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Bekommt Bautzen einen neuen Sportpark?

Schon lange warten Bautzens Skater auf eine neue Bahn– doch vergangenes Jahr bremste der Stadtrat die Pläne aus. Nun kommt neuer Schwung in die Sache.

Von Theresa Hellwig
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Toni Lange (l.), Mitarbeiter im Mehrgenerationenhaus, und Streetworker Benno Auras sind überzeugt: Eine neue Skateranlage in Bautzen würde nicht nur Rollsport-Fans etwas bringen.
Toni Lange (l.), Mitarbeiter im Mehrgenerationenhaus, und Streetworker Benno Auras sind überzeugt: Eine neue Skateranlage in Bautzen würde nicht nur Rollsport-Fans etwas bringen. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Es klingt komisch und lustig, als Toni Lange erzählt, dass er als Kind einmal versucht hat, auf den Rampen der Skaterbahn im Stadtteil Gesundbrunnen in Bautzen eine Pizza zu backen. So sehr heizen sich die Rampen auf, berichtet der Skater, dass diese Idee eben nahelag. „Das hat zwar nicht geklappt“, sagt er, „aber sicher ist: Auf der Bahn verbrennt man sich gut.“

Schon seit Jahren fordern Bautzens Skater, dass eine neue Anlage gebaut wird. Denn die, die jetzt im Gesundbrunnen steht, sei nicht nutzbar. Auf die Frage, wann er das letzte Mal hier geskatet sei, reagiert Toni Lange nur mit einem Lachen. „In der Anfangszeit, als Jugendlicher“, sagt er dann, „war ich mal hier. Aber ich hatte direkt beim ersten Mal einen Unfall und habe mir das Sprunggelenk gebrochen.“ Zu glatt sei es gewesen, sagt er, aber er wolle das jetzt auch nicht nur auf die Rampen schieben. „Mir fehlte sicher auch die Erfahrung und die Konzentration.“

Risse, Kanten, falsches Material: Jetzige Anlage hat viele Mängel

Dennoch: Die Anlage ist in einem desolaten Zustand, da sind sich Toni Lange, der im Mehrgenerationenhaus im Gesundbrunnen arbeitet, und auch Pro Chance-Streetworker Benno Auras einig. Aber was genau ist denn so schlimm an der Anlage?

Um das zu verdeutlichen, zeigt Toni Lange auf eine der Rampen – an den Ort, an dem sie auf dem Asphalt aufliegt. Da ist eine Kante. „Die Rampen drücken mit der Zeit in den Asphalt“, sagt Toni Lange, „wenn einem beim Fahren der Schwung fehlt, bleibt man da hängen.“ Und auch Benno Auras kennt die Probleme. „Die Rampen sind so hingesetzt, wie man das vielleicht im Katalog sehen würde“, sagt er. Zum einen bergen sie keinen Anspruch, zum anderen „kann man die Strecken nicht ausfahren“, sagt Toni Lange. „Da sind immer direkt die anderen Rampen im Weg.“ Und Benno Auras sagt: „Auch zum Schwungholen ist kein Platz.“ Und dann ist da auch noch das Problem mit dem Material: Bei nur wenigen Regentropfen werden die Bahnen glitschig, bei Sonne heizen sie sich zu sehr auf.

Planer sollten Ahnung vom Rollsport haben

Eine bessere Anlage muss her, sind die beiden überzeugt. Eine, die aus einem Guss ist – aus Beton, zum Beispiel. „Die Planer müssen sich im Vorfeld Strecken überlegen“, erklärt Benno Auras.

Aber gäbe es denn überhaupt genug Nutzer? „Obwohl es in Bautzen keine Angebote gibt bisher“, sagt Benno Auras, „hat der Verein Bautzen Rollt etwa 30 Mitglieder.“ Und überhaupt: Eine solche Anlage wäre nicht nur für Skateboards gut, sondern auch für BMX-Räder, Roller oder Inliner, erzählt er. Und noch mehr: Eine neue Anlage, davon ist Benno Auras überzeugt, wäre ein Treffpunkt für viele Jugendliche – nicht nur Skater. „Die Kids sind frustriert über den Zustand der Anlage“, sagt er. Auch über die Stadtgrenzen Bautzens hinaus, ist Toni Lange sicher, würde eine gute Bahn Jugendliche anlocken.

Skateranlage war schon einmal Thema im Stadtrat

Die Forderung ist nicht neu. 2019 war sie sogar schon Thema im Bautzener Stadtrat. Damals sollten die Stadträte die wichtigste Voraussetzung für den Bau schaffen, nämlich entscheiden, dass Städtebaufördermittel für das Vorhaben zum Einsatz kommen dürfen. Doch der Beschluss wurde vertagt. Der Grund: Einigen Stadträten war das Vorhaben zu teuer, andere fanden, an dem Standort sollten lieber Wohnungen entstehen. Mittlerweile hat die Stadt aber herausgefunden: Die Anlage könnte an keinem anderen Ort entstehen - und Wohnungsbau wäre dort auch nicht möglich.

Nun kommt das Thema am 14. Oktober noch einmal auf die Tagesordnung. Es geht um eine Summe von 430.000 Euro, zwei Drittel sollen von Land und Bund gefördert werden. Im kommenden Jahr würden die Mittel verfallen – bis dahin müsste die Anlage stehen.

BWB hat noch mehr Pläne für die Anlage

Die Bautzener Wohnungsbaugesellschaft (BWB), die die Anlage bauen will, hat noch mehr vor. Eine richtige Sportanlage soll entstehen, mit einem Basketballplatz. „Aktuell weichen unsere Skater und BMX-er in andere Städte wie Görlitz und Dresden aus“, sagt BWB-Chefin Kirsten Schönherr. „Ich fände es toll, wenn auch Görlitzer und Dresdener einmal zu uns kämen, weil wir auch eine moderne Skateranlage haben.“ Das diene auch dem Image der Stadt, findet sie.

Allerdings könnten die Fördermittel nur an dem Ort eingesetzt werden, an dem die alte, verschlissene Anlage steht. Ein anderer Ort käme nicht in Frage. Doch Kirsten Schönherr spricht sich sowieso für genau diesen Standort aus. Sie hat bereits größere Pläne für den Sportpark, der nah am Stausee liegen würde. Sie stellt sich vor, das Areal langfristig noch weiter zu entwickeln - zum Beispiel um einen Bootsverleih zu erweitern.

Stadträte zum Großteil für das Projekt

Auch Bautzens Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) findet den Bau einer neuen Skateranlage für die Stadt wichtig. Kritisch hatten sich 2019 hingegen die CDU und das Bürgerbündnis geäußert. Heute klingen ihre Antworten anders: „In eine Stadt wie Bautzen mit ihren rund 40.000 Einwohnern gehört einfach eine vernünftige und zeitgemäße Skaterbahn“, sagt CDU-Fraktionschef Rolf-Alexander Scholze. Und Christian Haase, Sprecher des Bürgerbündnisses, berichtet, dass die Fraktion das Projekt befürwortet. „Schließlich soll es den Jugendlichen im Gesundbrunnen eine Attraktivität bringen, die hier dringend notwendig ist.“

Ohne Wenn und Aber, sagt Claus Gruhl, unterstützen die Grünen das Projekt. Und auch Andrea Kubank von den Linken und Roland Fleischer von der SPD sind dafür. Kritisch äußert sich nur die FDP, erinnert an die „riesengroße Weltwirtschaftskrise“ derzeit. Die AfD war für Sächsische.de zu diesem Thema nicht zu erreichen.

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