Bautzen bekommt einen neuen Skatepark

Bautzen. So viele junge Gesichter wie am Mittwochabend sieht man sonst eher selten in den Bautzener Stadtratssitzungen. Kein Wunder: Auf der Tagesordnung stand an diesem Tag ein Punkt, der sich vor allem an junge Leute richtet, nämlich ein neuer Skatepark für den Stadtteil Gesundbrunnen. Und auf eine Entscheidung dazu warten die Rollsportler schon eine ganze Weile. Bereits vor einem Jahr sollte darüber abgestimmt werden – doch der Beschluss wurde vertagt. Der Grund: Einigen Stadträten war das Vorhaben zu teuer; andere überlegten, ob an dem Standort nicht besser Wohnungen entstehen sollten.
Dabei drängen Bautzens Skater, BMX-er und Scooterfahrer schon lange auf einen neuen Skatepark. Die Anlage, die bislang in der Otto-Nagel-Straße steht, könne quasi nicht genutzt werden, hatten sie im Gespräch mit Sächsische.de erzählt. Die Rampen hätten sich mit der Zeit in den Boden gedrückt, zwischen Asphalt und Rampe gebe es Kanten. Stolperfallen für die Rollsportler. Außerdem stünden die Rampen nicht so, dass die Skater Routen ausfahren können. Und: Das Material sei im Sommer zu heiß und bei leichtem Regen viel zu glitschig.
Die AfD hat sich bei der Entscheidung enthalten
An diesem Mittwoch gab es nun also einen neuen Anlauf für den Skatepark. In einem Video zeigte der Verein "Bautzen rollt" zunächst, wie schlecht es um die bisherige Anlage steht – kurz darauf brachen die Skater in tosenden Applaus aus: Die neue Anlage wird gebaut, die Mehrheit des Stadtrates hat dafür gestimmt.
„Schön, wir freuen uns sehr“, sagte Toni Lange, Mitarbeiter des Mehrgenerationenhauses in Gesundbrunnen und selbst Skater. Er ist einer derjenigen, die sich für das Projekt eingesetzt hatten. „Wir haben jetzt einen Spielplatz für die Kleinen", sagt er mit Blick auf den gerade eingeweihten großen Erlebnispark an der Jan-Skala-Straße, "und für die Jugendlichen kommt die Skatebahn." Er ist überzeugt: Der Skatepark wird auch Jugendliche aus der Umgebung anziehen.
Als das Thema vor einem Jahr im Stadtrat auf dem Tisch lag, waren vor allem die CDU-Fraktion und das Bürgerbündnis skeptisch. Der Großteil der Mitglieder dieser beiden Fraktionen spricht sich mittlerweile aber für das Projekt aus. „Uns war wichtig, dass nicht nur eine Sportart auf ihre Kosten kommt“, erklärte Steffen Tech vom Bürgerbündnis. „Und wir wollten, dass der Verein ,Bautzen rollt' eine Patenschaft für die Anlage übernimmt und den Platz gelegentlich von Unrat befreit.“ Weil beides nun gegeben sei, stimme seine Fraktion für den Antrag.
Neu zu der Anlage zählen soll auch ein Basketballplatz. „Für diesen Vorschlag zeigen wir uns dankbar“, sagte Rolf-Alexander Scholze, Fraktionsvorsitzender der CDU. Mit einem Skatepark entstehe ein richtiger Treffpunkt, der weite Teile der Bevölkerung erreiche. Auch Steffen Grundmann von den Linken meldete sich zu Wort und erklärte: „Das Projekt ist längst überfällig.“
OB: "Geld ist in Jugendliche gut investiert"
Geschlossen enthalten hat sich bei der Entscheidung die AfD-Fraktion. Auch CDU-Stadtrat Dirk Lübke enthielt sich. Es gebe einen Grund, warum sich die Entscheidung so lange hingezogen hat, erklärte AfD-Fraktionsvorsitzender Sieghard Albert. „Es wirkt ungerecht, wenn eine kleine Gruppe so viel Geld bekommt“, sagte er, „und der Rest der Vereine muss gucken, wie sie irgendwie ihr Trainingsprogramm aufrechterhalten.“ Aber auch Albert nannte einen Grund, der für das Projekt spreche: „Wenn wir die Bahn nicht bauen“, sagte er, „dann geht das Geld vielleicht nach Berlin, Köln oder Bonn. Da wäre es doch besser, das Geld in Bautzen zu platzieren.“
„Wir investieren hier in die Anlage, nicht in die Skater“, hielt Claus Gruhl, Fraktionschef der Grünen, entgegen. Finanzbürgermeister Robert Böhmer betonte, dass auch andere Vereine Unterstützung bekämen. Und Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) fand: „Es gibt wenige Bereiche, in die das Geld sinnvoller investiert wäre als in Jugendliche, denen etwas an der Region liegt.“
Ein Ideenwettbewerb wurde bereits gestartet
Mit dem Beschluss hat der Stadtrat nun Bund-Länder-Fördermittel aus dem Programm „Stadtumbau“ freigegeben. Wäre die Entscheidung jetzt nicht gefallen, wären diese Gelder verfallen. Rund 436.000 Euro stehen nun für den Bau der Anlage bereit. Sie soll aus Beton gegossen werden, es soll Rampen und besondere Stahleinbauten geben, also Stangen oder Kästen, auf denen die Skater entlanggleiten können.
Umgesetzt wird das Projekt von der Bautzener Wohnungsbaugesellschaft (BWB). Die hat bereits fünf Planer angefragt, einen Ideenwettbewerb gestartet. BWB-Geschäftsführerin Kirsten Schönherr hat schon weitere Ideen für die Zukunft. Ihr Wunsch ist es, das Areal zu erweitern – bis an den Vorstau der Talsperre heran. „Sportpark Vorstau“ nennt sie deshalb das Projekt des neuen Skateparks.
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