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Mehr Betten, größerer Seminarraum: Baustart am Fischereihof Kleinholscha

Für die Erweiterung des Umweltbildungszentrums rollen jetzt die Bagger an. Was sich verändert und wie der Zeitplan aussieht.

Von Uwe Menschner
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So, wie auf dem von Angelika Schröter (l.) und Romy Reinisch präsentierten Modell, soll das künftige Umweltbildungszentrum in Kleinholscha aussehen.
So, wie auf dem von Angelika Schröter (l.) und Romy Reinisch präsentierten Modell, soll das künftige Umweltbildungszentrum in Kleinholscha aussehen. © Uwe Menschner

Neschwitz. „Der Fischereihof Kleinholscha symbolisiert im Kleinen, was der Region im Großen noch bevorsteht.“ Nämlich den Strukturwandel – weg von alten, überkommenen Strukturen hin zu neuen, moderneren. Romy Reinisch, die für Kreisentwicklung zuständige Beigeordnete des Bautzener Landrates, weiß, wovon sie spricht.

Hat sie doch in ihrer vorherigen Funktion bei der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung (SAS) genau solche Projekte wie den Umbau des Fischereihofes in dem kleinen Neschwitzer Ortsteil Kleinholscha zum Umweltbildungszentrum begutachtet und hinsichtlich ihrer Strukturwandel-Tauglichkeit bewertet.

Und ist dabei – zusammen mit ihren damaligen Mitarbeitern – offenbar zu einem positiven Ergebnis gekommen: „Schließlich entsteht hier ein ganz besonderer Lern- und Erlebnisort, der wissenschaftliche Forschungsarbeit, praktischen Naturschutz und Umweltbildung verknüpft.“ Am 16. März 2023 konnte der erste Spatenstich für das Vorhaben vollzogen werden.

Zentrum wird nach ökologischen Maßgaben gebaut

„Dem sind zwei Jahre intensiver Planungsarbeit vorausgegangen“, erklärt Angelika Schröter. Sie ist Geschäftsführerin des Vereins Naturschutzstation Neschwitz, welcher die Trägerschaft über den Fischereihof inne hat. Denn wenn ein eng mit der Natur verbundener Verein baut, dann soll das Ergebnis auch entsprechend umweltfreundlich und nachhaltig sein.

„Mit dem Architekturbüro Reiter aus Dresden haben wir einen gleichgesinnten Partner gefunden“, freut sich die Geschäftsführerin. Was darunter zu verstehen ist, erläutert Mitarbeiter Fridtjof Schneider, der in Kleinholscha als Bauleiter fungieren wird: „Anstelle des vorhandenen Altbaus errichten wir einen mit Lehm verputzten Holz-Rahmenbau mit Einblasdämmung“ - das bedeutet, dass der Dämmstoff in Form von Granulat mithilfe eines Gebläses zwischen Wand und Fassade eingebracht wird.

Wie in dieser Planzeichnung soll das künftige Seminargebäude des Umweltbildungszentrums aussehen, wenn es fertig ist.
Wie in dieser Planzeichnung soll das künftige Seminargebäude des Umweltbildungszentrums aussehen, wenn es fertig ist. © Visualisierung: Reiter Architekten

Diese Methode eignet sich für natürliche Dämmstoffe wie Holzfasern oder Zellulose und gilt als ebenso umweltfreundlich wie kostengünstig. Die im Außenbereich geplante Kalthalle soll eine Fassade aus Lärchenholz erhalten und eine Photovoltaik-Anlage tragen, die wiederum den Strom unter anderem zum Betrieb von Wärmepumpen liefert. „Ich freue mich sehr auf dieses Projekt, denn nicht immer kann man im Einklang mit dem Bauherren so hohe ökologische Ansprüche verwirklichen“, sagt Fridtjof Schneider.

Der Gang über den Hof zum WC entfällt künftig

Doch warum muss der Fischereihof überhaupt umgebaut werden? Erfreute er sich doch, wie Geschäftsführerin Angelika Schröter versichert, auch in der Vergangenheit schon großer Beliebtheit. „Gerade das wurde mehr und mehr zum Problem“, beantwortet sie die Frage. „Wir stoßen immer wieder an unsere Kapazitätsgrenzen.“ Bislang stehen im Schlafsaal 15 Betten zur Verfügung: „Eine Schulklasse ist aber in der Regel größer. Man kann sich dann mit Zelten behelfen, doch was macht man bei Gewitter?“

Im Zuge des Umbaus wird der vom Eingang aus gesehen linke Gebäudeteil abgerissen und durch den bereits erwähnten zweigeschossigen Neubau ersetzt, in dem zwei Schlafsäle mit je 15 Betten Platz finden. Dann können Schulklassen nach Geschlechtern getrennt untergebracht werden, der Gang über den Hof zum WC entfällt. Auf die doppelte Größe erweitert sich auch der Seminarraum. Eine Trennwand ermöglicht es künftig, zwei Gruppen gleichzeitig zu betreuen. Für die bislang hauptsächlich im Freien abgestellte Technik der Naturschutzstation entsteht die Kalthalle, welche den ersten Bauabschnitt bildet.

Ab Herbst 2024 können wieder Gruppen übernachten

Die Kosten für den Umbau wurden im Zuge der Projektplanung mit etwa 2,5 Millionen Euro ermittelt, „das war allerdings noch vor den Preissteigerungen, die zuletzt den Baubereich prägten“, wie Angelika Schröter erklärt. Die ersten Ausschreibungen, die mittlerweile erfolgt sind, zeigten jedoch keine größeren Abweichungen von den geplanten Kosten. So herrscht Zuversicht, dass der gesetzte Rahmen weitgehend einhalten werden kann.

„Und auch zeitlich sind wir gut im Rennen“, versichert die Geschäftsführerin. Bereits in der kommenden Woche rollen die Bagger an, um das Fundament für die Kalthalle zu legen. Die Arbeiten am Unterkunfts- und Seminargebäude sollen im Sommer beginnen, und für den Herbst 2024 ist die Fertigstellung geplant.

Übernachtungen sind ab sofort nicht mehr möglich. „Wir haben schon einige Anfragen ablehnen müssen. Unsere Projekte wollen wir aber trotzdem weiterführen – in der Naturschutzstation im Neschwitzer Park oder auch hier im Außengelände an den Teichen“, betont Angelika Schröter. Ab dem Herbst 2024 können Gruppen und Schulklassen dann den neuen Komfort genießen – und erfahren, was den „Strukturwandel im Kleinen“ ausmacht.