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Bahn sperrt Strecke im Elbtal

Ausgerechnet zum Kirnitzschtalfest am Sonnabend fährt die S-Bahn nicht. Trotzdem sollen Ausflügler ihr Ziel erreichen.

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© Daniel Förster

Von Ines Mallek-Klein

Die Meteorologen machen Hoffnung. 27 Grad sind für das kommende Wochenende im Kirnitzschtal prognostiziert. Bestes Festwetter also. Unheil droht dieses Mal von einer anderen Seite. Am Sonnabend stellt die S-Bahn ihren Verkehr zwischen Pirna und Schöna komplett ein.

Die letzte durchgehende Bahn verlässt um 8.29 Uhr den Hauptbahnhof in Dresden und erreicht Schöna um 9.23 Uhr. Von Sonnabend, 10 Uhr, bis Sonntagmorgen, 5 Uhr, ist der Abschnitt ab Pirna komplett dicht. Grund sind Bauarbeiten an der Eisenbahnüberführung Obervogelgesang/Struppen. Dort wird die derzeit eingleisige Streckenführung auf ein neues Gleis umgestellt. Das sei ohne Vollsperrung nicht möglich, heißt es von der Deutschen Bahn.

In den kommenden fünf Jahren sollen 100 Millionen Euro in den Streckenabschnitt zwischen Pirna und Schöna investiert werden. Für den aktuellen Bauabschnitt wurde der Fahrplan bereits stark ausgedünnt. An Wochentagen verkehrt die S-Bahn nicht mehr alle 30 Minuten, sondern nur noch im Stundentakt Richtung Bad Schandau. Die Folge: überfüllte Züge.

Und nun ist die touristisch wichtige Strecke für einen Tag komplett dicht – ausgerechnet zum Kirnitzschtalfest. Im Kirnitzschtal löst die Nachricht Kopfschütteln aus. Erfahrungsgemäß kommen viele Besucher gerade aus Dresden mit der S-Bahn. Vor allem die, die schon einmal im Tal unterwegs waren, wissen um die Parkplatzsituation und sind froh, vom Bahnhof in Bad Schandau den Shuttle nutzen zu können. Das spart Zeit und Nerven. Normalerweise.

Die Veranstalter des Kirnitzschtalfestes hoffen jetzt auf die Oberelbische Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz (OVPS). Sie ist für den Schienenersatzverkehr zuständig. Der startet am Sonnabend am Busbahnhof in Pirna, Steig 12. Ab 9.59 Uhr fahren die Busse im Halbstundentakt in Richtung Bad Schandau. In Spitzenzeiten setzt die OVPS bis zu vier Busse zeitgleich ein. „Wir orientieren uns dabei an den Fahrgastzahlen der Bahn“, teilt das Unternehmen mit. Die Busse aus Pirna in Richtung Bad Schandau werden auch über Kurort Rathen fahren – allerdings nicht alle. „Wir versuchen, die Passagiere, die dort aussteigen wollen, auf ein oder zwei Busse zu konzentrieren“, teilt eine Unternehmenssprecherin mit. Helfen sollen dabei Kundenbetreuer der Deutschen Bahn, die den ganzen Tag über am Busbahnhof für Auskünfte zur Verfügung stehen werden.

Ab 15 Uhr rechnet die Oberelbische Verkehrsgesellschaft mit einem erhöhten Rückreiseverkehr vom Kirnitzschtalfest. Entsprechend wird auch dann die Zahl der eingesetzten Busse erhöht.

Das Unternehmen hatte sich nach eigenen Angaben bemüht, die Deutsche Bahn zu einer Verlegung der Streckenvollsperrung auf einen anderen Tag zu bewegen – wegen des Kirnitzschtalfestes, das die OVPS-Mitarbeiter auch ein wenig als ihr Firmenfest ansehen. In diesem Jahr werden viele von ihnen nicht feiern können, denn sie arbeiten in Sonderschichten, um die Besucher zu befördern. Laut Bahn sei eine zeitliche Verlagerung der Sperrung nie eine Option gewesen – wegen des immensen logistischen Aufwandes.

Schlechte Nachrichten gibt es auch für Sportler, die ihr Rad mit ins Kirnitzschtal nehmen wollten. Einen Fahrradanhänger am Bus wird es nicht geben. Sie müssen ab Pirna strampeln oder ihren Besuch auf den Sonntag verschieben. Dann verlässt die erste S-Bahn den Dresdner Hauptbahnhof um 5.39 Uhr, die Züge rollen den ganzen Tag wie gewohnt nach Fahrplan.

Wer am Sonnabend nach Stadt Wehlen möchte, kann eine spezielle Linie im Schienenersatzverkehr nutzen. Sie fährt ebenfalls am Pirnaer Busbahnhof ab, verkehrt aber nur auf der rechten Elbseite und endet in Wehlen.

Die rund 2,5 Millionen Euro teuren Brückenbauarbeiten in Obervogelgesang sind nach dem Wochenende noch nicht abgeschlossen. Erst am 23. August werden die Baufirmen abrücken. Dann ist in der Nacht zum 24. August noch einmal eine Vollsperrung der Elbtal-Strecke geplant. Anschließend können die Züge wieder beide Gleise nutzen, die S-Bahnen werden wieder im Halbstundentakt zwischen Pirna und Bad Schandau verkehren.

Im November macht die Bahn dann eine neue Baustelle auf. Zwischen Königstein und Bad Schandau sollen die Oberleitungen ausgetauscht werden. Geschätzte Baukosten: rund sechs Millionen Euro.