als Center, sprang mit 16, 17 allerdings auch auf anderen Position ein. Geholfen wurde den Youngstern in dieser Phase von solch gestandenen Spielern wie Enno Franze oder Daniel Bachmann. Später wurde er Kapitän und stellte sich, als niemand da war, als Spielertrainer zur Verfügung. „Das hatte ich mir nicht so gut überlegt. Ich bot mich halt an. Denn ich helfe gerne, wenn irgendwo etwas anfällt, was mit dem Sport zu tun hat. Ich will den Verein ja auch voranbringen“, sagt der 22-Jährige und weiter: „So gut hatte ich mir das allerdings nicht überlegt, denn für diese Rolle muss man geschaffen sein. Es ging sicher, aber gut war es nicht.“ Entsprechend froh war Max, als er vor der Saison auf das Spielfeld zurückwechseln konnte. „Wenn mich jetzt noch mal jemand fragen würde: Niemals. Denn es ist keinem geholfen, wenn du deinen Frust, wenn etwas nicht klappt, selbst mit aufs Spielfeld trägst.“

Dass die Tatsache, wieder auf dem Feld zu stehen, aber auch nicht richtig geholfen hat, bemerkt er lachend. Denn mit nur einem Sieg liegen die Döbelner abgeschlagen am Tabellenende. Vor allem in der fehlenden Routine der Truppe sieht Max Thomas den Hauptgrund. Nach einem erneuten Umbruch seien die jungen Spieler ins kalte Wasser geworfen worden. „Und wir haben auf den Deckel dafür bekommen, dass wir noch nie ein System hatten“, so Thomas. Früher hätte das die individuelle Stärke einzelner Spieler wettgemacht.

Die ganzen Höhen und Tiefen, der Stress haben Max Thomas in den vergangenen Jahren schon mitgenommen. So hat er die schwere Entscheidung getroffen, erst einmal aufzuhören. „Einfach mal runterfahren und gesund werden“, sagt Thomas und fügt an: „Ich war eigentlich nie verletzungsanfällig, aber in den vergangenen zwei Jahren hat es mich gleich zweimal erwischt.“ Das wolle er erst mal wieder hinbekommen und auch fitnessmäßig etwas mehr tun. „Ich sehe zwar nicht so aus, aber das kann ja kommen“, sagt der 22-Jährige, der ein Comeback nicht ausschließt. Aber nicht in der kommenden Saison in der Regionalliga, in der die Jugendspieler perfekt herangeführt werden könnten. Vielleicht aber später in zwei, drei Jahren, wobei er dann als gestandener Spieler nichts geschenkt haben will. Ganz abreißen wird er den Kontakt aber keinesfalls lassen, sondern auch weiter in der Stadtsporthalle präsent sein. Wenn der UHC spielt oder trainiert. Allerdings nicht in sportlicher Mission, sondern dann nur als Fan. Auch wenn das in den UHC-Reihen noch niemand so richtig glauben kann.

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