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Baustart am DVB-Hochhaus

Im Dezember sollen bereits die ersten Bagger rollen. Allerdings fehlen noch zwei weitere Genehmigungen.

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Von Kathrin Kupka-Hahn

Investor Peter Simmel und seine Leute sind so weit. Die Pläne für das neue Einkaufszentrum am Albertplatz stehen. Die Baugenehmigungen sind fast alle erteilt. Seit letzter Woche ist auch die Fassadengestaltung der Neubauten geklärt. Sie war bisher der letzte Knackpunkt an dem rund 30 Millionen teuren Vorhaben.

So sieht es in dem 1929 gebauten Hochhaus inzwischen aus: Putz und Farbe bröckeln von den Wänden. Verfall und Dreck, wohin man schaut. Fotos: Sven Ellger (3)
So sieht es in dem 1929 gebauten Hochhaus inzwischen aus: Putz und Farbe bröckeln von den Wänden. Verfall und Dreck, wohin man schaut. Fotos: Sven Ellger (3)
Peter Simmel hat trotz des miserablen Zustands des Hauses gut Lachen. Die größten Probleme sind inzwischen gelöst. Demnächst rollen die Bagger an.
Peter Simmel hat trotz des miserablen Zustands des Hauses gut Lachen. Die größten Probleme sind inzwischen gelöst. Demnächst rollen die Bagger an.
Das DVB-Hochhaus, das seit 1996 leer steht, bietet einen fantastischen Blick auf Dresden. Hier im Bild ist die Antonstraße zu sehen.
Das DVB-Hochhaus, das seit 1996 leer steht, bietet einen fantastischen Blick auf Dresden. Hier im Bild ist die Antonstraße zu sehen.

Ursprünglich sollten Pflanzen die Fassaden der neuen Gebäude verzieren. Das war nicht gut durchdacht, erklärt der Investor. Das Grün sei nur von Mai bis September zu sehen. Die restlichen Monate müsse man auf die Drahtseile, kahle Äste und den Unterbau schauen. „Kein schöner Anblick“, sagte Simmel in der gestrigen Pressekonferenz. Deshalb hat er das Dresdner Architekturbüro Hänel und Furkert beauftragt, eine neue Fassade zu entwerfen.

Den Mitgliedern des Bauausschusses gefiel die neue Mischung aus mineralischen Oberflächen und Glas, vertikalen Stäben und farblich wechselnder Keramik, weshalb sie dem Entwurf auch zustimmten. Theoretisch können jetzt die Bauarbeiten zur Sanierung des DVB-Hochhauses und der Neubau des Einkaufszentrums starten. Praktisch aber nicht.

Denn Peter Simmel fehlen noch zwei weitere Genehmigungen der Stadt – eigentlich zwei Kleinigkeiten, aber mit großer Wirkung. Der Bauherr braucht eine Zustimmung für die Bodenanker und eine weitere für die Umleitung des Grundwassers. Die Bodenanker sind für die Baugruben und zur Sicherung der Statik des 40 Meter hohen Gebäudes notwendig. Dafür werden mehrere Betonpfeiler in den Boden getrieben. So ohne Weiteres ist das aber nicht möglich, denn die Stadt plant den Umbau der Königsbrücker Straße. An einer Stelle würden die Pfähle auf den Abwasserkanal treffen, erklärt Simmel. Außerdem ragen einige Pfeiler in den öffentlichen Raum.

Grundwasser wird zur Elbe geleitet

Das Grundwasser steht am Albertplatz sehr hoch. Um die Untergeschosse der Neubauten davor zu schützen, wird eine sogenannte weiße Wanne aus wasserdichtem Beton gebaut. Deshalb muss das Grundwasser während der Bauarbeiten abgesenkt werden. Ein Problem ist, dieses abzuleiten. Dafür möchte Simmel Leitungen und Rohre bis zur Elbe verlegen lassen.

Keine einfachen Entscheidungen für die Stadtverwaltung. Bereits Mitte Oktober haben sich Vertreter des Investors und der beteiligten Ämter vor Ort getroffen und die Problematik besprochen. Jedoch stehen die Entscheidungen dazu noch aus. „Das wirft uns etwas zurück“, sagte Simmel gestern in der Pressekonferenz. Dennoch gibt sich der Investor optimistisch, dass sein Einkaufszentrum und das Hochhaus im ersten Quartal 2015 fertig sind.

Ein sportliches Ziel. Um das zu erreichen, werden beide Vorhaben – die Sanierung des denkmalgeschützten Hochhauses und der Neubau des Einkaufszentrums – parallel umgesetzt. Bereits im Dezember werden die ersten Baufahrzeuge anrollen und das Grundstück beräumen. Bis Ende Januar sollen es Archäologen untersuchen und es werden erste Baugruben ausgehoben. Sofern die Genehmigung bis dahin erteilt wurde, sollen auch die Bohrpfähle zur Sicherung des Hochhauses eingebaut werden. Anschließend wird die Statik des Hochhauses verstärkt. „Es ist kein Schmuckstück mehr“, sagte Simmel. Der Beton sei löchrig. Die Holzfenster marode und nicht mehr aufzuarbeiten. Es gäbe keinen Schallschutz und keine Wärmeisolierung. Das müsse alles eingebaut werden, was sich aufgrund der Masse auch auf die Statik auswirkt. „Wir werden den Aufzugsschacht nutzen, um das Hochhaus zu versteifen“, so der Investor.

Erst danach können die Seitenflügel abgebaut werden. Da sie das Hochhaus stützen, bleiben sie bis zum zweiten Obergeschoss erhalten. Die „Stummel“ werden in die Neubauten integriert. Die Rohbauarbeiten dafür sollen im März 2014 beginnen. Simmel hat die neuen Gebäude als Würfel geplant, die über Glasgänge miteinander verbunden sind. Auch das Brunnenhäuschen über dem Schacht an der Antonstraße soll eingebaut und erhalten werden. Daraus wird der Artesische Brunnen an der Ecke zur Königsbrücker Straße gespeist.

Als weitere Herausforderung betrachtet Simmel die Sanierung der Fassade des Hochhauses, da auch das denkmalgerecht erfolgen muss. Sie soll Ende September 2014 mit frischem Putz in einem hellen, warmen Ton erstrahlen.

Wenn alles gut läuft, können die Neustädter zum Frühlingsbeginn 2015 ihre Einkäufe am Albertplatz erledigen. Neben Simmels Edeka-Markt wird es in den Neubauten entlang der Anton- und der Königsbrücker Straße einen Elektro- und Drogeriemarkt sowie einen Lebensmitteldiscounter geben. Im Erdgeschoss des Hochhauses kommen ein Feinkostladen und eine Bäckerei unter. In den Geschossen darüber sind Büroräume geplant.

Bleibt zum Schluss noch die Frage: Wer ist Peter Simmel? „Ich bin ein Kramer aus Oberbayern“, stellt sich der 54-Jährige bescheiden vor – wobei er mit Kramer Kaufmann meint. 1990 eröffnete er seinen ersten Edeka-Markt. Inzwischen sind es 19 in und um München sowie Chemnitz. Jetzt baut er seine erste Filiale in Dresden. „Hier wurde schon immer gerne gegessen und genossen“, erklärt Simmel.