Darmkrebszentrum am Bautzener Krankenhaus geplant

Bautzen. Jonny Urban steigt über Kabel, Papierblätter mit Skizzen drauf und über noch nicht ganz ausgetrocknete Stellen am frisch aufgetragenen Boden. Doch das ist für ihn nichts Neues. Seit 13 Jahren, erzählt er, sieht er Baustellen wie diese. Alle am Bautzener Krankenhaus. „Ich habe hier alle drei großen Bauabschnitte mitgemacht“, erklärt der Baumanager. Er sei schon dabei gewesen, als dort, wo er jetzt gerade steht, die Notaufnahme gebaut wurde.

Was einst hochmodern und neu war, ist jetzt einem neuen Bauprojekt gewichen. Hier entsteht ein Endoskopiezentrum. Mittels Endoskopie lassen sich über eine Kamera an einem biegsamen Gummischlauch, die über Körperöffnungen eingeführt wird, Organe betrachten.
Neues Zentrum hat mehr Behandlungsräume
Die Bauarbeiten für das neue Zentrum befinden sich bereits im Endspurt. Und die, so sieht es Reiner Rogowski, Geschäftsführer der Oberlausitz-Kliniken, waren „brennend notwendig“. Bis Ende November reiche derzeit die Warteliste auf einen Termin für eine Gastro- oder Koloskopie, also Magen- oder Darmspiegelung. „Und das“, sagt Rogowski, „ist ja bereits die verbesserte Lage.“ Was er damit meint? Das Bautzener Krankenhaus habe bereits personell aufgestockt.
Aber es sei eben nicht nur die personelle Lage ein Problem. Auch die räumliche Situation der Endoskopie sei zuletzt dürftig gewesen. So befinden sich die Räume, die mit schweren Schiebetüren ausgestattet sind, direkt an der Magistrale, die durch das Krankenhaus führt. Wer dort entlang läuft, wirft nahezu automatisch einen Blick in die Zimmer. Diskretion? Schwierig.
Laut Rogowski haben diese zwei Kernprobleme zu der Entscheidung geführt, das neue Endoskopiezentrum zu bauen und auch personell aufzustocken. „Ende der zweiten Corona-Welle“, so erklärt der Geschäftsführer, „haben wir mit den Bauarbeiten begonnen.“ Mitte Oktober sollen sie abgeschlossen sein, Ende Oktober ziehen medizinisches Gerät, Patienten und Personal in den neuen Trakt.
Neue Räume können auch als Intensivstation dienen
Vom Eingang des Krankenhauses aus gesehen, befindet sich das neue Zentrum im rechten Trakt des Gebäudes - und nicht mehr an der „Hauptverkehrsader“. Statt drei Untersuchungsräumen gibt es künftig fünf.
Bei dem Umbau handelt es sich um ein millionenschweres Projekt: Etwa 760.000 Euro stecken die Oberlausitz-Kliniken allein in den baulichen Teil. Für etwa 620.000 Euro schaffen sie neue Medizintechnik an.
Dabei geht es nicht nur um solche für die Endoskopie. „Wir haben einiges aus der Pandemie gelernt“, berichtet Reiner Rogowski. Das neue Endoskopiezentrum könne auch als eine Art Erweiterung der Intensivstation genutzt werden, wenn es denn nötig ist. „Wir haben Geld für die Aufrüstung unseres technischen Geräts bekommen, davon haben wir unter anderem Beatmungsgeräte gekauft“, berichtet Rogowski. Im neuen Endoskopiezentrum wird es auch einen Überwachungsraum mit bis zu neun Plätzen geben. Auch in den Untersuchungsräumen könnten bei Bedarf Beatmungsbetten eingerichtet werden.
Ambulanter Bereich soll ausgebaut werden
Als Intensivstation soll der neue Bereich im Krankenhaus aber nur in Ausnahmefällen genutzt werden. Vorrangig soll er einem anderen Zweck dienen. Neben den stationären Behandlungen soll nämlich auch der ambulante Bereich ausgebaut werden und somit die Lage für Menschen mit Magengeschwüren, Bauchspeicheldrüsen- oder Darmkrebs verbessert werden. Medizinisches Versorgungszentrum und Krankenhaus arbeiten hier eng zusammen.
Langfristig will das Klinikum weiter aufstocken. Zum einen durch interne Umverteilungen – zum anderen aber auch von außen. „Wenn es Bewerbungen gibt, wollen wir neu einstellen“, sagt Reiner Rogowski, „das betrifft sowohl den ärztlichen Bereich als auch die Pflegekräfte.“ Entscheidend sei dabei das Wörtchen „wenn“: Dass es kein leichtes Unterfangen ist, Ärzte für den ländlichen Raum zu finden und auch im Bereich der Pflege ein Mangel an Bewerbern fehlt, davon berichtet das Krankenhaus schon lange.
Patienten werden älter, Tumore schwerwiegender
Sicher ist: Der Bedarf ist da, erklärt Reiner Rogowski. Zum einen mache sich der demografische Wandel bemerkbar. „Es gibt mehr ältere Leute. Das bedeutet, dass auch mehr Leute eine medizinische Versorgung benötigen. Wir beobachten auch, dass die Tumore in den letzten Jahren schwerwiegender geworden sind.“ Viele Leute kämen nicht mehr zur Vorsorge. Vielleicht, weil sie nur schwer einen Termin bekommen – vielleicht, weil sie sich wegen Corona nicht getraut haben.
Das Endoskopiezentrum soll helfen, die Versorgungslücke zu schließen. Und es soll Grundlage für ein größeres Projekt sein. „Langfristig wollen wir uns zu einem Darmkrebszentrum weiterentwickeln“, sagt Reiner Rogowski. Das bedeutet: Das Zentrum will sich noch mehr spezialisieren – und auch im Bereich der Ausbildung mehr Möglichkeiten bieten. Denn auch das, so Rogowski, sei im Zweifel ein Argument für einen Arzt, der überlegt, ob er in den ländlichen Raum zieht.