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Deponie Wetro wächst und reinigt Abwasser künftig selbst

Der Betreiber der Deponie Wetro baut eine Anlage zur Behandlung des Sickerwassers. Davon soll vor allem das Puschwitzer Wasser profitieren.

Von Uwe Menschner
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Das auf dem Gelände der Deponie Wetro anfallende Sickerwasser soll künftig in einer eigenen Aufbereitungsanlage behandelt werden.
Das auf dem Gelände der Deponie Wetro anfallende Sickerwasser soll künftig in einer eigenen Aufbereitungsanlage behandelt werden. © Uwe Menschner

Puschwitz. Die P-D Industriegesellschaft mbH will das in der Deponie Wetro anfallende Sickerwasser künftig in einer eigenen Anlage behandeln. Die Landesdirektion Sachsen hat den entsprechenden Antrag jetzt genehmigt. Allerdings muss das Unternehmen als Betreiber einige Auflagen erfüllen. Sächsische.de fasst die wichtigsten Fakten zusammen.

Was ist überhaupt Sickerwasser?

Beim Sickerwasser handelt es sich um Niederschlags- und Grundwasser, das durch die Deponie abfließt. Dabei löst es chemische Verbindungen aus der Deponie und führt sie mit sich. Diese Stoffe sind teilweise umweltschädlich und biologisch schwer abbaubar, sodass sie vor der Einleitung in Gewässer entfernt werden müssen. Das Sickerwasser der Deponie Wetro ist laut einer Analyse der wks Technik GmbH aus Dresden insbesondere mit Chlorid, Sulfat und Ammoniak belastet.

Warum wird die Behandlung des Sickerwasser geändert?

Bislang erfolgt die Behandlung des Sickerwassers aus der Deponie hauptsächlich in der kommunalen Kläranlage Wetro. Aufgrund der Beschaffenheit und der künftig anfallenden Mengen aus der Deponie Wetro könne das Sickerwasser nicht mehr über diese Anlage behandelt werden, heißt es in dem Genehmigungsantrag für die neue Anlage. Die Deponiefläche soll laut dem Antrag bis 2027 um 75.000 Quadratmeter auf circa 245.000 Quadratmeter wachsen, sodass im Endausbau mit einer täglichen Sickerwassermenge von 155 Kubikmetern gerechnet wird; derzeit sind es etwas über 100 Kubikmeter.

Wie arbeitet die neue Anlage auf der Deponie Wetro?

Die Sickerwasser-Behandlungsanlage soll östlich des bestehenden Regenrückhaltebeckens angelegt werden. Das anfallende Wasser wird dort zunächst im Vakuum destilliert, sodass einerseits ein nahezu salzfreies Destillat, andererseits eine hochkonzentrierte Salzlauge entsteht. Letztere muss in sicheren Behältern gelagert und extern entsorgt werden.

Im nächsten Schritt wird der im Destillat noch in großer Menge vorhandene Ammoniak mit Schwefelsäure zu Ammoniumsulfat gebunden, das als Düngemittel verkauft werden kann. Anschließend wird das Wasser zur Nachklärung durch Membranen geleitet. Nachdem die erforderlichen Beprobungen und Analysen erfolgt sind, wird das behandelte Deponiewasser zunächst in das bereits vorhandene Rückhaltebecken und von dort mit einer Höchstmenge von 250 Litern pro Sekunde in den Zulaufgraben des Puschwitzer Wassers geleitet.

Wie bewertet die Landesdirektion das Vorhaben?

Die Genehmigungsbehörde schätzt zunächst ein, dass „durch die Errichtung und den Betrieb der Anlage keine nachteiligen Umweltauswirkungen zu erwarten sind.“ Es sei nachgewiesen, dass „die Abwassereinleitung nicht zu einer Verschlechterung der Gewässergüte des Puschwitzer Wassers führt.“ Vielmehr werde sich den Wegfall des Sickerwasseranteils in der kommunalen Kläranlage die Situation für die Fischfauna verbessern. Auch „erhebliche Auswirkungen durch Lärm- und Geruchsimmissionen“ könnten ausgeschlossen werden.

Welche Auflagen erteilt die Behörde?

Der Betreiber muss „Platzreserven für eine weitergehende Reduzierung gewässerökologisch problematischer Stoffe“ vorhalten. Dies bezieht sich vor allem auf perfluorierte Substanzen (PFAS), bei denen die Landesdirektion mit einer Verschärfung der EU-Anforderungen rechnet, und bei denen das Puschwitzer Wasser sowie das Hoyerswerdaer Schwarzwasser gegenüber anderen Gewässern deutlich erhöhte Konzentrationen aufweisen würden. Weiterhin muss der Betreiber Maßnahmen für den Fall nachweisen, dass aus dem Auffangbehälter für Ammoniumsulfat Stoffe austreten. Dies sei mit dem Antrag noch nicht ausreichend geschehen.

Wie ist der aktuelle Baustand?

Die Landesdirektion Sachsen hat bereits im April 2023 den vorgezogenen Baubeginn für die Bodenplatte, die Halle sowie für Rohr- und Elektroleitungen genehmigt. Der Beginn der entsprechenden Arbeiten wurde im Juli 2023 angezeigt.