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Autozulieferer sucht 30 Mitarbeiter

Die Firma Linde und Wiemann Stanztechnik setzt auf eine neue Technologie. Dafür benötigt das Rauschwitzer Unternehmen mehr Personal.

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© René Plaul

Von Manuela Reuß

Rauschwitz. Rums. Kontinuierlich saust die 2 000-Tonnen-Presse nach unten. Scheinbar mühelos stanzt sie Löcher in millimeterdickes Metall und spuckt am Ende fertige Teile aus. Kaltumformung nennt man diese Art der Bearbeitung. Bei der Firma Linde und Wiemann Stanztechnik in Rauschwitz ein übliches Produktionsverfahren. Doch jetzt will der Automobilzulieferer neue Wege gehen. Mit einer im eigenen Hause entwickelten Technologie: Warm-Umformen von Rohren. In der Fachsprache heißt das Form Blow Hardening. Bisher produziert man nach diesem Linde-und-Wiemann-Patent nur im Stammhaus in Dillenburg. In Kleinserie. Nun sollen in Rauschwitz bei Elstra Karosserieteile in Großserie gefertigt werden. Für einen führenden amerikanischen Autohersteller.

Die mächtigen Stanzautomaten, die bei Linde und Wiemann in der Fertigungshalle stehen, sind dafür allerdings nicht geeignet. Neue, moderne Technik wird gebraucht. Deshalb erweitern die Rauschwitzer jetzt die Produktion um eine 12 000 Quadratmeter große Halle. Eine zweistellige Millionensumme investiert der Automobilzulieferer in den Bau.

Ende des Jahres wird die neue Halle stehen. Das dafür benötigte Gelände vor den Toren des Betriebes erwarben die Rauschwitzer bereits in den 90er-Jahren als Reserve. Nun wird es gebraucht. Im April 2017 soll der Testbetrieb starten. Anfang 2018 läuft dann die Serienproduktion an. 370 000 Satz A-Säulen – also je eine rechte und eine linke – werden dann jährlich vom Band laufen. Aber auch andere Bauteile fertigt der Zulieferer dort künftig.

Bereits jetzt schon fast 200 Beschäftigte

Eine Herausforderung sieht Frank Berthold darin, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Die Produktion im neuen Werk werde weitestgehend automatisch erfolgen. Da muss niemand mehr Stahl oder Blech in Maschinen einlegen, so wie es zum großen Teil in der bisherigen Fertigung der Fall ist. „Solche Lohnarbeit ist in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig. Schon gar nicht so dicht an der tschechischen Grenze.“ Linde und Wiemann brauche für seine neue Produktion „Fachpersonal aller Couleur“: Mechatroniker, Elektroniker, Industriemechaniker, Instandhalter. Zwar bildet der Betrieb auch selbst aus – derzeit sieben Lehrlinge – doch das reiche nicht. Deshalb rühren die Rauschwitzer die Werbetrommel. „Wir würden uns aber auch über Initiativbewerbungen freuen.“ Noch in diesem Jahr wolle man mit dem Einstellen beginnen. Etwa 30 Arbeitsplätze sind zunächst zu besetzen, später möglicherweise noch mehr. „Wir fangen erst einmal mit einem kleinen Maschinenpark an.“ Der soll aber weiter ausgebaut werden. Immerhin sieht Frank Berthold im Warmumformen eine Zukunftstechnologie. „Damit lassen sich Geometrien und Toleranzen herstellen, die mit Kaltumformen nicht möglich sind.“ Das mache den Nachteil längerer Taktzeiten allemal wett.

198 Mitarbeiter sind derzeit in Rauschwitz in drei Schichten in Lohn und Brot. Knapp 3 000 Menschen beschäftigt Linde und Wiemann insgesamt – in 19 Werken auf allen Kontinenten, außer Australien und Südamerika. Rauschwitz ist neben dem Stammwerk in Dillenburg der zweitgrößte Standort des Automobilzulieferers.