Neuer Touristenmagnet für die Oberlausitz

Bautzen. Olaf Franke, der Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Oberlausitz (MGO), macht es schon lange. Projektmanager Oliver Herberg hat seine Leidenschaft erst im Rahmen des geplanten Vorhabens entdeckt: Gemeint ist die Trendsportart Mountainbiking, für die es künftig auch im Oberland bessere Bedingungen geben soll.
Die Sportart selbst hat nicht erst seit dem Corona-Sommer 2020 Hochkonjunktur. Und sie ist interessant für Touristiker wie die von der MGO, weil sie ein junges, finanzstarkes Publikum anspricht. Die Schlussfolgerung von Geschäftsführer Olaf Franke daher: "Wir fühlen uns verpflichtet, diesen Sport auch in der Oberlausitz anzubieten." Weil, so die Begründung, "das Oberland eine Radfahrregion vor dem Herrn" ist.
Nun ist Mountainbiking nicht gleich Mountainbiking. Downhill, Dirtjump, Enduro - die Spielarten des Sports sind vielfältig. Menschen, die sie betreiben, eint die Sehnsucht nach Natur statt, wie Olaf Franke es formuliert, "langen Asphaltbändern". Eine Form des Mountainbikings, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut, ist das Gravel-Biking. Übersetzt wird das Gravel-Bike mit "Schotter-Rad". Es zielt mit seinem Namen auf den Untergrund, auf dem es gefahren wird. Das mag jene erschrecken, die die federnde Wirkung natürlichen Waldbodens schätzen.
300 Kilometer Gravel-Bike-Strecke in Planung
Die Definition ist aber irreführend, findet Olaf Franke. Gravel-Bikes, die eine Mischform aus Rennrad und Mountainbike sind, ließen sich auf nahezu jedem Untergrund gut fahren. "Nur im Schlamm wird es schwierig", sagt Franke. Oliver Herberg ergänzt: "Einfache Singletrails - also Wege, die gerade so breit sind, dass einer alleine sie passieren kann - sind schon noch machbar. Sprünge gibt die Federung aber nicht her."
Das ist auch gar nicht das Ziel. "Beim Gravel-Biken", so Franke weiter, "will man sich schon in einer Geschwindigkeit bewegen, in der man die Natur ringsum noch wahrnimmt." Eine Strecke von rund 300 Kilometern, von Pirna über das Lausitzer Bergland bis nach Zittau und wieder zurück, haben er und sein Team ausgespäht, um diesbezüglich den Anschluss an viele polnische und tschechische Gebiete zu schaffen. Dorthin reisen passionierte Mountainbiker derzeit, um ihrer Leidenschaft zu frönen.

"Das sind vor allem junge Leute, häufig auch junge Familien, die Geld haben und bereit sind, vor Ort zu konsumieren", beschreibt Franke die wirtschaftlichen Überlegungen hinter dem Projekt.
Was sagen Waldbesitzer und Kommunen dazu?
Vor einem offiziellen Vorhaben wie diesem stehen aber natürlich auch organisatorische Herausforderungen - Wege müssen gewidmet, Schilder, Infotafeln und digitale Streckenführung etabliert werden. Das, gibt Franke unumwunden zu, sei die größte Herausforderung bei dem Projekt.
Um die notwendige Akzeptanz bei Kommunen und Waldbesitzern zu schaffen, setzt er auf Kommunikation: "Es ist ein Irrglaube, dass Waldwege allein den Spaziergängern gehören, und eine Bremsspur macht noch keine Umweltzerstörung", sagt er. Zudem seien die Investitionen in eine derartige Fahrradroute leidlich gering. Gleichwohl, fährt er fort, sei es natürlich wichtig, über die Bedenken der Anrainer zu sprechen. Schließlich profitiere die ganze Region von der Umsetzung des Vorhabens - wenn es denn gelänge und akzeptiert wird.

Die Region ist in diesem Fall groß: Von Pirna bis Zittau und wieder zurück soll die Strecke führen, die Franke und Herberg ersonnen haben. "Freaks brauchen für die 300 Kilometer nur ein verlängertes Wochenende, alle anderen zwischen drei und sechs Tage", sagt Franke. Kooperationen mit Logis-Partnern wie Gasthöfen würden deshalb selbstverständlich angestrebt, genau wie mit Servicepartnern, die löchrige Schläuche im Notfall reparieren.
Projekt soll auch zum Waldumbau beitragen
Um die Motivation der Fahrradreisenden noch zu steigern, spinnen Franke und Herberg gerade noch an einem Gedanken, den sie eine Challenge nennen. "Weit verbreitet ist, sich an bestimmten Punkten der Route Stempel zu holen", nennt Olaf Franke ein Beispiel. Das sporne den Ehrgeiz an und schaffe außerdem, was die beiden Projektmanager "Markenbildung" nennen.
Den zugrundeliegenden Gedanken wollen sie mit Blick auf die Region und ihre vom Borkenkäfer geplagten Wälder weiterspinnen: Wer die Runde geschafft hat, so die Vision, soll einen Beitrag zur Wiederaufforstung der Wälder, wenigstens zu ihrer nachhaltigen Entwicklung stiften. Eingebunden werden soll außerdem das regionale Merkmal der Umgebindehaus-Architektur.
All diese Gedanken sind zum jetzigen Zeitpunkt noch Zukunftsmusik: "Wir müssen nicht hektisch werden", holt Olaf Franke die Hoffnungen auf schnelle Umsetzung des Vorhabens in die Realität zurück. Den Rest des Jahres werde es dauern, bis die ausgesuchten Wege für den Fußgänger- und Radverkehr gewidmet sind. Wann die Radwege schließlich für Ortsunkundige offiziell ausgeschildert sind, lässt Franke noch offen.