Bautzens berühmteste Musikschüler

Bautzen. Die Kreismusikschule Bautzen feiert ihr 70-jähriges Bestehen. Am 1. September 1951 wurde sie als Volksmusikschule gegründet. Lernen konnte man zu Beginn nur Violine und Klavier.
Inzwischen gibt es ein breites musikalisches Angebot. Und auch die Schülerzahlen sind stetig gewachsen, heute lernen hier jährlich um die 2.500 Schüler, wie Margitta Luttner von der Musikschule sagt. Sächsische.de stellt einige vor, die danach eine musikalisch-künstlerische Laufbahn eingeschlagen haben.
„Allerwichtigster Baustein in meiner Ausbildung“

„Allerwichtigster Baustein in meiner Ausbildung“ - so bezeichnet Gabriela Maria Schmeide ihre Erfahrungen an der Musikschule. Während ihrer gesamten Schulzeit hat sie hier gelernt: Musiktheorie, Geige, Gesang und Klavier. Außerdem war sie im Kinder- und später im Mädchenkammerchor. "Die Erfahrung im Chor war sehr prägend, besonders dass man dabei Teil eines Ganzen ist und zusammen etwas schafft", sagt die aus Fernseh- und Kinofilmen bekannte Schauspielerin. In dieser Zeit seien viele Freundschaften entstanden; der Kontakt bestehe zum Teil bis heute und man treffe sich auch mal zum Singen der alten Kammerchorlieder.
Gut erinnert sich Schmeide noch daran, wie sie mit hochgezogenen Schultern durch die Gänge der Musikschule ging, wenn sie wieder nicht ausreichend geübt hatte. "Ich war keine sehr fleißige Schülerin", sagt sie lachend. Doch die Erfahrungen in der Musikschule prägen sie bis heute - auch in ihrer Arbeit als Schauspielerin. Noch immer verehrt sie Dr. Magdalene Kemlein, die unter anderem den Mädchenkammerchor leitete. „Wenn jemand fragt, nenne ich sie als eine der wichtigsten Personen auf meinem Weg.“
„Eine ausgefüllte und glückliche Zeit“

Schon im zweiten Jahr an der Musikschule schrieb ihr Geigenlehrerin Veronika Noack ins Hausaufgabenheft: „Wenn Anett Geige studieren will, muss sie mehr üben.“ Was sie offenbar tat; mit zwölf Jahren wurde Anett Baumann in Dresden an der Spezialschule für Musik „Carl Maria von Weber“ aufgenommen – und studierte anschließend Geige und Kammermusik.
Heute ist sie Mitglied der 1. Violinen der Staatskapelle Dresden und unterrichtet eine eigene Violinklasse an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Aufgewachsen in einem musikalischen Elternhaus, besuchte sie ab 1975, mit Beginn ihrer Schulzeit, die Musikschule. Bis zur fünften Klasse hatte sie Geigen- und Theorieunterricht, Gehörbildung, war im Chor und Orchester. „Ich verbrachte viele Nachmittage mit der Musik“, sagt sie.
Besonders wichtig war für sie das gemeinsame Musizieren mit anderen, das gemeinsame Singen schon auf dem Weg zur Musikschule. „Es war eine ausgefüllte und glückliche, prägende Zeit. Ich bin dankbar, dass ich dort sein durfte, mit all den Menschen, die zu dieser Zeit an der Musikschule waren.“
"Hatte vor Elternvorspielen große Angst und Panik"

Dass Johannes Stolle mal auf einer Bühne vor Tausenden von Zuschauern stehen würde, war für ihn nicht vorherzusehen. "Nach Erzählungen meiner Mutter hatte ich schon vor Elternvorspielen große Angst und Panik, hätte am liebsten mit dem Rücken zum Publikum gespielt", erinnert sich der Bassist der Bautzener Band Silbermond.
Angefangen hat er in der zweiten Klasse mit Konzertgitarre. Durch seine Lehrerin Johanna Keller kam er zur Big Band, die zu diesem Zeitpunkt einen Bassisten suchte. Außerdem war er mit seinem Bruder Thomas, der heute Gitarrist bei Silbermond ist, im Akkordeon-Orchester. "Mit anderen zusammen zu musizieren und gemeinsam etwas zu schaffen, macht einfach Spaß."
Nach sechs Jahren an der Musikschule wollte er dann etwas anderes, "mehr die Musik spielen, die ich selber mag", wie von den Red Hot Chili Peppers oder den Beatles. Die Zeit an der Musikschule möchte er trotzdem nicht missen. "Es gab immer wieder tolle Ausfahrten und Auftritte. Und man hat gelernt, dass man auch dranbleiben und üben muss, um etwas zu erreichen."
„Großes Glück mit allen, die mich hier unterstützt haben“

Eigentlich sollte Andreas Pietschmann mit zehn Jahren anfangen, Trompete zu spielen. Kurz vor der ersten Unterrichtsstunde schlug er sich jedoch einen halben Zahn aus und musste auf Klarinette umschwenken. Dabei ist er bis heute geblieben: als Bass-Klarinettist im MDR-Sinfonieorchester. Aber er unterrichtet inzwischen auch selbst Schüler und Studenten – unter anderem weil ihm seine eigene Zeit an der Musikschule so viel gegeben hat.
Weil lange nicht klar war, ob er Musik studieren oder doch die Tierarztpraxis der Eltern übernehmen will, lernte er in der Oberstufe kurz vor der Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule „noch schnell“ Klavier bei Margitta Luttner. „Ich habe großes Glück gehabt mit allen, die mich auf meinem Weg unterstützt und vorbereitet haben.“
Ab und zu trifft er noch die Klarinettisten des Gewandhausorchesters Ingolf Barchmann und Thomas Ziesch, die wie er bei Andreas Wenk in Bautzen gelernt haben. Zusammen mit MDR-Fagottist Carlo Schütze, der auch aus Bautzen kommt, hat er im Alter von etwa zwölf Jahren Aufnahmen als Bläserquintett für eine Fernsehsendung mitgemacht – die allerdings nie ausgestrahlt wurde.
"Die Instrumente wirken als Lehrer und Impuls"

Den Organisten Johannes Krahl kann man wohl zu Recht als Ausnahmetalent bezeichnen. Im Alter von 18 Jahren gewann er 2017 den Internationalen Gottfried-Silbermann-Orgelwettbewerb. Heute studiert er sowohl Kirchenmusik als auch Orchesterdirigieren in Leipzig. Angefangen hat seine musikalische Laufbahn im Alter von fünf Jahren in Bautzen, als er begann, Klavier zu spielen. „Über die Kirche kam im Alter von zwölf Jahren dann die Orgel dazu", erzählt er.
Wenn er sich an diese Zeit erinnert, denkt er vor allem an seine Lehrer, die ihn auch über den Unterricht hinaus unterstützt haben: mit zusätzlichen Stunden oder der Begleitung zu Wettbewerben. Michael Vetter, einer seiner Orgel-Lehrer, fuhr mit ihm in Vorbereitung auf den Silbermann-Wettbewerb zu verschiedenen Silbermann-Orgeln. "Das ist wichtig, denn die Instrumente selber wirken als Lehrer und Impuls." Zu ihm und seinem weiteren Lehrer Matthias Pfund steht er auch heute noch in gutem Kontakt. Besonders haben ihm die Wettbewerbe und Preisträgerkonzerte Spaß gemacht.
"Ich habe viele positive Erinnerungen an diese Zeit"

Besonders in Erinnerung geblieben sind Hans Lehmann die schwere Eingangstür zur Musikschule und der Geruch von Trompete und Öl in den Kellerräumen, in denen sein Unterricht stattfand. Nach der musikalischen Grundausbildung begann er mit sieben Jahren den Trompeten-Unterricht bei Clemens Kowollik. „Von ihm habe ich mir die große Begeisterung für die Musik abgeschaut“, erzählt er.
Einmal in der Woche ging er zum Trompeten-Unterricht, hinzu kamen die Proben in Ensembles und Orchestergruppen. „Ich bin immer gern in die Musikschule gegangen und habe viele positive Erinnerungen an diese Zeit.“ Beispielsweise an die Bläsergruppe „Friday Brass“, die sich immer am Ende der Woche traf, oder an die „gefühlt Tausend Mal“, die er am Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen habe, aber auch an das Spielen zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes oder das Turmblasen.
„Es war einfach schön, neben der Schule etwas Eigenes zu machen, auf das man stolz sein kann, und sich auszudrücken.“ Nach seinem Studium in Hamburg und Detmold ist der 29-Jährige nun Solo-Trompeter des Philharmonischen Orchesters der Stadt Ulm.