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Kornmarkt-Center Bautzen: Sieben Geschäfte sind zu

Ins größte Einkaufszentrum im Kreis Bautzen kommen nach der Corona-Pause wieder mehr Kunden. Dennoch haben im Kornmarkt-Center zuletzt mehr Läden geschlossen als neu eröffnet.

Von David Berndt
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Blick ins Kornmarkt-Center in Bautzen: Derzeit sind hier sieben Geschäfte zu, allein fünf im Obergeschoss.
Blick ins Kornmarkt-Center in Bautzen: Derzeit sind hier sieben Geschäfte zu, allein fünf im Obergeschoss. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Zur Mittagszeit stehen Schüler und Angestellte im Bautzener Kornmarkt-Center in Schlangen, um Burger, Fischbrötchen oder asiatische Nudelgerichte zu kaufen. Andere gönnen sich Kaffee und Eis. Laufkunden erledigen ihre Einkäufe beim Obst- und Gemüsehändler, in der Apotheke, Drogerie oder Buchladen.

Wie geht’s dem größten Einkaufscenter der Region nach rund zwei Jahren Corona-Pandemie? Was auffällt: Sieben Läden stehen derzeit leer, sind im Umbau oder vorübergehend geschlossen. Anfang Juni hatte die Modekette Orsay angekündigt, alle ihre deutschen Filialen zu schließen. Dazu zählt auch das Geschäft im Erdgeschoss des Kornmarkt-Centers. Wie Center-Manager Adrian König mitteilt, schloss die Bautzener Filiale Ende Juni.

Auf der gegenüberliegenden Seite steht zwar noch „Yves Rocher“ an einem der Schaufenster, aber das Kosmetikgeschäft ist bereits seit Anfang April geschlossen. Im Obergeschoss sind gleich fünf Geschäfte zu. Zwei davon flankieren den Modeladen Mister*Lady. Die anderen liegen gegenüber: eins direkt neben dem Fahrstuhl und ein weiteres kurz vor der Buchhandlung Thalia. Ende 2021 wurden hier Corona-Impfungen durch das DRK angeboten.

Nebenan betreibt eigentlich der Mobilfunk-, DSL- und Festnetzberater Marini eine Filiale. Doch die ist „aus betrieblichen Gründen bis auf Weiteres geschlossen“. Welche Gründe das konkret sind, war für Sächsische.de nicht zu erfahren. Leerstand habe verschiedene Gründe, sagt Adrian König. „Darunter gibt es Geschäftsaufgaben, aber auch kurzfristige, vorübergehende Schließung aufgrund fehlenden Personals.“

Statt Käse gibt's jetzt Bubble Tea

Im Kornmarkt-Center seien aktuell fünf Prozent der rund 9.000 Quadratmeter Verkaufsfläche vakant. Zur Neuvermietung sei man in Gesprächen und laufenden Verhandlungen. Näheres nennt König dazu nicht. Jüngste Neueröffnung war im Mai das Geschäft der Berliner Kette „BoBoQ“, die im Erdgeschoss - dort, wo es zuvor Käse gab - verschiedene Sorten Bubble Tea anbietet.

Das Center sei trotz der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Herausforderungen stabil durch die vergangenen zwei Jahre gekommen, sagt Adrian König. „Vor Corona lag die Durchschnittsfrequenz bei 13.504 Besuchern pro Tag, an die wir uns wieder stückweise annähern.“ Belebung würden auch die regelmäßigen Veranstaltungen bringen wie im Juni der Kindergarten-Kunstwettbewerb, an dem sich 13 Kindergärten beteiligt hatten.

Doch die weitere Entwicklung bleibe abzuwarten. „Schließlich haben die Inflation und Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine Konflikt sicherlich einen Einfluss auf das Kaufverhalten.“

Stammkunden und wieder mehr Touristen im Center

Claudia Zschelletzschky sagt, dass viele Stammkunden ins Center kommen, aber auch wieder mehr Touristen. Das Geschäft ziehe langsam wieder an, sagt die Uhrmachermeisterin vom Juwelier Scholze im Erdgeschoss. Aktuell müsse man noch kleinere Brötchen backen und dürfe nicht jammern. Deutlich mehr Kundschaft sei an Freitagen oder Sonnabenden im Center unterwegs oder wenn es Veranstaltungen in der Stadt gibt, wie etwa im Juni bei der Bautzener Automeile.

Die große Konkurrenz seien nicht die anderen Läden in Bautzen, sondern der Online-Handel. „Wir können über unseren Service, sehr gute Beratung und Freundlichkeit punkten. Das gibt es so im Internet nicht.“

Inhaber Michael Stehr von Lederwaren Schmautz im Obergeschoss ist bislang positiv überrascht. „Die Kunden haben zurückgefunden, und manche unterstützen bewusst den stationären Handel.“ Während in sein Geschäft auf der Steinstraße eher Stammkunden kämen, seien im Center mehr Laufkundschaft und jetzt wieder Touristen unterwegs. Das trage zur Belebung bei. Vielleicht komme das große Sparen angesichts hoher Energie- und Spritpreise bei den Kunden noch, „aber im Moment ist das nicht zu spüren“.

Die Verkäuferin beim Zeitungskiosk im Erdgeschoss merkt dagegen, dass die Menschen derzeit nicht so freizügig beim Geldausgeben sind. „Alles wird teurer, aber die Leute haben ja nicht mehr Geld. Und jetzt steht auch noch der Urlaub an.“ Sie profitiere davon, dass Zeitungen, Tabak und Lotto immer gehen.

David Tobias, Geschäftsführer des Handelsverbandes Sachsen, stellt fest, „dass wieder mehr Menschen den Weg in den stationären Einzelhandel, die Innenstädte und Einkaufscenter finden“. Allerdings würden Einzelhändler verstärkt ihre Standorte kritisch bewerten und Laufzeiten von Mietverträgen infrage stellen. Dazu komme der Online-Handel, an den sich die Kunden während der Geschäftsschließungen gewöhnt hätten.

Der Handel müsse derzeit drei Herausforderungen bewältigen. „Zum einen fordern die Lieferanten höhere Preise. Zum zweiten steigen die Kosten für den Handel selbst. Und zum Dritten sinkt auch die Kaufkraft bei den Kunden, die ebenfalls unter der teuren Energie und steigenden Kosten leiden.“