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Wie zwei junge Schauspieler ihrem Idol aus Bautzen nacheifern

Am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen werden auch Eleven ausgebildet. Ole Schmidt und Bernadett Schneider erzählen, was sie daran reizt.

Von Katja Schlenker
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Bernadett Schneider und Ole Schmidt sind zwei von derzeit drei Eleven am Deutsch-Sorbischen Volkstheater in Bautzen. Beide wollen der Schauspielerei nach ihrer Zeit dort treu bleiben.
Bernadett Schneider und Ole Schmidt sind zwei von derzeit drei Eleven am Deutsch-Sorbischen Volkstheater in Bautzen. Beide wollen der Schauspielerei nach ihrer Zeit dort treu bleiben. © Steffen Unger

Bautzen. Schauspieler Mirko Brankatschk, seit der Spielzeit 2002/2003 im Ensemble des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters in Bautzen, ist sein persönlicher Superheld, sagt Ole Schmidt. „Weil wir über mehrere Jahre intensiv im sorbischen Jugendtheater zusammengearbeitet haben“, erklärt der 18-Jährige, „und er mir so den Bereich Schauspiel eröffnet hat.“

Auch Bernadett Schneider hat bereits im Jugendtheater mit dem bekannten Schauspieler aus Bautzen zusammenarbeiten dürfen. „Er ist schon wunderbar“, sagt sie lächelnd. Vieles habe Mirko Brankatschk ihnen eröffnet. Auch vieles, was sich drum herum abspielt um ein Stück, das man aufführen möchte. „Ich habe davor nicht geglaubt, was alles damit einhergeht“, sagt Ole Schmidt.

Neuen Lebensstil am Theater in Bautzen entdecken

In der Saison 2023/2024 am Deutsch-Sorbischen Volkstheater sind der junge Bautzener und die junge Frau aus Panschwitz-Kuckau nun als Eleven dabei – gemeinsam mit Aquina Sauer, die beim Termin mit Sächsische.de allerdings nicht dabei sein konnte. Die anderen beiden berichten unterdessen von ihren ersten Erlebnissen am Theater.

Nicht nur um Schauspiel geht es dabei; auch die anderen Bereiche lernen sie innerhalb eines Jahres kennen. Bühnentechnik, Maske, Requisite – oft sind hinter den Kulissen mehr Menschen im Einsatz als auf der Bühne, wo die Schauspieler vom Publikum bejubelt werden. Doch all das gehört dazu. „Es ist ein anderer Lebensstil, den man übertragen bekommt“, erzählt Ole Schmidt.

In der Schule gab es einen festen Ablauf: früh aufstehen, Unterricht, wieder heim. Am Theater beginnt alles später und dauert abends länger. Proben und Vorstellungen gehen zum Teil bis in die Nacht hinein. In einer der Wochen, die er nun schon am Theater in Bautzen ist, habe er deswegen seine Mutter kaum gesehen, mit der er zusammen wohnt, sagt Ole Schmidt.

Eltern sehen Berufswunsch Schauspieler gelassen

Dennoch: „Meine Mutter ist sehr offen dafür und sagt: Mach‘, was dir Spaß macht.“ Sein Vater habe ein bisschen überzeugt werden müssen, sich dann aber auch damit angefreundet, dass der Sohn Schauspieler werden will. „Es ist meiner Meinung nach auch kein Jahr, das man verschenkt, sondern wichtig, um erstmal einen Eindruck zu sammeln und herauszufinden, wofür man das macht“, sagt Ole Schmidt.

Dem schließt sich Bernadett Schneider an. „Bei uns zu Hause wurde das nicht wirklich thematisiert“, sagt die 20-Jährige. „Mein Vater hat mich lediglich gefragt, wo ich mit der Gitarre war, als ich nach dem Casting zurückkam.“ Die Antwort: Sie wurde als Elevin am Theater angenommen. „Ich sollte mich einfach ausprobieren, weil das ja noch keine finale Entscheidung war.“

Nun wollen die Eleven – auch die 20-jährige Aquina aus Rosenthal – nach dem berufsorientierenden Praktikum, wie es offiziell heißt, probieren, den Weg ins Schauspiel zu finden: „Und wenn das nicht funktioniert, dann findet sich ein anderer Weg“, sagt Bernadett Schneider. Erste Erfahrungen mit der darstellenden Kunst hat sie bereits bei Familienfeiern wie zum Beispiel Hochzeiten sowie Dorffesten und Maibaumwerfen gesammelt, wenn sie bei Sketchen mitgewirkt hat.

Drei Eleven gibt es in der Spielzeit 2023/2024 am Deutsch-Sorbischen Volkstheater: Ole Schmidt, Aquina Sauer und Bernadett Schneider (v.l.). Hier werden sie zum Saisonbeginn vorgestellt.
Drei Eleven gibt es in der Spielzeit 2023/2024 am Deutsch-Sorbischen Volkstheater: Ole Schmidt, Aquina Sauer und Bernadett Schneider (v.l.). Hier werden sie zum Saisonbeginn vorgestellt. © Archivfoto: Steffen Unger

Auch bei Krippenspielen in der Kirche hat die junge Frau aus Panschwitz-Kuckau mitgewirkt und so gemerkt, dass es ihr Spaß macht, vor Leuten zu stehen und etwas aufzuführen. Bei Ole Schmidt sind es zum Beispiel auch Gedichte gewesen, die er in der Schule aufsagen sollte. Für die meisten ist das ein Graus. „Ich habe damit keine Probleme gehabt“, sagt er, „mich da hineinzufühlen und das nicht nur stumpf aufzusagen.“

Vielleicht ist das auch mit der Anlass für das Interesse an der Schauspielerei gewesen, sinniert er, oder die Besuche mit Oma im Theater haben den Grundstein dafür gelegt. „Obwohl ich damals noch nicht gedacht habe, dass ich da mal stehen könnte“, sagt der 18-Jährige. „Das hat sich erst später entwickelt.“

Eigenes Stück am Theater in Bautzen als Abschluss

Wie weit sie für eine Rolle gehen, ob sie zum Beispiel dafür 30 Kilo zunehmen würden, können beide derzeit nicht sagen. „Wir drei haben darüber schonmal geredet“, erzählt Bernadett Schneider. „Das hängt vermutlich auch vom Stück ab.“ Dem stimmt Ole Schmidt zu: „Ja, es hängt auch davon ab, ob es zu dem Stück passt und dafür notwendig ist.“ Außerdem gibt es seiner Meinung nach Dinge, zu denen er momentan vielleicht noch nicht bereit wäre, aber eventuell später, wenn er sich weiterentwickelt hat.

Momentan erleben sie viele neue Eindrücke – stehen auf der Bühne, helfen hinter den Kulissen, übernehmen die Simultanübersetzung vom Deutschen ins Sorbische oder umgekehrt. Als Eleven sammeln sie jedoch nicht nur diese Erfahrungen, sondern müssen auch eine Art Abschlussarbeit erbringen – und ein eigenes Stück auf die Beine stellen.

Hoffen auf Auftritt bei Theatersommer in Bautzen

Schreiben müssen sie dieses zwar nicht, aber sich für ein Stück entscheiden und dieses interpretieren. Dabei hilft ihnen Schauspieler Torsten Schlosser. Sie haben sich für „Burn, Baby, burn“ entschieden. Passende Kostüme und Requisiten müssen dafür nun herausgesucht, Proben abgehalten werden und mehr. Am Ende stehen nur die drei Eleven auf der Bühne. Premiere ist am 25. April 2024, um 19.30 Uhr, im Burgtheater.

Unterdessen sind sie bereits in anderen Stücken zu sehen: der Neuauflage von „Schierzens Hanka“ zum Beispiel oder „Hercy“. Außerdem hoffen sie darauf, beim Theatersommer 2024 mit auf der Bühne stehen zu dürfen, wenn „Spuk unterm Riesenrad“ gezeigt wird.