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Bautzen: Gefahr durch Lkw auf dem Schulweg

Kein Gehweg, schlechte Sicht, donnernde Laster: In Salzenforst sorgen sich die Anwohner um ihre Kinder. Doch die Stadt bewertet die Lage ganz anders.

Von Theresa Hellwig
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Zu Höchstzeiten fahren 30 Lastwagen in der Stunde an den Grundstücken von Daniel Mirtschink und den benachbarten Familien vorbei. Der dreifache Vater sorgt sich um seine Kinder.
Zu Höchstzeiten fahren 30 Lastwagen in der Stunde an den Grundstücken von Daniel Mirtschink und den benachbarten Familien vorbei. Der dreifache Vater sorgt sich um seine Kinder. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Mit einem Grollen kündigt sich der Lastwagen an, das Geräusch wächst zu einem Donnern heran. Ziemlich bedrohlich wirkt es, als das große Fahrzeug wenige Sekunden später an Daniel Mirtschink vorbeirauscht. Der 43-Jährige steht in seiner Hofeinfahrt in einem kleinen Wohngebiet an der Salzenforster Straße im Bautzener Ortsteil Salzenforst. „Vor allem die großen, die 40-Tonner, sind ein Problem“, sagt Daniel Mirtschink. Und die kommen täglich zuhauf vorbei, auf dem Rückweg vom Kieswerk, zum Beispiel – erzählt der Vater dreier Kinder. „Das beginnt morgens um 6.30 Uhr, ich brauche eigentlich keinen Wecker“, sagt er. Doch der Lärm, die Vibration im Haus – das ist das eine.

Vielmehr sorgt sich der Vater um seine Kinder. „Um meine und die der anderen Anwohner“, sagt Mirtschink. Denn die Fahrbahn ist leicht abschüssig, verleite zum schnellen Fahren, sorgt er sich. Und die Straße sei von den Hofeinfahrten schwer einsehbar; im Gegenzug sehen auch die Autofahrer auf der Straße schlecht, was sich in den Hofeinfahrten abspielt. „Meine Pferdekoppel liegt gegenüber“, erzählt Daniel Mirtschink, „wenn meine Kinder von hier aus dort rüber wollen, wird es gefährlich.“

Stadt Bautzen: Für Tempolimit muss Gefahr bestehen

Und nicht nur dann. „Mein ältestes Kind ist fünf“, erzählt er – im nächsten Jahr steht die Einschulung an. „Und der Schulweg führt an der Straße entlang.“ Einen Fußweg gibt es – aber der endet etwa 50 Meter von seinem Grundstück entfernt. Ab dort gibt es stattdessen eine Art Graben oder vertieften Grünstreifen. Die Bushaltestelle liege etwa 200 Meter entfernt die Straße herunter. „Meine Kinder müssen also mit etwa 50 Metern ohne Gehweg, die Kinder meines oberen Nachbarn etwa 100 Meter ohne Fußweg auskommen“, sagt Daniel Mirtschink. „Eines der Kinder meiner Nachbarn sitzt im Rollstuhl, da ist es besonders gefährlich.“

Schon lange fordern deshalb er und die anderen Anwohner, dass auf der Straße ein Tempolimit eingeführt und ein Gehweg gebaut wird. „30 statt 50 km/h, das würde schon helfen“, hofft Mirtschink. In einer Ortschaftsratssitzung war das bereits Thema, und auch Briefe an den Oberbürgermeister hat Mirtschinks Familie bereits verfasst. „Im Antwortschreiben“, sagt Daniel Mirtschink, heißt es, dass ein Tempolimit nur da „angeordnet werden dürfe, wo aufgrund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage bestehe.“ Für ihn unverständlich; der fehlende Gehweg, die schlechte Sicht – „die Sicherheit von Fußgängern ist gefährdet“, sagt Mirtschink. Er fragt sich deshalb: „Was muss erst geschehen, damit die Vertreter der Stadt etwas unternehmen?“

Kreuzung in Salzenforst schon länger Unfallschwerpunkt

Und nicht nur Daniel Mirtschink weiß um die gefährliche Lage auf der Salzenforster Straße. Ein wenig weiter westlich kreuzt die Straße die Bautzener Ortsumgehung und gleichzeitig die Straße zur A4. Hier hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gekracht, die Kreuzung gilt für Landkreis und Freistaat seit Längerem als Unfallschwerpunkt. Schon lange sollte die Lage durch einen Kreisverkehr entschärft werden. Versprochen war der bereits für 208. „Warum passiert da nichts?“, fragt Daniel Mirtschink.

„Die Stadt erhält immer wieder Beschwerden über einen fehlenden Gehweg und Lkw-Verkehr in der Salzenforster Straße“, teilt Bautzens Baubürgermeisterin Juliane Naumann auf Anfrage von Saechsische.de mit. Dennoch: Es liegen der Stadt keine Anhaltspunkte vor, die ein Tempolimit rechtfertigen würden, erklärt sie. Schwierige Sichtverhältnisse? Das bewertet die Stadt anders: „Die Sichtverhältnisse sind nicht zu beanstanden, die Straßenbaumbreiten liegen im Regelschnitt.“ 

Kreisverkehr soll nächstes Jahr gebaut werden

Ausführlicher antwortet die Stadt in einem Schreiben, das die Verwaltung in diesem Juli an die Familie Mirtschink sandte: „Seit 1997 ist es Intention des Gesetzgebers, die Anzahl an Verkehrszeichen auf ein zwingend notwendiges Maß zu beschränken“, heißt es in dem Brief, den Finanzbürgermeister Robert Böhmer unterzeichnete. Eben deshalb seien Beschränkungen des Verkehrs, wie eine Geschwindigkeitsbegrenzung, „nur zulässig, wenn dies aufgrund besonderer Umstände zwingend geboten ist.“ Es führen, so geht aus dem Schreiben hervor, zu Höchstzeiten nur 30 Lastwagen pro Stunde die Straße entlang, dazu Autos. „Da der Straßenverlauf übersichtlich ist, ergibt sich aus dieser Belastung keine unmittelbare Gefährdung von Fußgängern oder Radfahrern“, bewertet die Stadt.

Der Kreisverkehr, der zumindest schon einmal die Unfallgefahr an der Kreuzung der Bautzener Ortsumgehung mit der Salzenforster Straße entlasten sollte, sei nun für das Jahr 2021 geplant, berichtet Juliane Naumann. Und der Fußweg? Im Zuge der Bauarbeiten des Kreisverkehrs soll sich dann auch etwas am Gehweg an der Salzenforster Straße tun – zwischen der Handrij-Zeiler-Straße und dem Schwalbenweg. Für den Abschnitt, um den es Daniel Mirtschink geht, gibt es keine Pläne: „Für den weiteren Straßenausbau“, sagt Bautzens Baubürgermeisterin dazu nur, „sind in der mittelfristigen Haushaltsplanung keine Mittel vorgesehen.“

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