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Staatsschutz ermittelt nach Attacke auf Journalisten bei Bautzen

Am Rande einer Veranstaltung in Neukirch wurden ein Reporter und eine Fotografin des Magazins Cicero angegriffen. Jetzt ermittelt der Staatsschutz in dem Fall.

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In Neukirch wurden am vergangenen Woche zwei Journalisten attackiert. Nun ermittelt der Staatsschutz in dem Fall.
In Neukirch wurden am vergangenen Woche zwei Journalisten attackiert. Nun ermittelt der Staatsschutz in dem Fall. © Sebastian Schultz

Neukirch/Lausitz. Zwei Journalisten sind am Freitagabend am Rande einer Veranstaltung in Neukirch/Lausitz angegriffen worden. Nach Angaben des Reporters und der Fotografin soll es sich bei den Angreifern um Rechtsextreme handeln. Diese hätten die Journalisten bereits während der Veranstaltung bedroht und später in ihrem Fahrzeug attackiert.

Nun ermittelt der Staatsschutz in dem Fall und sucht nach Zeugen. "Bereits während der Veranstaltung, welche gegen 18 Uhr startete, beleidigten die Unbekannten die Berichterstatter. Dabei kam es auch zu einzelnen Rangeleien", bestätigt Kai Siebenäuger von der Polizeidirektion. Verletzt worden sei niemand. "Schließlich verließen die Medienvertreter nach dem Ende der Veranstaltung die Lokalität und suchten ihr Fahrzeug auf. Dabei folgten ihnen die Unbekannten und beschädigten den Ford, indem sie einen Außenspiegel abtraten. Auch am Fahrzeugheck hinterließen sie einen Schaden."

Nachdem die Journalisten die Polizei alarmiert hatten, nahmen die Beamten die Straftaten auf, die Suche nach den Tatverdächtigen blieb am Abend jedoch ohne Ergebnis. Der Staatsschutz ermittelt wegen Sachbeschädigung, Bedrohung, Nötigung und Beleidigung. Die Ermittler suchen nach Zeugen, die Angaben zu den Auseinandersetzungen mit den Journalisten während der Veranstaltung und auch zu dem Vorfall der Sachbeschädigungen an dem Fahrzeug machen können.

Der Chefreporter des Magazins Cicero, Moritz Gathmann, hatte den Angriff am Sonnabend in einem Facebook-Post selbst öffentlich gemacht. Demnach wurden er und die Fotografin auf einem Parkplatz attackiert, als sie auf dem Heimweg von einer Veranstaltung des Vereins Bautzner Frieden waren. Die Gruppierung gehört zur sogenannten Querdenker-Szene und ist für die Verbreitung von Verschwörungsideologien bekannt. Auch bei der Podiumsdiskussion am Freitagabend war dem Reporter zufolge das beherrschende Thema, wer angeblich die Welt regiert: „das Kapital, Jesuiten, die Ur-Logen der Freimaurer – und die Juden“.

Wie der Reporter berichtet, waren bei der Podiumsdiskussion etwa 200 Besucher vor Ort, darunter einige 20- bis 25-Jährige, die anhand von Kleidung und Tattoos als Neonazis erkennbar waren. Bereits während der Veranstaltung seien die Journalisten aus dieser Gruppe heraus beschimpft und angegriffen worden. So blockierten etliche von ihnen nach einer Pause den Eingang und schubsten den Reporter mehrfach, um ihn daran zu hindern, den Saal zu betreten.

Als sich Gathmann und seine Kollegin nach dem Ende der Veranstaltung auf den Rückweg machten, liefen zwei vermummte Männer auf den Wagen der Journalisten zu. Die Täter hätten auf Fenster und Türen eingeschlagen, einen Seitenspiegel zerschlagen und versucht, die die Türen aufzureißen. Daraufhin hätten sich die Journalisten in Sicherheit gebracht und die Polizei informiert.

Wie Moritz Gathmann schreibt, recherchiert er derzeit in der Region Bautzen, um über die Auswirkungen der Energiekrise in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu berichten.

Der Deutsche Journalisten-Verband Sachsen verurteilte den Übergriff. Zum Verein Bautzner Frieden heißt es: "Diese spezielle Szene ist nicht nur presse-, sondern auch demokratiefeindlich". (SZ)

Zeugenhinweise nimmt das Führungs- und Lagezentrum der Polizeidirektzion Görlitz unter der Rufnummer 03581 468 100 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

Der Beitrag wurde am 06.09.2022, 17.24 Uhr aktualisiert.