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Babys machen Mamas fit

Tanzlehrerin Franziska Antrack bringt in ihrem Studio Frauen zum Schwitzen – mit einem ganz besonderen Trainingsgerät.

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© Claudia Hübschmann

Von Dominique Bielmeier

Meißen. Neugierig schauen zehn Augenpaare, die eben noch auf kleine Spielautos oder bunte Bälle gerichtet waren, von den Yogamatten auf dem Tanzstudioboden auf. Gerade hat es laut „ratsch“ gemacht. Auf ein Signal von Lehrerin Franziska Antrack haben die zehn zugehörigen Mütter die Klettverschlüsse an ihren breiten, blauen Fitnessgurten geöffnet. Das Zeichen, nicht nur für sie, dass es jetzt ernst wird.

„Fitdankbaby®“ steht auf den Gurten, die die Mütter sich mittlerweile umgeschnallt haben und sich darin mit Armkreisen und Strecken erwärmen. Das R im Kreis symbolisiert, dass es sich um eine eingetragene Marke handelt. Das Kurskonzept wurde 2007 in Augsburg entwickelt, inzwischen hat es sich in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreitet. Seit 2010 können sich Trainerinnen zur lizenzierten Kursleiterin ausbilden lassen. Eine davon ist Franziska Antrack aus Meißen.

Die 31-jährige Tanzlehrerin bietet seit vergangenen November in ihrem Studio Tanz-Antracktion die Kurse an, die junge Mütter nach der Geburt wieder fit machen sollen – und zwar nicht „trotz“, sondern eben „dank“ Baby.

Denn der Nachwuchs im Alter von fünf bis zwölf Monaten, der an diesem Morgen durch das Studio krabbelt, wird gleich eine gewichtige Rolle spielen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

„Es geht mir gar nicht um den Sport“

Das Erwärmungslied ist vorbei und die Mütter greifen zum Sportgerät – dem Baby. Damit dieses nicht gleich merkt, dass es gerade auch eine Hantel ist, wie es so vor den Körper gehalten wird, kommt nun ein Kinderlied. „Guten Tag sagt der Hund“, die Babys lachen, als sie immer mal von den Müttern ein paar Zentimeter in die Luft geworfen und wieder aufgefangen werden. Dann sind auch die Kleinen aufgewärmt und werden mit Hilfe von Antrack vor den Bäuchen der Mütter in die Gurte geschnallt. Sie selbst nutzt eine Babypuppe dazu.

Was folgt, ist ein klassisches Aerobic-Training mit Bauch-Beine-Po-Übungen. Es gibt Schritte zur Seite, Kniebeugen, Knieheben, Ausfallschritte. Alles also, was schon in einem normalen Training den Schweiß rinnen lässt, nun mit dem zusätzlichen Gewicht eines Babys. Nur Bauchübungen lässt Antrack weg, um die Bauchplatte der Mütter nur wenige Monate nach der Geburt nicht zu sehr zu beanspruchen.

Bei Übungen auf den Matten, wie dem Beinheben im Vierfüßlerstand, werden die Kleinen dann abgelegt und haben Zeit, eigene Erkundungen zu machen: zum Beispiel, dass man die Stühle an einer Fensterwand mit einem sehr befriedigend lauten Geräusch über den Boden schieben kann. Als zwei besonders forsche Babys sich zu nahe kommen, müssen sie von den Mamas getrennt werden, gerade als die Gesichtszüge zu entgleisen drohen. Aber alles nicht so schlimm, denn nun sind die Mütter Kamele, auf denen die Babys durch die Wüste reiten. Dass die sich das wahrscheinlich noch gar nicht vorstellen können, spielt keine Rolle, denn die Mütter lassen sie auf den ausgestreckten Beinen im Galopp hopsen und andeutungsweise zur Seite plumpsen, weshalb die Babys glücklich glucksen.

Diese Kombination aus Sport für die Mütter sowie Unterhaltung und Entdeckung für ihre Kinder macht das Konzept von „Fitdankbaby“ aus. Hinzu kommt eine soziale Komponente. „Ich hatte in einer Schnupperstunde mal eine Mama, die gesagt hat, es geht mir gar nicht um den Sport, ich will einfach andere Mamas kennenlernen und mich austauschen“, erzählt Franziska Antrack.

Die achtwöchigen Kurse Mini und Maxi, die für Babys ab drei beziehungsweise acht Monaten geeignet sind, kosten 85 Euro, die AOK Plus unterstützt das im ersten Lebensjahr mit einem Gutschein. Daneben gibt es Kurse für Kinder ab 14 Monaten, Kurse im Freien mit Kinderwagen und bald auch Kurse für Frauen ab der 14. Schwangerschaftswoche.

Und natürlich dürfen auch die Väter mal ran ans Baby: bei „Fitdankbaby-Papa“, das im Juli erstmals mit fünf Vätern an einem Sonnabend stattfand. „Da haben sie nicht schlecht gestaunt, was die Mütter so leisten“, sagt Franziska Antrack.