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So digital ist der Unterricht an Schulen in Bautzen

Interaktive Tafeln, Laptops, Tablets gibt es mittlerweile in vielen Schulen. Wie hat sich der Unterricht dadurch verändert? Haben Lehrbücher und Arbeitshefte jetzt ausgedient?

Von Olivia Daume
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Julia Stamer, Schulleiterin im Förderschulzentrum Am Schützenplatz in Bautzen, testet die neue Dokumentenkamera. Sie gehört jetzt zur Ausstattung, die im Rahmen des "Digitalpaktes  Schule" angeschafft wurde.
Julia Stamer, Schulleiterin im Förderschulzentrum Am Schützenplatz in Bautzen, testet die neue Dokumentenkamera. Sie gehört jetzt zur Ausstattung, die im Rahmen des "Digitalpaktes Schule" angeschafft wurde. © Steffen Unger

Bautzen. In Bautzen sind gerade vier Grad. Das steht zumindest auf einem Monitor im ersten Stock des Förderschulzentrums Am Schützenplatz in Bautzen. In einem der Klassenräume versucht Schulleiterin Julia Stamer, die interaktive Tafel zum Laufen zu bringen. Sie hat sich noch vor der Anmeldung „aufgehangen“. Typisch Technik. Seit über einem Jahr gilt die Schule im Rahmen des „Digitalpakts Schule“ als vollständig digitalisiert. Doch wie wirkt sich das auf den Schulalltag aus?

Das Projekt „Digitalpakt Schule“ läuft seit 2019 und soll Berufsschulzentren, Gymnasien, Förder- und Oberschulen mit schnellem Internet und Endgeräten wie digitalen Tafeln oder Tablets versorgen.

„Learning by doing“ auch unter den Lehrkräften

„Digitalisierung ist ein Prozess, und manche Lehrkräfte müssen selbst erstmal lernen, mit der Technik umzugehen, die Software zu nutzen, um es dann den Schülern vermitteln zu können. Wenn das geschafft ist, können wir von vollständiger Digitalisierung reden“, sagt Julia Stamer. Doch der Digitalisierung stünden nicht alle Lehrkräfte so enthusiastisch gegenüber. Von „nur das Nötigste“ bis hin zu „ich stürze mich rein und probiere alles aus“ seien alle Haltungen dabei.

Derzeit ist das Förderzentrum soweit technisch ausgerüstet, dass es einen hybriden Unterricht anbieten könnte. „So können wir auch Schüler zu Hause erreichen, die krank sind oder Schulangst haben“, sagt die Schulleiterin. Neben interaktiven Tafeln, Laptops und Tablets stehen der Schule seit ein paar Wochen weitere digitale Geräte zur Verfügung: Dokumentenkameras sollen den hybriden Unterricht unterstützen.

Apps und eine passende Software sollen den Schulalltag vereinfachen. „Viele Lehrkräfte nutzen Hausaufgaben-Apps, bei denen direkt im Unterricht die Hausaufgaben eingetragen werden. Kinder und Eltern können diese dann zu Hause einsehen“, sagt Stamer. „So kann keiner mehr sagen, er hätte das Hausaufgabenheft vergessen.“

Digitale Geräte werden sogar im Sportunterricht genutzt

Auch direkt im Unterricht kommen verschiedene Tools zum Einsatz. „In Mathe werden Tablets mit Learning-Apps genutzt, die im Stationsbetrieb differenzierte Aufgaben stellen. Im Deutsch-Unterricht können Fabeln über eine Comic-App dargestellt werden, und in der Kunststunde besuchen wir über die interaktive Tafel Museen, die wir uns nicht leisten können oder die zu weit weg sind“, zählt die Schulleiterin auf.

Sogar im Sportunterricht kommen digitale Geräte zum Einsatz: „Im Sport haben wir etwa die Bewegungsabläufe der Kinder gefilmt, damit sie sehen, wie sie besser über den Bock springen können“, erklärt René Nitschke. Neben seiner Tätigkeit als Informatik- und Sportlehrer ist er auch der Pädagogische IT-Koordinator der Schule - und steht der Digitalisierung durchaus kritisch gegenüber.

Trotz Digitalisierung: Bücher und Hefte bleiben wichtig

„Aus anderen Ländern hört man, dass die Digitalisierung wieder eingestellt wurde, weil die Kinder mit der digitalen Flut überfordert sind und wenig auf die grundlegenden Dinge eingegangen wird wie Lesen, Schreiben, Sprechen“, sagt Nitschke. „Der Lehrer ist immer noch selbst dafür verantwortlich, wie er seinen Unterricht gestaltet, aber die Tafel verführt dazu, gewisse Dinge wegzulassen.“

Obwohl es im gesamten Schulgebäude nur noch eine einzige Kreidetafel gibt, läuft nicht alles digital im Förderzentrum. „Wir haben Bücher und Arbeitshefte und werden als Förderzentrum daran auch weiterhin festhalten“, sagt Julia Stamer. Der Grund: „Kinder konsumieren schon den ganzen Tag Medien und haben Bildschirme vor ihren Augen, da wollen wir, dass sie auch mal mit ihren eigenen Händen tätig sind.“

Schulsprecher wünscht sich mehr digitale Bildung

Ähnlich sieht es René Jatzwauk, Schulleiter des Sorbischen Gymnasiums in Bautzen. Seit 2021 gilt das Gymnasium als vollständig digitalisiert. Derzeit werden die Geräte meist zu Präsentationszwecken in den Unterricht eingebunden. „Ich bin der Meinung, dass Digitalisierung in den künstlerischen Fächern wie Musik, Kunst oder auch in Sport wenig Sinn macht“, sagt Jatzwauk. „Hier muss sich der Mensch in seiner Kreativität erleben.“

Neben den im Gymnasium zur Verfügung stehenden Geräten dürfen Schüler auch ihre privaten Geräte für Aufzeichnungen im Unterricht nutzen. Er könne sich vorstellen, dass künftig alle Schüler ein eigenes Gerät zur Verfügung gestellt bekommen, so Jatzwauk. „Unser Ziel ist es herauszufinden, wie man den Wissenserwerb durch digitale Geräte optimieren kann. Die Technik sollte dem Menschen das Lernen jedoch nicht abnehmen.“

Jan Klimann, Schulsprecher am Sorbischen Gymnasium, wünscht sich, „dass jeder Schüler Zugang zu einem Tablet bekommt, welches er für die Schule verwenden kann. Auch denke ich, dass es nötig ist, die Schüler hinsichtlich digitaler Medien zu bilden und ihnen den richtigen Umgang mit dem Internet beizubringen“, sagt der 17-Jährige.