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Bautzen: Miese Fußwege an der Flinzstraße

Schon für gesunde Menschen ist die Situation eine Zumutung. Noch härter trifft es Hanspeter Benad. Er ist krank und auf den Rollator angewiesen.

Von Tilo Berger
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Hanspeter Benad leidet an Parkinson und ist auf einen Rollator angewiesen. Damit kommt er auf den Fußwegen entlang der Bautzener Flinzstraße aber nur sehr beschwerlich voran.
Hanspeter Benad leidet an Parkinson und ist auf einen Rollator angewiesen. Damit kommt er auf den Fußwegen entlang der Bautzener Flinzstraße aber nur sehr beschwerlich voran. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Diese Wege sind schon für Menschen ohne Behinderung eine Zumutung. Motocross-Fahrer hätten hier sicher ihren Spaß - aber die beiden Buckelpisten sind die Fußwege beiderseits der Flinzstraße. Das ist nicht irgendeine Straße in Bautzen. Hier steht Haus an Haus, täglich laufen Hunderte Kinder hier entlang zum Sorbischen Schulzentrum, und nicht zuletzt ist die Flinzstraße die kürzeste Verbindung zwischen dem Zentrum und dem Stadtteil Gesundbrunnen.

Hanspeter Benad wohnt an dieser Straße und musste beobachten, wie zwei Zustände  immer schlechter wurden: seine Gesundheit und besagte Fußwege. Auf denen muss er aber oft gehen - meist zum Arzt. Seit zwölf Jahren leidet er an Parkinson, einer unheilbaren Erkrankung des Gehirns, die Zittern und Bewegungsstörungen verursacht.

Problem auch für Mütter mit Kinderwagen

Mittlerweile ist der 69-Jährige schon seit etwa fünf Jahren auf einen Rollator angewiesen, wenn er sein Haus verlassen möchte. „Wenn wenigstens eine Seite gut zu laufen wäre“, sagt er. Auf der Fahrbahn kann er mit dem Rollator nicht gehen - auf der Flinzstraße herrscht reger Verkehr, und an den Rändern parken Autos. „Das ärgert ja nicht nur mich“, erklärt Hanspeter Benad. „Auch Muttis mit ihren Kinderwagen haben hier echte Probleme.“

Quer über den Weg hat der Regen Rinnen gebahnt. Ein Schlagloch folgt auf das andere. Die Augen scannen ständig den Boden. Noch dazu geht es bis zum Schulzentrum bergan. Hanspeter Benad schüttelt den Kopf und wendet seinen Rollator. Er hat sich nie öffentlich über den Zustand dieser Wege erregt. „Aber jetzt kann ich nicht mehr anders.“

Stadt hat kein Geld für nötige Reparatur

Sächsische.de hat das Problem an einen Mann herangetragen, der sich ehrenamtlich um barrierefreies Planen und Bauen in der Kreisstadt kümmert: Gert Rolle vom Sozialverband VdK. Er wandte sich sofort an das städtische Bauamt: „Dort wird dann  geprüft, ob eine Instandsetzung ausreichend ist oder eine größere Baumaßnahme geplant werden soll.“

Für einen grundhaften Ausbau habe die Stadt mittelfristig kein Geld, antwortet Falko Wendler, Leiter des städtischen Hoch- und Tiefbauamtes: „Die Stadt wird die Wege lediglich im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht instand halten können, sodass für Fußgänger keine Gefahrenstellen entstehen.“

Leidenschaft für Fußball hilft ihm

Hanspeter Benad hätte sich und anderen Fußgängern Asphalt gewünscht. Er geht trotzdem weiter selbst einkaufen, trifft sich mit Freunden und ist auch oft auf der Bautzener Müllerwiese zu sehen, zu Heimspielen seines Herzensclubs Budissa. Für den Vorgängerverein Motor Bautzen schnürte er in jungen Jahren selbst die Fußballschuhe. Später war er lange Zeit als Schiedsrichter aktiv, bis er aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste.

Die Leidenschaft für den Fußball ist geblieben. Im Selbstverlag gibt er das Magazin „Einblicke & Ausblicke“ heraus, in den nächsten Tagen erscheint das zehnte. Mit den Jahren führte er dafür mehr als 900 Interviews mit ehemaligen und aktiven Spielern, Trainern, Schiedsrichtern und Sportreportern. Oft telefonisch, oft aber auch persönlich, am Rande von Fußballspielen, zu denen der Bautzener eingeladen und abgeholt wird. Im Korridor seines Hauses hängt ein großes Foto - es zeigt Hanspeter Benad inmitten der Traditionself des Deutschen Fußball-Bundes.

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